Kamera

Paper Shoot – Spielzeug, Spaß oder kreatives Helferlein?

Im Slack vom Happy Shooting Podcast wurde ich über Hörer Ferdinand aufmerksam auf eine sehr einfache Kompaktkamera, die mehr als stylishes Accessoire vermarket wird smile Es handelte sich um die Paper Shoot Kamera die von einem französischen Unternehmen vermarkted wird.

Eine kompakte Kamera mit 28 mm Äquivalent, 18 Megapixeln und austauschbaren Hüllen in schicken Stilen.

Meine Neugier war geweckt und ich bestellte ein Examplar. Mit einem Weihnachtsrabatt und Versand aus Frankreich waren es am Ende knapp 153 €. Bestellt an einem Samstag Vormittag, geliefert am folgenden Dienstag Nachmittag aus Frankreich. Schauen wir mal, was ich dafür bekam.

Die Paper Shoot selbst und auch das Gehäuse kommen in Papp-Verpackungen

Das Konzept

Die PaperShoot besteht aus zwei Teilen: Die eigentliche Kamera und eine austauschbare Hülle.

Die Kamera selbst ist ein Modul, eine Kunststoff-Platine mit allen elektronischen Modulen darauf. Zentrales Stück ist das Modul aus Sensor und Objektiv. Am unteren Rand ist ein Fach für zwei AAA-Batterien oder Akkus, an der Seite ein SD-Karten-Slot und ein USB-C Anschluss.

Im Grunde lässt sich die Kamera schon so benutzen, fasst sich aber nicht gut an wink Daher gibt es eine Fülle an Hüllen zu erwerben. Diese Hüllen fassen sich an wie ein fester und glatter Karton. Laut Hersteller ist es ein Material aus Kalkstein und biologisch abbaubarem Harz. Die Hülle wird um das Kamera-Modul gefaltet und mit zwei Schrauben fixiert.

Die Bedienung

Es gibt wenig einzustellen und die Bedienung reduziert sich auf ein absolutes Minimum mit ein paar versteckten Optionen.

Paper Shoot Vorderseite. Links im Bild der Auslöser, der in der Hülle teils ausgeschnitten ist um beweglich zu sein. Alles andere (außer ganz in der Mitte das winzige Objektiv) ist nur gedruckt.

Auf der Vorderseite ist ein Taster. Drückt man diesen, passiert folgendes:

  • Die Kamera schaltet sich ein, was mit einem Piep-Ton quittiert wird
  • Es wird ein Foto gemacht und gespeichert, was mit einem digitalen Verschluss-Sound bestätigt wird
  • Nach kurzer Zeit schaltet sich die Kamera wieder aus – davon bekommt man nichts mit.

Das war’s. Die Blende ist fix bei f⁄2.2, die Belichtungszeit laut Spezifikationen fix bei 1⁄30 Sekunde.

Auf der Rückseite gibt es einen Schalter um zwischen Vier Modi zu wechseln:

  • Farbe
  • Schwarz-Weiß
  • Sepia
  • Blautöne

Die Farbe und Schwarz-Weiß Einstellungen machen genau das, was man erwarten würde. Sepia und Blautöne fand ich bisher nicht so eingängig. Sepia bedeutet nicht, dass ein gefärbtes Schwarz-Weiß-Bild entsteht, das Bild hat eher eine wärmere Tönung, bei den Blautönen ist es eher eine kühlere Tönung. Mein erster Verdacht ist, dass hier einfach ein anderer Weißabgleich gewählt wird, aber einen intensiveren Test konnte ich noch nicht machen.

Versteckte Funktionen

Tatsächlich kann die Paper Shoot auch 10 Sekunden lange Videos und Zeitraffer aufnehmen. Allerdings nur dann, wenn man sie über den USB-C-Anschluss mit einer externen Stromquelle verbindet.

Ist die Kamera über USB-C mit einer Power-Bank oder ähnlichem verbunden, kann man auf der Rückseite auf den dritten (Sepia) Filter stellen um beim Auslösen jeweils 10 Sekunden Videos aufzunehmen. Wählt man den vierten Filter (Blautöne) wird ein Zeitraffer aufgenommen.

Wie lang der Zeitraffer läuft, wird auf Herstellerseite nicht beschrieben, ausprobiert habe ich es noch nicht weil es auch keine Befestigung für ein Stativ gibt.

Erweiterungen

Cleveres Konzept: Man kann die Paper Shoot nachträglich um Funktionen erweitern. Dazu kann man Erweiterungskarten, so genannte Function Cards oder Filter Cards, erwerben. Jeweils ein Kärtchen kann in das Kameramodul gesteckt werden, auch ohne die Hülle zu entfernen. Auf diesem Weg lassen sich verschiedene Farb- und Verlaufsfilter erwerben aber auch z. B. die Möglichkeit für Doppelbelichtungen.

Es gibt auch Aufsteck-Linsen für Makro, mehr Weitwinkel, Fischauge, Sterneneffekte, …

Schicke Trageriemen und Tragetaschen sind ebenfalls verfügbar.

Qualität – Erster Test

Als ich die Kamera an einem Dienstag Nachmittag bekam, war es bereits relativ dunkel draußen und ich versuchte die Weihnachts-Deko in der Nachbarschaft festzuhalten.

Vorweg: Einen richtigen Sucher gibt es nicht. Es ist ein Loch im Gehäuse durch das man grob die Richtung festlegt, was da exakt auf dem Bild landet ist kaum vorherzusehen. Mit etwas mehr Erfahrung dürfte dieses Schätzen aber besser werden. 28 mm sind ziemlich weitwinklig, passt also. Und es ist im Grunde alles von vorn bis hinten scharf, ich musst also auf nichts besonderes achten. Ein Display um zu sehen was man aufgenommen hat gibt es ebenfalls nicht, wie früher beim Fotografieren mit Film darf man sich später überraschen lassen smile

Die Kamera tat sich in der Dämmerung mit den sehr hellen Lichtern etwas schwer. die Lichter überstrahlten und der Weißabgleich war durchweg zu kühl. Ich habe die Fotos am Computer etwas nachbearbeitet.

Nachtrag: Inzwischen fand ich Dank der Fotos für diesen Beitrag heraus, dass vor dem Objektiv noch eine Schutzfolie klebte – Daher das schöne leuchten/glühen der Lichter bigsmile … also, äh, das war natürlich Absicht so wink

Die Schwarz-Weiß-Bilder fand ich gar nicht so schlecht, auch wenn ich hier in der Nachbearbeitung noch etwas die Kontraste verstärkt habe. Das Bild im Treppenhaus entstand bei nahezu völliger Dunkelheit und das Ergebnis habe ich in der Bearbeitung aufgehellt. Das Spiel aus Licht und Schatten wurde aber gut eingefangen. Es rauscht zwar heftig, stört mich bei diesem Motiv aber nicht.

Ein Test bei Tageslicht steht noch aus, ist aber unklar wann ich dazu komme.

Hier nochmal die Motive vor der Bearbeitung – Ich habe hier lediglich die Hochformate korrekt ausgerichtet. Die Paper Shoot hat keinen Lagesensor und Portrait-Aufnahmen landen dann im Querformat auf der Speicherkarte.

Zweiter Kurztest, erste Probleme

Ich war noch einmal bei gutem Wetter draußen und hatte ein Problem mit der Paper Shoot: Ich hörte zwar das Piepen als Bestätigung, dass sich die Kamera eingeschaltet hatte, dann aber nicht das digitale Auslösergeräusch. Ich versuchte es mehrmals und ein paar Mal hörte ich den Auslöser, die meiste Zeit aber nicht.

Zu Hause bestätigte sich: Wenn ich den Auslöser-Sound nicht hörte, dann wurde auch kein Bild gemacht.

Warum genau, erschloss sich mir aber nicht. War es zu kalt draußen? Waren die AAA-Akkus zu schwach? Kommt die Kamera nicht gut mit Akkus, also 1,2 V pro Akku statt 1,5 V klar? Ich werde die Akkus mal frisch aufladen und schauen was passiert, außerdem werde ich mich mal nach 1,5 V Akkus umschauen, die gibt es inzwischen ja auch.

Nun waren die meisten Aufnahmen, die dann doch gemacht wurden, privater Natur und die Personen möchte ich hier nicht ohne Einverständnis zeigen. Immerhin eines in Schwarz-Weiß ist etwas geworden und ich zeige es hier wie es aus der Kamera kam, ohne Bearbeitung

Aufgenommen mit der Paper Shoot am sonnigen Tag in den Himmel. Unsicher, ob diese Aufnahme im Schwarz-Weiß-Modus oder im Sepia-Modus entstand, vermutlich Sepia.
Dasselbe Bild leicht bearbeitet. Reines Schwarz-Weiß, Himmel etwas heller und die Schatten etwas aufgehellt um feinere Strukturen sichtbar zu machen.

Technische Daten

Die technischen Daten kommen hier ganz am Schluss, weil es darum bei dieser Kamera überhaupt nicht geht. Jedes Smartphone schlägt die Paper Shoot in allen Belangen.

  • 18 Megapixel die als JPG auf einer SD-Karte mit maximal 32 GB gespeichert werden
  • Blende f⁄2.2 und eine feste Belichtungszeit von 1⁄30 Sekunde mit versteckter Option für kurze Video-Clips und Zeitraffer
  • Festes Objektiv mit 28 mm Kleinbildäquivalent
  • ISO 100-3200 wird automatisch gewählt
  • Zwei AAA Batterien oder Akkus erforderlich die in der Kamera via USB-C geladen werden können
  • Über USB-C bekommt man die Fotos auch auf den Computer, man kommt aber auch an die SD-Karte ohne das Gehäuse abzunehmen
  • Ein-Knopf-Bedienung

Viel Mehr gibt es eigentlich auch nicht zu sagen

Fazit

Keine Frage, jedes SmartPhone schlägt diese Kamera um Längen. Die Paper Shoot ist langsam, die Bildqualität bei wenig Licht ist nach aktuellen Maßstäben unterirdisch, Bildausschnitt zu bestimmen ist im Grunde nicht möglich und selbst für die rabattierten rund 150 € wirkt diese Kamera aus technischer Perspektive maßlos überteuert. Für 99 € wäre ich versöhnlicher und für 49 € wäre sie vermutlich fair eingepreist.

Und trotzdem hat sie für mich irgendwas. Sie ist flach, leicht, fast sich mit ihrer kartonartigen Hülle angenehm an und erinnert bei der Nutzung eher an die alten Polaroids und andere Konzepte, wo man auch eher grob gezielt hat und es ein paar Sekunden dauerte bis man ein Bild gemacht hatte.

Ein paar Testbilder mit dem Canon Selphy QX20 gedruckt

Die Paper Shoot lädt ein zum Spielen, es ist entspannend mal nicht über alle möglichen Parameter nachdenken zu müssen, egal ob bewusst oder unterbewusst. Draufhalten, Klick, weitergehen. Es ist was es ist.

Dann wieder klickt der Preis in den Kopf und so entspannt das Konzept sein mag, es ist für den Preis eben nichts, was man in größerer Stückzahl bei einer Feier auslegen möchte damit die Gäste einfach etwas Spaß am Tag haben können.


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