Gerade läuft auf Kickstarter ein Projekt namens “I’m Back”. Es handelt sich dabei um einen Bausatz für ein digitales Rückteil für analoge 35mm-Spiegelreflex-Kameras.
Diese Idee ist nicht neu und es wurde, seit die digitale Fotografie anfing erschwinglich zu werden, immer wieder versucht ein Produkt zu erstellen, mit dem man seine alte Spiegelreflex-Kamera zu einer digitalen Kamera umrüsten könnte.
Soweit ich weiß hat es es kein Projekt geschafft. Entweder gaben die Erfinder vorzeitig auf, fanden für bestimmte Fragen keine Antworten oder die Nische war so klein, dass keine nennenswerte Nachfrage vorhanden war und das Projekt eingestellt wurde.
Nun hat es ein Tüftler aus Italien realisiert und die Kickstarter-Kampagne ist bereits erfolgreich finanziert, obwohl sie zum Zeitpunkt dieses Beitrags noch 30 Tage läuft…
Digitale Kameras immer besser und günstiger
Inzwischen gibt es für ein paar hundert Euro viele gute Digitalkameras am Markt, auch Spiegelreflex-Technik muss digital keine 1.000 Euro mehr kosten. Auf der anderen Seite erlebt die analoge Fotografie einen Aufschwung. Film einlegen, belichten und sogar selbst entwickeln ist reizvoll und bietet so viele kreative Möglichkeiten. Eine digitale Weiterbearbeitung schließt sich dank guter Scanner oder vorhandener digitaler Kamera – zum Abfotografieren der Negative – nicht aus.
Der Bastler-Trieb
Warum also überhaupt noch einen Gedanken an ein digitales Rückteil verschwenden?
Vermutlich nur aus einem tiefen Bastel- und Experimentiertrieb heraus. Ein uralter Wunsch der mit immer günstigerer Technik erschwinglich wird und von jedem Bastler realisiert werden kann smile
Wenn Ihr so einen Basteltrieb besitzt, wenn Ihr alte Spiegelreflexkameras – im 35mm-Format – habt und wenn Ihr damit mal digital fotografieren möchtet, dann ist dieses Kickstarter-Projekt vielleicht genau das richtige für Euch smile
Das Projekt
Der Italiener Samuel Mello Medeiros hat sich mit einem 3D-Drucker, einem Raspberry Pi und einem passenden Kameramodul ein universelles, digitales Rückteil für seine alten SLR gebastelt. Dazu gehört natürlich auch eine Software für verschiedene Funktionen.
Normalerweise würde ich für so ein Projekt keinen Blogbeitrag verfassen – Dieses finde ich aber wirklich cool smile Warum?
Weil man selbst bestimmen kann, wie viel man basteln möchte. Für $35 bekommt man die 3D-Druck-Dateien. Hat man Zugang zu einem 3D-Drucker, kann man sich die Halterung selbst drucken – und vielleicht sogar an eigene Bedürfnisse anpassen. Die Hardware muss man sich dann natürlich selbst besorgen, wobei ein Raspberry Pi und auch das aktuelle 8 Megapixel Kameramodul nicht wirklich teuer sind.
Hat man keinen 3D-Drucker zur Hand, gibt man max. $133 aus und bekommt die Kunststoffteile zugeschickt. Für $349 gibt es Kunststoff- und Elektronikteile fertig zusammengebaut zum direkt Loslegen.
Wer nun etwas programmieren kann, dem stehen Softwareseitig sicher viele kreative Möglichen bereit. Das Kameramodul unterstützt auch Video… Mit dem richtigen Kommando könnte man also mit jeder alten Spiegelreflex Videos drehen smile
Umsetzung
Ich werde das Produkt zwar nicht kaufen – Mir ist es zu klobig und wenn ich analog spielen oder arbeiten möchte, dann nehme ich meine Mittelformat oder Großformatkamera – es hat mich aber trotzdem interessiert, wie Samuel die Herausforderung gelöst hat.
Er schreibt so gut wie keine Details auf der Kickstarter-Seite. Von dem was er schreibt und von den Videos und Bildern her vermute ich aber folgendes:
- Statt eines großen und teuren Sensors platziert er eine Mattscheibe anstelle des Films. Das ist ein wichtiger Unterschied zu allen anderen Projekten die ein digitales Rückteil erschaffen wollten.
- Die Mattscheibe wird dann mit einem günstigen 8-Megapixel-Kameramodul abfotografiert. Dadurch, dass das Bild bereits auf der Mattscheibe projiziert wurde, ist für Schärfentiefe die Sensorgröße jetzt egal! Die Schärfentiefe findet ja auf der Mattscheibe statt.
- Damit das Kamera-Modul weiß wann es ein Bild machen soll, wird die Hardware über ein Sync-Kabel mit der Blitz-Synchron-Buchse der Kamera verbunden. Sobald also der erste Vorhang oben ist, wird ein Impuls ausgelöst und der Raspberry Pi kann ein Bild aufnehmen.
- Da der Raspberry vermutlich nicht schnell genug reagieren kann um bei jeder Belichtungszeit rechtzeitig das Bild aufzunehmen, soll die Kamera in den Bulb-Modus gesetzt werden. Das löst mehrere Probleme: Zum einen muss der Computer nicht im exakten Bruchteil einer Sekunde reagieren. Zum anderen kann die digitale Kamera jetzt so lange die Mattscheibe abfotografieren wie es notwendig ist um eine anständige Belichtung hinzubekommen.
- Die Belichtungszeit wird also vermutlich elektronisch über den Computer geregelt werden und ich vermute, diese wird immer deutlich länger sein als man erwarten würde – schließlich wird das Bild auf der Mattscheibe etwas dunkler sein.
Was meint Ihr? Ist das was für Euch? Wenn Ihr da mitmacht, zeigt mir doch hinterher mal Ergebnisse smile Zum Beispiel als Link zu Euren Bildern in einem Kommentar.
Oder ist das totaler Quatsch, viel zu klobig und von der Qualität nicht brauchbar? smile