Gedanken Kamera

Olympus OM-D E-M1 Mark II – Erste Eindrücke

In den vergangenen Beiträgen schilderte ich meinen Kameratotalausfall und warum ich mich dann für eine E-M1 Mark II als neue Kamera entschied. Hier nun der dritte Teil in dem ich meine ersten Eindrücke zur neuen Kamera schildern möchte.

Die E-M1 Mark II ist nun wirklich nicht mehr neu und es wurde schon viel darüber geschrieben. Ich werde also kein umfassendes Review schreiben sondern schildern, was mir aufgefallen ist – positiv und negativ – und welchen Eindruck ich im Vergleich zur alten Mark I bisher gewinnen konnte, nachdem ich ein Shooting damit durchgezogen und einige Tests damit gemacht habe.

Firmware Update

Sofort als die Kamera bei mir eintraf, zwei Tage bevor es zu einer Hochzeit ging, packte ich die E-M1 Mark II sofort aus und war erst einmal enttäuscht, dass der mitgelieferte Akku nicht geladen war. Während ich mit Chris eine Happy-Shooting-Folge aufnahm, lud der Akku und nach der Aufnahme konnte ich mich an die Einrichtung der Kamera machen… durchs Menü, diverse Einstellungen anpassen, etc., weiter unten mehr dazu.

Ich suchte die kleinen Autofokus-Punkte, die ich von der Mark I kannte und fand sie nicht. Am nächsten Tag, einen Tag vor der Hochzeit, fand ich heraus, dass die kleinen Fokus-Punkte mit einer neueren Firmware nachgereicht wurden.

Aktuell war Firmware V2.1 – Ich prüfte die Kamera und, oh Wunder, sie wurde mit V1.3 geliefert bigsmile

Ich installierte die Olympus-Anwendung zur Firmware-Aktualisierung – warum sollte ich meinen Mac anschließend starten? Überbleibsel einer Windows-Installationsroutine? wink – und schloss die Kamera an. Sehr gut gefiel mir die USB Type-C Buchse an der Kamera, was für eine Wohltat gegenüber den Mini- und Micro-USB Buchsen!

Überraschung: Die Software sicherte meine Kameraeinstellungen, installierte die Version 2.1 und stellte die Einstellungen dann wieder her – Obwohl im Info-Dokument ausdrücklich stand, dass bei einem Update von 1.x auf 2.x die Einstellungen verloren gehen würden smile Ich habe mich gefreut!

Die ganze Prozedur war in wenigen Minuten erledigt. Keine große Sache.

Einstellungen

Kirche in Jork – Hier fand die Hochzeit statt auf der ich die Kamera zum ersten Mal einsetzen konnte

Die Einstellungen-Untermenüs bei der Mark II sind nicht mehr farblich kodiert, alles ist monochrom am Display. Das ist sehr schade. Ich kann nur vermuten, dass die Entscheidung getroffen wurde, weil es zu viele Seiten wurden und die Farben ausgegangen sind? Hm, die Seiten gehören trotzdem in logischen Gruppen zusammen und Farbe hätte der Übersicht nicht geschadet… find’ ich.

Sei’s drum, die komplette Menülogik entspricht der der Mark I, ich fand mich sehr schnell zurecht. An vielen Stellen gab es nun mehr Optionen, mehr Menüpunkte oder Menüpunkte bekamen Untermenüs.

  • Im Videobereich gab es nun eine Clips-Option für kurze Videoschnippsel, vermutlich fertige Happen für Instagram-Stories oder ähnliches.
  • Für Serienbilder gab es nun viel mehr Optionen. Zum einen konnte ich nun bis zu 60 Bilder/s wählen. Es war wählbar, welche Auslöse-Optionen man hinter einem Button oder im Schnellzugriffmenü zur Wahl haben möchte – Silent, Antishock, etc. jeweils in Kombinationen mit H, L, usw. Schön, dass man sich den Zugriff vereinfachen kann indem man abwählt, was man ohnehin nie verwendet smile
  • Es gab nun zwei SD-Karten-Slots und damit verbunden einige neue Möglichkeiten – Wie sollen die Slots verwendet werden, was soll wohin geschrieben werden, was soll passieren wenn eine Karte voll ist und so weiter.

Das sollen nur ein paar Beispiele sein. Im Autofokusbereich gab es auch Änderungen und die Empfindlichkeitssteuerung für den C-AF – CF-Lock – hat nun auch eine neue Logik, die noch weniger durchschaubar wirkt als bei der Mark I – Die Einstellung geht nun von +2 bis -2 und 0 bedeutet aus. bigsmile Ich werde mich damit noch genauer befassen müssen.

Ansonsten habe ich mir den Autofokus wieder auf AEL-Taste gelegt, habe ISO auf der hinteren Fn-Taste im direkten Zugriff, Fokus-Peaking ist auf der oberen Fn-Taste, die Lupe auf einer Taste neben dem Objektiv…

Erste Eindrücke

Noch bevor der erste Akku geladen war merkte ich, dass die Kamera deutlich besser in meiner Hand lag als die Mark I, der etwas tiefere Griff wirkt und tut gut.

Links die Mark I, Rechts die Mark II – Der Wahlhebel für die zweite Button-Ebene wurde umgedreht, dadurch rückt der AEL-Button weiter nach außen was ihn deutlich besser erreichbar macht.

Die AEL-Taste für den Backbutton-Fokus ist deutlich nach rechts gerückt und ist jetzt sehr bequem mit dem Daumen zu erreichen. Bei der Mark I musste ich mir eine leicht gestreckte Haltung angewöhnen, bei der Mark II ist einfach genau richtig. Was beim Vergleich auch zu sehen ist: Der Menü-Button wanderte nach rechts außen an die Stelle, an der vorher der Wiedergabe-Button war, der nun wiederum etwas weiter nach unten gerutscht ist. Eine Kleinigkeit, die mich aber noch über Tage irritiert hat, da ich immer wieder die Menütaste drückte, wenn ich eigentlich die letzten Bilder betrachten wollte – Das Muskelgedächtnis kann sehr stark sein. Hier hätte ich es schöner gefunden, wenn die Menütaste nach unten gewandert wäre.

Unten die Mark I, oben die Mark II – Der Griff wurde etwas tiefer, was sich deutlich bemerkbar macht. Das Modus-Wahlrad hat jetzt C1 – C3 bekommen, worüber ich nur bedingt glücklich bin

Meistens arbeite ich im manuellen Modus und fand es bei der Mark I sehr praktisch, dass ich mit einem Klick am Wahlrad zum Videomodus wechseln konnte. Das geht bei der Mark II so nicht mehr, weil zwischen M und Video nun drei Benutzer-Modi C1 bis C3 liegen. Es könnte nun sehr praktisch sein: Ich kann mir Kameraeinstellungen für drei Szenarien auf diese Modi liegen und diese schnell auswählen. Der Haken an diesen Benutzer-Modi: Die jeweils letzten Änderungen werden sich nicht gemerkt!

In der Theorie ist es gut, dass man eine bestimmt Einstellung zuverlässig abrufen kann wenn man z. B. auf C1 wechselt. Beispielsweise Einstellungen für Sport mit C-AF und größerem AF-Feld. In der Praxis schalte ich aber häufiger zwischen M und C1 um weil nicht ständig Bewegung auf mich zu stattfindet. Hatte ich nun in C1 Belichtungseinstellungen angepasst und ein anderes Fokusfeld gewählt, so verliere ich diese Anpassungen wenn ich zurück auf M wechsele und dann zurück auf C1 gehe. Das bedeutet: Wenn ich schnell von M zurück auf C1 gehe, weil nun wieder eine Bewegung für Serienbilder läuft, muss ich dran denken erneut die Belichtung anzupassen und das Fokusfeld einzustellen… Bitte Olympus, macht da mal was dran – Ich möchte gerne die letzten Anpassungen gespeichert wissen, ansonsten ist das in meiner Praxis eher hinderlich als nützlich.

Das Schwenk-Display… Für Video ist das ziemlich sicher richtig toll, weil man dann einen Kontrollmonitor von vorne sehen kann. Zum Fotografieren fand ich das Klapp-Display – rauf/runter – praktischer. Nun muss ich das Display erst ausklappen und dann wieder zu mir drehen. Wenn ich fertig bin mit dem Bild, muss es wieder zurück gedreht und eingeklappt werden. Hm, vielleicht gewöhne ich mich mit der Zeit dran, ist jetzt einfach eine neue Bewegung die mir nun zeigt, wie oft ich das Klappdisplay wirklich benutzt habe… Oft! smile

Auch bei relativ wenig Licht hatte der Autofokus kaum Probleme.

Die Mark II ist schneller, in fast allen Belangen. Der Autofokus springt schneller zum Ziel, da er nun (nahezu immer) von Phasen-Autofokus-Punkten unterstützt wird, die als Kreuzsensoren ausgelegt wurden. Auslösen wirkt schneller und satter. Serienbilder bis 60 Bilder/s mit elektronischem Verschluss und ohne Autofokus-Nachführung. Nur das Einschalten der Kamera wurde nicht spürbar beschleunigt – das war aber auch schon vorher nicht wirklich langsam.

Mein Plan ging voll auf: Die Bedienung ist identisch zur Mark I. (Fast) Alle Knöpfe sind dort, wo ich es vom Vorgänger her kannte, zumindest im Verhältnis. Wie schon geschrieben ist der AEL-Button besser platziert, dafür sind Menü und Play leicht gewandert, so dass ich reflexartig daneben drückte – Es dauerte ein paar Tage bis ich mich daran gewöhnt hatte.

Auch das Menü hat, wie oben schon beschrieben, zwar mehr Einträge, folgt aber der vertrauten Logik, so dass ich mich sofort zurecht fand.

Die alten Akkus können leider nicht verwendet werden, wirklich schade. Die neuen Akkus sind größer und schwerer – 73g statt 51g – und leider lassen sie sich 180° gedreht einsetzen, bekommt dann aber keinen Kontakt. Das ist schade! Olympus hätte meiner Meinung nach zwei Möglichkeiten gehabt: Entweder eine Seite des Akkugehäuses schräg machen um ein gedrehtes Einsetzen mechanisch zu verhindern – Die Akkus der Mark I haben zwei runde Buckel die dafür sorgen – oder man hätte die Kontakte am Akku Mittig und spiegelkompatibel anbringen können, so dass der Akku auch gedreht Kontakt bekäme. So ist es gut möglich, dass ich in Eile bei schlechtem Licht den Akku erstmal falsch herum einsetze, das wird die Zeit zeigen.

Beim ersten Einsatz

Inzwischen war ich auf einer Hochzeit unterwegs und habe für mich privat einige Aufnahmen zum Ausprobieren gemacht. Ich habe noch längst nicht alles ausprobiert, noch kein Video gemacht und möchte noch lernen, wie ich die C1 bis C3 Einstellungen, die ich über das Einstellrad erreiche, für mich anpassen kann.

Was ich aber feststellen konnte:

Der Sucher und das Display hatten bei meiner Mark II ab Werk sehr unterschiedliche Farbdarstellungen. Das Display war wesentlich kühler eingestellt. Das konnte ich durch die Einstellungen gut genug angleichen, indem ich den Sucher etwas kühler und das Display etwas wärmer machte.

Insgesamt sind Sucher und Display wesentlich näher an der Wahrheit als bei der Mark I – die wirkt im Vergleich grün-/blaustichig, also ein Hang ins gelbliche. Da ich das Bild gewohnt war, wirkte die Mark II anfangs komplett verkehrt für mich, zu satt, zu magenta… Bis ich die beiden mal in Ruhe vergleichen konnte und es dann “klick” machte smile

Der Verschluss ist wirklich verdammt leise. Bei der Hochzeit merkte kein Gast, wenn das Bild gemacht wurde, obwohl ich nahe vor ihnen stand. Bei normalen Umgebungsgeräuschen ist das leisere, jetzt gedämpftere Klicken nicht zu hören.

Der Autofokus ist wirklich flotter. Die typischen Probleme im Vergleich zum Autofokus-System einer DSLR bleiben aber bestehen, weil der Phasen-AF bei den spiegellosen – ich glaube nicht nur bei Olympus – anders funktioniert:

Der Phasen-AF nimmt nicht immer das naheste Motiv. Phasen-AF und Kontrast-AF arbeiten immer zusammen. Über den Kontrast unter den gewählten Autofokus-Punkten wird entschieden, was wohl den meisten Erfolg verspricht. Der Phasen-AF dirigiert das Objektiv dann blitzschnell auf die entsprechende Entfernung und ggf. wird über den Kontrast-AF noch ein feiner Schritt korrigiert. So oder so ähnlich.

Das Problem daran ist nur, dass ein kontrastreicher Strauch im Hintergrund mehr Erfolg für das System verspricht als eine Person oder ein Gegenstand im Vordergrund. Es ist also weiterhin überraschend, wenn die Kamera plötzlich haarscharf am Gesicht vorbei den Strauch als wichtiger empfindet.

Nun kann man eine Gruppe von AF-Punkten aktivieren und die Kamera wird das Motiv stärker gewichten, das unter den meisten AF-Punkten liegt. Meistens. Das macht die Arbeit mit spiegellosen generell anders und manchmal auch frustrierender als mit DSLR-Systemen:

  • Habe ich nur einen zentralen AF-Punkt aktiviert, muss ich schon sehr genau zielen und aufpassen. Auch eine kleine AF-Gruppe funktioniert gut für einzelne Objekte und Personen
  • Zack, hat man plötzlich ein Pärchen vor der Kamera. Jetzt ist eine zentrale Fokusgruppe eher unpraktisch weil sie immer zwischen die Personen zielt. Also Gesichtserkennung aktivieren
  • Die Gesichtserkennung funktioniert wirklich gut und erkennt mehrere Gesichter. Toll für Einzelperson, Pärchen und Gruppe… Aber nicht mehr, wenn in einem Saal hinter dem Pärchen noch viele andere Gesichter sind. Das System scheint die Entfernung und Größe der Gesichter zu ignorieren. Schnell – wirklich, auch bei wenig Licht – sind die Gesichter im Hintergrund scharf gestellt und das Pärchen im Vordergrund wird ignoriert. Also Gesichtserkennung in dieser Situation abschalten und wieder Fokuspunkt oder -Gruppe auf einen der beiden legen

Das ist jetzt nicht neu mit der Mark II, das war bei der Mark I auch schon so, allerdings reagierte diese doch etwas anders, vermutlich weil die Mark II einfach mehr und besser sieht oder erkennt durch die Phasen-Kreuz-AF-Punkte. Mit meiner DSLR hatte ich einfach den mittleren Fokus-Punkt aktiv und habe geschwenkt – Aus irgendeinem Grund klappt das mit den spiegellosen nicht so gut und ich habe damit häufiger leichte Unschärfen.

Der C-AF wirkt weicher, nicht so sprunghaft und scheint sich satter auf bewegten Motiven einzurasten, solange sich diese auf mich zu oder von mir weg bewegen. Das konnte ich noch nicht intensiv ausprobieren, es fiel bei einem ersten Zufallstest aber direkt positiv auf. Ich lehne mich aber noch nicht aus dem Fenster für eine definitive Bewertung, dazu muss ich mehr damit machen. Auch das Tracking habe ich noch nicht ausprobiert mit der Mark II – bei der Mark I hatte ich es lieber deaktiviert wink

Abschließend

Die Kameraöse rechts oben ist wirklich unglücklich platziert. Ich habe trotzdem meinen Chief-Mate-Strappen dran und ich komme erstmal klar damit.

Und silberfarben ist sie auch nicht und es hat sich auch noch niemand gemeldet, der diese Kameras professionell umlackieren kann bigsmile … Silber oder Kupfer-Optik, wie cool wäre das denn… Na gut, das ändert an den Fotos nichts aber es war mir aufgefallen: Auf die silberne E-M1 wurde ich bisher noch bei jeder Veranstaltung angesprochen. Mit der schwarzen E-M1 war die Kamera kein Einstiegsthema in interessante Gespräche.

Die Mark II ist nun meine Hauptkamera, die Mark I als Backup dabei.


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