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Bilderrahmen – Glasvergleich

Zu meiner grundsätzlichen Überlegung, ob und wenn ja welche Art von Glas ich in einem Bilderrahmen benutzen könnte und wollte und ob sich Museumsglas für mich lohnen würde, schrieb ich bereits. Dabei entstanden viele Aufnahmen von den Gläsern und in diesem Beitrag hier, möchte ich Euch daran teilhaben lassen.

Vergleichen wir also mal die verschiedenen entspiegelten, matten und gar nicht behandelten Gläser.

Glossy

Dies sind wohl die günstigsten und einfachsten Gläser die man in einem Rahmen verwenden kann. Es gibt noch Ausführungen als Sicherheitsglas, wo zwei dünnere Scheiben mit einer Folie verbunden werden damit es bei Bruch keine Splitter gibt die herumfliegen, solche habe ich aber nicht hier und ich gehe davon aus, dass sich dabei an den Reflexionen nur wenig ändern wird.

v.l.n.r.: Normalglas, White glass, Plexiglas (jeweils die Glossy Variante)

Diese Gläser sind im Grunde Spiegel durch die man ein Bild betrachtet smile Es muss schon sehr dunkel im Raum sein damit sich dieser nicht im Glas spiegelt. In den meisten Fällen kann ich mich selbst erkennen wenn ich vor dem Bild stehe was um so schlimmer wird, je mehr ich durch den Raum beleuchtet werde.

Die Reflexionen sind unverfälscht und schonungslos. Der Blick durchs Fenster wird so heftig reflektiert, dass die Aufnahme in diesem Bereich sogar überbelichtet wird. Das darunter liegende Foto ist nicht mehr zu erkennen, stattdessen nur ein grüner Busch der draußen vor einer weißen Wand steht.

Diese Gläser würde ich nur bei sehr knappen Budget nehmen wenn das Bild trotzdem geschützt werden soll. Mein Favorit wäre hier die Plexiglas Variante, weil das Glas dann wenigstens deutlich leichter ist.

Anti-Gloss – Entspiegelt

Diese Gläser werden aufwendig mit einer nur wenige Mikrometer dünnen Schicht versehen die dafür sorgt, dass einfallendes Licht phasenverschoben reflektiert wird. Dadurch löschen die reflektierten Lichtwellen sich gegenseitig aus und reduzieren so die Reflexion auf 3% bis zu 1% je nach Variante.

Was beeindruckend klingt, funktioniert aber nur, wenn man 90° zum Bild, also direkt davor stehend hineinschaut. Es bedeutet eben nicht, dass überhaupt keine Lichtquellen oder ähnliches mehr reflektiert würden. Helle Fenster und Lampen im Sichtfeld sieht man doch noch recht deutlich.

v.l.n.r.: Mirogard Plus, Mirogard, Optium Museum Acrylic (jeweils die anti-glare Variante)

Im Gegensatz zu den unbehandelten glossy Gläsern konnte ich hier sehr deutlich erkennen, dass die Reflexionen sehr stark reduziert werden. Es ist sehr schwer diesen Eindruck in einem Foto festzuhalten aber ich denke man erkennt hier eindeutig, dass die Reflexionen geringer sind.

Die Aufnahmen entstanden alle mit exakt denselben Einstellungen und während bei den glossy Gläsern die Reflexionen bis zum reinen weiß überstrahlen, sind sie hier um viele Blendenstufen geringer, so dass man sogar in der direkten Reflexion noch das darunter liegende Foto erkennen kann.

Den einigen Unterschied zwischen den verschiedenen Gläsern den ich mit meinen Augen feststellen konnte, war die Farbe der Reflexion. Das einfache Mirogard-Glas (Mitte) tendiert zum bläulichen, das Mirogard Plus (Links) mit UV-Schutz geht ins Lila. Das Acryl-Museumglas (Rechts) färbt die Reflexion deutlich grünlich.

In diesem Vergleich empfand ich die Reflexion beim Mirogard Plus am angenehmsten, vermutlich weil die Färbung am unauffälligsten für mich war. Das Acrylglas wäre eigentlich wegen des deutlich geringeren Gewichts mein Favorit dieser drei Gläser… Ich müsste es einfach noch an anderen Wänden ausprobieren die vielleicht weniger extrem sind.

Matt

Die matten Gläser haben eine mikroskopisch feine Struktur auf einer oder auf beiden Seiten. Für diesen Vergleich hatte ich Gläser, die nur auf einer Seite mattiert waren.

Umgangssprachlich werden diese Gläser auch gerne als “entspiegelt” bezeichnet was aber im Grunde ein nicht zutreffender Begriff ist. Wie eine Entspiegelung funktioniert habe ich oben beschrieben bei den anti-gloss Gläsern.

Der Trick ist hier, dass reflektiertes Licht gestreut wird. Statt also wie bei einem Spiegel eine scharfe Reflexion zu zeigen, entstehen hier weiche Lichtwolken. Die Reflexionen sind daher weiterhin sehr hell aber nicht mehr scharf zu erkennen und deshalb für unsere Augen weniger ablenkend, weil wir nicht dauernd versuchen auf die Reflexion zu fokussieren.

v.l.n.r.: Normal glass, White glass, Plexyglass (jeweils in der matt/glossy Variante)

Das matte Plexiglas (rechts) streut am diffusesten. Unter den matten Gläsern fand ich dieses am angenehmsten. Die Reflexionen waren am unauffälligsten weil es im Grunde keine kontrastreichen Kanten mehr gab (hier gut am reflektierten Fenster zu sehen). Außerdem ist es deutlich leichter als die anderen Gläser.

Direkt danach kam für mich das matte Normalglas (links). Beim matten Weißglas (Mitte) erschienen mir Reflexionen schon fast wieder zu detailreich. Sowohl beim Normalglas als auch beim Weißglas kann ich die kleinen Lichtpunkte durch den Rolladen noch erkennen, beim Weißglas aber etwas mehr.

Im Gegensatz zu den entspiegelten Gläsern ist die Reflexion an sich hier genauso kräftig wie bei den glossy Gläsern – nur eben nicht so kontrastreich scharf. Ideal wäre vermutlich ein mattes & entspiegeltes Glas aber das ist vermutlich physikalisch nicht möglich.

Durch die Streuung des Lichtes wirkt sich die Reflexion auch über das ganze Bild aus. Hier ist es ein 21×21 cm Rahmen und das Fenster, das sich unten rechts spiegelt, streut hier über die komplette Fläche und verringert so den Kontrast des Bildes. Bei den anti-gloss Gläsern passiert das nicht, dafür sieht man als Betrachtender immer ein gestochen scharfes Fenster im Bilderrahmen und das Auge wird so vom zweiten Motiv abgelenkt.

Wichtig auch: Das matte Glas sollte nicht zu weit weg vom Bild sein. Je dicker ein Passepartout wird, desto weiter weg ist die Scheibe und desto unschärfer erscheint das Foto selbst, dann auch das Bild selbst wird für Betrachtende gestreut. Hier im Beispiel liegt die Scheibe direkt auf dem Foto, was für das matte Glas im Grunde ideal ist, für das Bild selbst aber wiederum nicht unbedingt wink

Fazit

Habe ich ein Fazit? Unbehandelte Gläser empfehle ich nicht vor einem Bild – Zumindest in meiner Wohnung funktioniert das nicht gut. Entspiegelte Gläser bringen wirklich etwas, die Reflexionen sind sehr deutlich reduziert und in weniger extremen Fällen als hier gezeigt, würde ich die vermutlich auch empfehlen. Im direkten Vergleich mit den unbehandelten Gläsern ist es erstaunlich zu erleben, wie wenig man sich selbst darin spiegelt in den allermeisten Fällen. Ist schon toll. Die matten Gläser erscheinen mir in solchen extremeren Situationen angenehmer zu sein als die entspiegelten. Die Reflexion ist zwar heller aber das Auge möchte nicht ständig auf den reflektierten Hintergrund schauen. Dadurch habe ich zumindest den Eindruck mehr vom Bild erkennen zu können oder zumindest weniger abgelenkt und angestrengt zu sein.

Die Acrylgläser sind sehr viel leichter (halbes Gewicht etwa?!). Das fällt schon bei 21×21 cm sehr deutlich auf. Bei größeren Rahmen könnte das durchaus ein Argument sein je nachdem wie man die Rahmen an was für Wänden befestigen möchte. Man vertut sich schnell dabei wie schwer ein Alu-Rahmen mit Bild, Passepartout und Glasscheibe werden kann.

Und weiterhin schiebe ich meinen Gedanken noch nicht weg, die Bilder ganz ohne Glasscheibe im Rahmen zu präsentieren. Bild, Passepartout und Rahmen, fertig. Kein Staubschutz aber dafür nur dann Reflexionen, wenn ich ein entsprechendes Papier verwende. Drucke auf Fine Art Papier wären so immer und aus jedem Winkel zu betrachten.


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