Hinweis: Olympus hat mir die im folgenden beschriebene Ausrüstung für einen Test zur Verfügung gestellt. Ich wurde aber nicht für diesen Bericht oder meine Meinung bezahlt.
Da kam sie also an, gerade noch rechtzeitig zum Spielzeugladen-Workshop in Hannover, eine E-M10 mit einigen Objektiven. Eine Woche lang durfte ich sie behalten und ausprobieren. Dass diese Zeit viel zu knapp sein würde, sollte ich noch erfahren.
Kein Review, oder?
Ich möchte hier kein detailliertes, technisches Review für die E-M10 schreiben. Davon gibt es genug im Netz. Ich bin technisch interessiert und kann mich für Details auch begeistern aber hier geht es mir mehr um die Anwendungsseite. Wie fühlte sie sich an, wie kam ich damit klar, kann ich mir die Kamera als mein Eigentum vorstellen? Wer eine Punkt-für-Punkt Vorstellung der Menüpunkte sucht, der ist hier falsch. Hier werden keine Pixel unters Mikroskop gelegt sondern überlegt, ob ich mir ein professionelles Shooting mit der Kamera vorstellen kann, welche Stärken und Schwächen ich persönlich sehe.
Eine Woche lang hatte ich ausschließlich die kleine E-M10 dabei. Meine 5D und auch andere Spiegelreflex habe ich in dieser Zeit nicht angefasst.
E-M10 – meine Gedanken und Erfahrungen
Ein erstaunlich kleiner Karton erreichte mich. 2,7 kg. Darin enthalten
- die E-M10 mit zwei Akkus, Ladegerät, Kabeln
- ein Handgriff
- 14-42mm/3.5-5.6
- 25mm/1.8
- 45mm/1.8
- 75-300mm/4.8-6.7
Größe und Gewicht
Erster Eindruck: Ganz schön klein das Ding. Ich hatte die Kamera noch nicht eingeschaltet, da war mir klar, dass ich den Handgriff dran schrauben wollte. Der sorgt dafür, dass die Kamera etwas höher und die Griffmulde deutlich dicker wird. So konnte ich die immer noch recht kleine Olympus besser und länger halten. Das Gewicht ist dabei so gering, dass ich die Kamera nach kurzer Zeit gar nicht mehr bemerkte wenn ich sie mir über die Schulter gehängt hatte. Krass.
Die Bedienung fand ich aufgrund der geringen Größe des Gehäuses durchaus anstrengend. Auslöser und vorderes Eistellrad waren kein Problem. Das hintere Einstellrad empfand ich als zu weit links. Die frei belegbaren Fn-Knöpfe, einer oben, einer hinten, traf ich nach einigen Tagen zuverlässiger, die streckenweise wichtige Info-Taste musste ich aber auch nach einer Woche häufiger suchen. Es geht schon recht eng zu auf der Rückseite.
Elektronischer Sucher
Klingt geschwollen, ist halt ein kleines Display auf das man schaut. Nimmt man die Kamera ans Auge wird der kleiner Sucher aktiviert. Nimmt man sie wieder weg, wird das große Klappdisplay aktiviert. Der Sucher ist DER Diskussionspunkt bei dieser Art von Kameras. Ich fand ihn die ersten Tage sehr gewöhnungsbedürftig. Dann stellte sich langsam ein vertrauter Effekt ein. Als ich dann nach einer Woche meine 5D ans Auge nahm passierten zwei Dinge: Im dunklen Zimmer wunderte ich mich, weil ich kaum etwas sah und ich wünschte mir den elektronischen Sucher. Draußen in der Sonne freute ich mich über die bessere Auflösung/Darstellung der Mattscheibe aber suchte verzweifelt das Live-Histogram.
Auch toll: Bei meiner 5D habe ich die Mattscheibe gegen eine mit Hilfslinien getauscht. Bei der OM-D kann man sich so ein feines Gitter einfach optional einblenden lassen und sogar noch wählen, welches Gitter man gerne hätte. So ein digitaler Sucher hat schon seine Vorzüge.
Der elektronische Sucher war flott. Bei schnellen Schwenks zog er leichte Schlieren, fing sich aber sehr schnell wieder. Im Dunkeln war er sehr hilfreich weil man überhaupt mal sah was man fotografieren wollte. Ich denke, dass ich mich nach einer Woche an den Sucher gewöhnt hatte. Nach einem Monat würde er mir vermutlich kaum mehr auffallen.
Bei der E-M10 gab es allerdings ein Ding, dass mich gestört hat. Man kann einstellen, ob man ein konstantes Sucherbild haben möchte, also von der Helligkeit her, oder ob man eine reale Vorschau seiner Belichtungseinstellung haben möchte. Ich hatte letzteres Eingestellt. Ich war im Manuellen Modus unterwegs und wenn ich an Blende, Belichtungszeit oder ISO etwas änderte, so wurde das Bild im Sucher entsprechend heller oder dunkler. So konnte ich schon ohne Testschuss sehen, wie das Bild werden würde…
…zumindest fast. Ich hatte den Eindruck, dass diese Vorschau nur innerhalb gewisser Grenzen funktionierte. Drängte man die Kamera in eine etwas stärkere Über- oder Unterbelichtung, so glich der Sucher dies wieder automatisch aus. Hatte ich also eine Belichtung eingestellt, verließ mich auf die Vorschau und schwenkte jetzt die Kamera in den Himmel oder auf eine Baumreihe, so änderte sich plötzlich die Vorschau im Sucher. WTF? Kein Auto-ISO, Manuelle Blende und Belichtungszeit. Und tatsächlich war das fertige Bild am Ende wirklich dunkler bzw. heller als der Sucher es zeigte. War ich dagegen in eher gleichmäßig beleuchteten Bereichen unterwegs passte die Vorschau 100%ig. Das hat mich gewundert und genervt. Entweder habe ich eine Vorschau auf die ich mich verlassen kann oder ich brauche sie nicht. Ich wünschte mir eine zuverlässige Vorschau. Wenn ich überbelichte, dann habe ich im Zweifel einen weißen Sucher. Na und? Ich möchte das Ergebnis im Sucher sehen – wenn ich diese Option aktiviert habe.
Falls es da noch eine weitere Option in der Kamera gegeben haben sollte, die ich übersehen habe, bitte ich um Entschuldigung und freue mich über Kommentare dazu, denn das wird nicht mein letzter Test gewesen sein smile
Sucher und Display
Schon cool was aktuelle Geräte so für Möglichkeiten haben. Richtig praktisch war es, dass man sich ein Live-Histogram einblenden lassen konnte. Alternativ auch zwei elektronische Wasserwaagen. Erst dachte ich, dass sei ein überflüssiges Gimmick, doch beim Shooting am See, wo ich dank Klappdisplay oft aus einer tiefen Position gearbeitet habe, waren diese beiden Balkengrafiken echt hilfreich.
Der Sucher war praktisch um bei sonnigem Wetter ein Foto zu prüfen. Das Display war bei praller Sonne natürlich zu schwach. Bei bewölktem Wetter war das Display allerdings wirklich überraschend gut. Dass ich ein Live-View mal so mögen würde, hätte ich auch nicht gedacht. Meine 5D hat so etwas nicht und daher hatte ich es auch nie vermisst.
Was mich etwas genervt hat: Hatte man ein Foto gemacht, so wurde dieses Bild auch im Sucher kurz angezeigt. Man kann das auch deaktivieren, aber dann wird es gar nicht mehr angezeigt, auch nicht auf dem Display. Mein Wunsch: Eine Option, um das gerade gemachte Bild kurz auf dem großen Display anzuzeigen aber nicht im Sucher! Warum nervte mich das? Weil man in der Zeit kein Live-Bild mehr sieht. Ich beobachte aber nach einem Foto sofort wieder, durch den Sucher, mein Motiv. Gerade bei bewegten Motiven ist mir das sehr wichtig. Am liebsten würde ich das Live-Bild im Sucher komplett unterbrechungsfrei sehen wollen. Wenn das Foto gemacht wird ist der Sucher allerdings schwarz. Bei einer Spiegelreflex ganz normal. Bei einem elektronischen Sucher hatte ich gedacht, dass das anders möglich wäre. Immerhin, schaltet man den Review ab, ist das Live-Bild sehr schnell wieder da, ich würde sagen vergleichbar mit einer Spiegelreflex, vielleicht noch einen Tick langsamer.
Zu den Objektiven
Von Links nach rechts: 25mm/1.8, 45mm/1.8, 75-300mm/4.8-6.7
Die sind schon klein. Und leicht. Niedlich. Ich dachte, die kleinen wirft man zurück ins Wasser? smile OK, das Telezoom ist schon groß aber für die Brennweite dann doch wieder sehr kompakt.
Streulichtblenden scheinen aber bei Olympus aber auch ein Luxus-Gut und damit nicht im Lieferumfang enthalten zu sein?! Da es eine Leihgabe war, kann ich nicht sagen, ob nur etwas fehlte oder ob das bei Auslieferung auch so ist. Als ich mir jedoch die Konstruktion des 25mm und 45mm betrachtete stärkte sich mein Verdacht. Für das 25mm lag eine Streulichtblende im Karton aber die passte nicht?! Ich musste schon etwas grübeln, Anleitung lesen wäre ja zu einfach gewesen, bis ich darauf kam, dass das Bajonett für die Streulichtblende durch einen kleinen Ring abgedeckt ist.
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen… Olympus baut Objektive mit einem Bajonett für eine Streulichtblende. Statt aber diese Streulichtblende in den Lieferumfang zu stecken, bauen sie stattdessen passende Ringe, die statt der Blende auf das Objektiv gesteckt werden. smile OK, das sieht hübsch aus, aber mal ehrlich jetzt, ich darf schon mal kurz den Kopf schütteln?! wink
Bei dem 45mm/1.8 würde das wohl genauso funktionieren, hier lag allerdings keine passende Blende im Karton. Beim Tele-Zoom gab es keinen solchen Abdeckring.
Interessant fand ich den Vergleich zu meinen Canon-Objektiven. Das 45mm entspricht vom Bildwinkel dem eines 90mm am großen KB-Sensor. Hier mal ein Vergleich zu meinem Canon 85mm/1.8
Ja klar, das 45mm/1.8 am mFT stellt nicht so gut frei wie das 85mm/1.8 am KB-Format aber beeindruckend ist die Bauform trotzdem, fand ich jedenfalls.
Beim 25mm/1.8 ist der Unterschied zum Canon 50mm/1.8 nicht mehr ganz so gewaltig
Und das Telezoom? Naja, 300mm müssen irgendwo hin und das passte nicht mehr in die Jackentasche, oder nur in eine sehr große smile Man muss sich das mal überlegen: Der Bildwinkel von diesem Objektiv entspricht einem 150-600mm am KB-Format. Mein lieber Scholli. So ein Objektiv habe ich nicht hier. OK, ich hätte es neben die Russentonne stellen können aber das wäre unfair gewesen, auch wenn ich noch nicht sicher bin für welche der beiden Objektive. Also habe ich es mal neben die 5D gestellt, damit Ihr Euch ein Bild machen könnt
Das 14-42mm ist eher ein Pancake. Das könnt Ihr weiter oben auf den Fotos mit der E-M10 sehen. Ich hatte dieses Objektiv die ganze Woche über nicht wirklich drauf weil es mir zu lichtschwach war. Am letzten Tag musste ich erkennen, dass das vielleicht ein Fehler war. Es bietet nämlich eine recht geringe Naheinstellgrenze und hätte sich für eine Nahaufnahmen angeboten. Ich habe dann einige von den Objektiv-Fotos damit erstellt weil es damit deutlich einfacher ging als mit der 5D und entsprechendem Objektiv.
Die Objektive – Teil 2
Alle Objektive waren soweit OK. Ich stelle keine gigantischen Ansprüche. Mir ist egal, ob das Gehäuse aus Kunststoff oder Metall ist, solange es sich gut anfüllt, nichts klappert oder wackelt und die Leistung stimmt.
Das Telezoom 75-300 machte einen guten Job. Von Lichtstärke möchte ich aber nicht reden. Offenblende f/4.8 bei 75mm und f/6.7 bei 300mm. Naja. Ehrlich, ich hätte diese Brennweite lieber in einem noch größeren Gehäuse mit deutlich größerer Blende. f/4 durchgängig wäre schon sehr cool, f/2.8 ein Traum aber vermutlich wäre das ein Klopper den niemand bezahlen wollte. smile
Alle Aufnahmen entstanden frei Hand. Der Bildstabilisator in der Kamera ist ziemlich gut.
Das 45mm/1.8 und das 25mm/1.8 machten ebenfalls einen guten Job. Autofokus war flott und traf gut. Die Abbildungsleistung bei f/1.8 ist allerdings eher weich zu nennen und zumindest beim 45mm fiel mir auf, dass es an hellen Flächen, also an den Kontrastgrenzen durchaus mit Farbsäumen kämpft. Man bekommt die zwar mit Lightroom ganz gut in den Griff, richtig knackig scharf wurde es aber bei f/1.8 nicht. Das ist beim Canon 85mm/1.8 allerdings nicht zwingend anders und leider hatte ich in den entscheidenden Situationen die Canon nicht zum Vergleichen dabei.
Auf der anderen Seite waren alle Bilder scharf genug, dass ich sie ohne Probleme bei einer Auftragsarbeit hätte verkaufen können. Einen 1:1 Ausschnitt würde man vermutlich erst ab f/4 als Knackscharf bezeichnen, ich hätte aber wenig Bedenken gehabt ein Portraitshooting bei f/2.8 oder auch f/1.8 zu machen, auch wenn ich anfangs etwas enttäuscht war. Ich weiß allerdings auch nicht was ich erwartet hatte. Die Objektive liegen in einem bezahlbaren Rahmen unter 500 Euro. Die richtigen Wunder darf man auch bei Canon erst bei einer ganz anderen Liga erwarten.
Fokus
Die E-M10 hat meines Wissens nur einen Kontrast-Autofokus. Ich fand es durchaus erstaunlich wie schnell dieser zu Werke ging und wie genau er traf. Wow, da hat sich technisch wirklich etwas getan.
Zumindest so lange die Motive still stehen. Bei bewegten Motiven stellte ich auf den kontinuierlichen Autofokus und war dann doch etwas enttäuscht. Bewegte sich ein Hund oder Pferd auf mich zu, war der Autofokus häufig am Pumpen, lag eine Weile korrekt und zog dann komplett vorbei. Selbst mit aktiviertem Tracking, eine wirklich praktische Funktion, lagen bei Serienaufnahmen viele Bilder von solchen Motiven deutlich daneben. Ich hatte in meiner Testwoche nur zwei mal die Chance dies auszuprobieren und es mag noch bessere Einstellungen geben. Am Ende würde ich aber dennoch sagen, dass die E-M10 für Sport/Action oder auch nur etwas zügiger laufende Pferde nicht wirklich geeignet ist. Hier hatte ich selbst mit den außermittigen Sensoren der 5D bessere Ergebnisse.
Vorteil für diese spiegellosen Systeme wiederum: Die Fokuspunkte sind fast komplett über das gesamte Bild verteilt, lückenlos. Beim KB-Format bedeutet außermittig eher so etwas wie, ziele auf den Kopf oder auf den Apfel der auf dem Kopf liegt. Bei der E-M10 wäre es eher, ziele auf den Kopf, auf den Apfel, auf den Baumstamm dahinter oder auf den Apfel der oben am Bildrand im Baum hängt. Schon praktisch.
Die Gesichtserkennung funktioniert ebenfalls toll. Man sollte aber wissen, wann man sie an- oder abschaltet. Ich hatte sie eingeschaltet und es mir dann nicht mehr möglich, den Fokus auf eine Kamera im Vordergrund zu richten, wenn seitlich daneben eine Person stand smile Also Gesichtserkennung aus und alles läuft wie man es kennt. Bei Portraits oder Gruppenfotos stelle ich mir das aber sehr praktisch vor.
Fokussiert man manuell, kann man ein Fokus-Peaking aktivieren. Dann werden Kontrastkanten, die im Fokus liegen, hervorgehoben. Außerde kann man einstellen, dass die Sucherlupe aktiviert wird wenn man man am Fokusring dreht. Das passiert auch im Sucher und so kann man extrem präzise manuell scharf stellen. Eine Funktion an die man sich gewöhnen muss, die man schnell schätzen lernt.
Stabiles Bild
Die E-M10 hat einen eingebauten Bildstabilisator. Der Sensor wird dabei in 3 Achsen bewegt um ein Wackeln/Zittern auszugleichen – bei Foto und bei Video. Das funktioniert ziemlich gut. Man kann einstellen, dass der Stabilisator beim halb Durchdrücken des Auslösers aktiv wird, so dass man ein ruhiges Sucherbild hat. Gerade beim 75-300mm war das wirklich toll. Mitzieher kann der Stabi automatisch erkennen, getestet habe ich das nicht.
Ich konnte mit der Kamera teilweise Fotos mit 1/2s oder gar 1s Belichtungszeit machen, bei 45mm Brennweite, einem Bildwinkel der 90mm am KB-Format entspricht. Wow. Hier ein Test mit dem 25mm bei 1/1000s und 1s
Ohne einen direkten Vergleich zu haben würde ich dennoch sagen, dass das Bild bei E-M1, die mal einen Nachmittag in der hatte, noch ruhiger, ja fast wie festgenagelt war. Allerdings hatte ich zu der Zeit auch andere Brennweiten drauf. Vielleicht bekomme ich ja auch eine E-M1 mal für einen längeren Zeitraum. Dann werde ich mir ein besseres Bild machen können.
Insgesamt würde ich sagen: Krass, Cool, will man nicht anders haben. Jedes Objektiv stabilisiert. Schade, das ich keinen EF-Adapter hatte um mal die 1000mm Russentonne oder mein 100-400 anzudocken smile
Schalter, Knöpfe, Griff und so
Ich hatte mir die Kamera so eingestellt, dass mit dem Zeigefinger immer die Blende ändern konnte, mit dem Daumenrad immer die Zeit. Die Fn2-Taste, die oben auf dem Gehäuse sitzt, hatte ich mit ISO und Weißabgleich belegt. Ich brauchte also nur diese Taste zu drücken und konnte dann mit dem Zeigefinger schnell den ISO-Wert und mit dem Daumen den Weißabgleich regeln. Die Fn1-Taste, die sich hinten befand, hatte ich dank Eurer Unterstützung mit dem Autofokus belegt.
Wie oben schon beschrieben funktionierte das schon gut. Die Knopf-Positionen waren für mich aber nicht ideal. Vielleicht hätte ich mich nach zwei oder drei Wochen daran gewöhnt, vielleicht auch nicht. Die Kamera ist klein, das sind die Kompromisse die man dann wohl eingehen muss.
Der zusätzliche Griff wäre für mich Pflicht. Ohne ist die Kamera natürlich noch kleiner aber dann könnte ich sie wirklich nur für Zwischendurch-Fotos nutzen. Einen Auftrag würde ich ohne den Griff nicht machen wollen, da sich meine Hände dann zu sehr verkrampfen würden. Selbst mit dem Griff ist das Gerät noch ziemlich schmal aber man gewöhnt sich und nach 4-5 Tagen konnte ich sie auch mal entspannt in der Hand baumeln lassen.
Pfiffiges Detail: Weil der Extra-Griff das Akku- und Speicherkartenfach auf der Unterseite verdeckt, lässt sich der Griff sehr schnell entriegeln und abnehmen. Man muss ihn also nicht jedes mal abschrauben um an den Akku zu gelangen. Mit einem Klick ist er dann wieder montiert. Das ist ganz gut gelöst und ging besser als ich zunächst dachte.
Akku
Und genau an das Akku-Fach musste ich dann auch häufiger als ich es von der 5D gewohnt war. Ich habe nicht gezählt wie viele Fotos möglich waren und natürlich habe ich auch etwas mit dem Gerät gespielt. Trotzdem, der Akku hielt immerhin so kurz, dass ich Morgens Angst hatte ohne einen zweiten Akku aus dem Haus zu gehen. Je nachdem was ich so gemacht hatte hielt ein Akku durch oder auch nicht. Bei meiner 5D mache ich mir auch bei einem Wochenende keine ernsthaften Sorgen wenn ich den Reserve-Akku vergessen habe.
Display, elektronischer Sucher, Bildstabilisator – Das alles will mit Strom versorgt werden. So ein permanentes Live-Bild beim Fotografieren fordert einiges. Da ist so ein schlankes Gehäuse mit wenig Platz für große Akkus eher kontraproduktiv.
Fakt ist: Der zweite Akku war kein Gimmick sondern wirklich nötig. Sollte ich mir so eine Kamera kaufen, so bräuchte ich vermutlich mindestens vier Akkus um ruhig über ein Wochenend-Shooting zu kommen – so jedenfalls meine grobe Schätzung die auch daneben liegen mag.
Wifi
Das war mal eine irre Funktion. Ich installierte mir die kostenlose App auf meinem iPhone, aktivierte Wifi an der E-M10. Auf dem Kameradisplay wurde ein QR-Code gezeigt den ich mit der App einfach fotografierte und schon wurde die Verbindung hergestellt.
Achtung: Wenn sich das iPhone gerade in einem anderen WLAN befindet, dann sollte man sich dort erst einmal abmelden, ansonsten wird die Verbindung zur Kamera nicht aufgebaut. So habe ich es jedenfalls erlebt. Ob das auch irgendwie anders geht, also ob man die Kamera in ein bestehendes WLAN einbinden kann, weiß ich nicht.
Nun hatte ich ein Live-Bild auf dem iPhone. Cool. Ich hatte ein oder zwei mal ein Schwenkdisplay vermisst, die Wifi-Funktion könnte in einigen Fällen eine gute Alternative sein. Per Touch auf das iPhone konnte ich Fotos machen. Ich konnte Blende, Belichtungszeit, ISO und diverse Bildstile einstellen. Mithilfe dieser Funktion konnten wir die Kamera ziemlich unzugänglich positionieren und trotzdem ein tolles Gruppenfoto beim Spielzeugladen-Workshop machen smile
Video
Dazu bin ich leider kaum gekommen. Ich konnte zwar mal ein oder zwei kurze Clips aufnehmen aber ein Test war das nicht wirklich. Die Zeit verging viel zu schnell. Toll ist auf jedenfalls der Stabilisator im Gehäuse der auch bei Video funktioniert. Nicht so toll sind die Einstellungen für Video, es gibt nämlich kaum welche. Das Video hat 30 Bilder pro Sekunde. Fertig. 24p, 25p oder für Zeitlupen vielleicht mal 60p oder gar 96p oder 120p? Fehlanzeige.
Immerhin erkennt die Kamera wenn es flimmert, weil das Licht auf einer anderen Frequenz flackert und kann dies unterdrücken. Vermutlich funktioniert das ähnlich beim iPhone auch. Blende, Belichtungszeit, ISO kann man natürlich einstellen.
Soweit ich die Menüs gesehen habe wäre es aber sehr wünschenswert, wenn Olympus den Videobereich noch ausbaut. Durch den eingebauten Stabilisator wäre die Kamera sehr interessant für Video.
Sonstige Späße
Die E-M10 hat einige besondere Funktionen, die mangels Zeit nicht wirklich ausprobieren konnte. Das frisst mich schon etwas an weil mich die echt interessiert hätten. Da gibt es z. B. Live-Bulb. Einfach ein Bulb-Modus bei dem man am Display zusehen kann wie sich das Bild entwickelt. Sehr cool. Gerade wenn man am überlegen ist, ob man etwas 5 Minuten oder doch nur 2 Minuten belichten möchte kann es nerven, wenn man das Ergebnis erst nach 5 Minuten sieht. Hier sieht man alle paar Sekunden ein Update und kann dann z. B. nach 3 Minuten entscheiden die Belichtung abzubrechen oder nach 5 Minuten sehen, dass man noch zwei weitere Minuten benötigt. Klasse.
Eine Ähnliche Funktion soll die Live-Composit Funktion sein. Auch hier wird lange belichtet und ein Bild langsam aufgebaut. Allerdings wird hier eine normale Belichtung gemacht und anschließend werden nur noch die helleren Bildteile die sich ändern ins Bild übernommen. Damit könnte man Sternenspuren hinbekommen, ohne die Skyline darunter überzubelichten. Oder Menschenleere Fußgängerzonen am helllichten Tag. Ich hätte es zu gerne mal ausprobiert aber die Zeit…
Bei all diesen Möglichkeiten fallen hinterher übrigens richtige RAW-Daten auf die Speicherkarte! Keine Kompromisse also in der anschließenden Bearbeitung der Bilder. Geil!
Genauso geil wie die Möglichkeit das Seitenverhältnis an der Kamera vorzuwählen. Nichts gegen das 4:3-Format des mFT-Sensors aber ich hatte mich sehr an das 3:2-Format der Spiegelreflex gewöhnt. Also habe ich es an der Olympus auch eingestellt. Als ich dann die RAW-Daten in Lightroom bearbeitete und ein Bild zuschneiden wollte traute ich meinen Augen nicht: Die RAW-Daten lagen in Lightroom im gewählten 3:2-Format vor. Allerdings nicht weil Olympus Daten weggeworfen hat sondern weil der Ausschnitt über die RAW-Metadaten an Lightroom übertragen wurde. Tatsächlich war das komplette 4:3-Bild verfügbar. Das bedeutet, dass ich nachträglich den 3:2-Ausschnitt noch nach oben oder unten verschieben konnte. Wie geil war das denn? Sagte ich schon, dass ich mich auch über Kleinigkeiten freuen kann? smile
Ihr dürfte gerne lachen aber mir passiert auch gerne mal, dass ich mein Motiv etwas zu mittig im Bild habe und mir dann nach oben etwas fehlt, ein Pferdeohr z. B. oder dass ich bei einer Aufnahme nicht auf den Kragen einer Person geachtet habe und den leider knapp angeschnitten habe. Stelle ich die E-M10 auf 3:2 habe ich hinterher noch ein paar Möglichkeiten das zu retten – und ich habe es auch schon genutzt bigsmile
Eure Fragen
Ich hatte Euch auf Facebook, Google+, Twitter und App.net gefragt, was Euch denn in so einem Bericht interessiert. Ein paar Fragen erreichten mich dann auch und ich hoffe, ich konnte alles klären. Falls nicht, hier noch ein paar Kurze Antworten.
“Ist es eine Zweitkamera für Dich?” (Mark)
Gute Frage. Derzeit würde ich wohl nicht komplett auf mFT umsteigen. Zu sehr liebe ich den Look von extremen Freistellungen. Allerdings erfordert der auch die passenden Objektive. Als Zweitkamera kann ich mir mFT gut vorstellen, allerdings kosten gute Objektive auch viel Geld. Ich bin noch unschlüssig, ob der Weg sinnvoll ist.
“Dein Eindruck von Sucher und wie man damit arbeiten kann (wenn man vorher FullFrame-Dslr Sucher gewohnt ist), damit verbunden wie der Umstieg auf einen kleinen Sensor sich anfühlt, wie der Formfaktor sich auswirkt (kleine leichte Kamera vs. Dicke DSLR mit Prime => Einfacheres rumtragen? Braucht man überhaupt noch eine Fototasche oder reicht ein “normaler” Rucksack (Julian)
Mit dem Sucher kam ich nach ein paar Tagen sehr gut klar und habe ihn bei einem Shooting am Abend mit der Spiegelreflex sogar vermisst. Formfaktor ist schon genial. Kamera über die Schulter, zwei Objektive in eine kleine Hüfttasche wie die Cosy-Speed. Genial.
Ein Grund für mich, auf Vollformat umzusteigen war die Lowlight-Performance. Dazu wüsste ich auch gerne, wie die bei dem kleinen Sensor ausfällt. (Julian)
Definitiv schlechter. Ich habe leider keinen richtigen Test machen können. Selbst eine Woche (OK, mit Workshop) war dafür zu knapp für mich. Wen es aber um möglichst rauscharme Fotos bei hohen ISO-Werten geht, dann ist ein großer Sensor mit größeren Pixeln nicht zu schlagen. Eine Sony A7S dürfte da wohl derzeit ganz weit vorne sein. Wenn es mit Spiegel sein soll, dann vermutlich eine Nikon D800.
Bei Lowlight ist aber eines zu bedenken: Bei mFT hast Du durch die kürzeren Brennweiten ab Werk mehr Schärfentiefe. Du kannst also sehr problemlos bei f/1.8 arbeiten wo Du beim KB-Format schon auf f/4 abblenden müsstest. In so einem Fall hast Du also zwei Blendenstufen mehr Licht zur Verfügung. Wenn Du am KB schon auf ISO 6400 gehen müsstest, genügt Dir beim mFT ISO 1600. Das Bildrauschen wird dann vermutlich schon wieder vergleichbar sein.
Die spannendste Frage für mich ist, ob es sich um einen adäquaten Ersatz für eine Canon-DSLR mit Crop-Sensor handelt. Als zweiter Punkt wäre noch die Lowlight Tauglichkeit interessant. (Sven)
Ich sag mal so, eine E-M10 kann jede Kamera ersetzen – es kommt auf die Anforderungen an. Ob ich nun mit einer EOS 350D oder eine E-M10 arbeite würde wohl kaum einen Unterschied machen. Klar, Freistellung ist bei APS-C besser. Lowlight siehe vorherige Antwort.
Was ist für dich reizvoller: der Kauf von neuem Equipment oder der l a n g e Weg dahin smile (Frabavill)
Beides smile Ich überlege schon sehr gut bevor ich viel Geld ausgebe und kaufe solche Werte nicht einfach aus dem Bauch heraus.
Was war deine Erfahrung bei Makros (Schärfe, Bokeh, …) im Vergleich zu einer DSLR. (Ulrike)
Hallo, bzgl der Vorschau im S- oder A-Modus bin ich auf folgendes draufgekommen. Die Vorschau zeigt dir nur an wie es in der Theorie ausschauen würde, wenn es deine manuellen Einstellungen zulassen können… zB du willst ein Foto mit 1/800 aufnehmen, und du das Display zeigt dir ein helles Bild an. Falls der f.stop blinkt, dann kann es die Kamera nicht gewünscht abbilden. (viell ist das bei anderen Kameras auch so, ich kenn nur die omd e-m10) Vermutlich liegt das Problem auch in der ISO-Voreinstellung … du kannst ISO auf Automatik stellen und im Menü begrenzen, was der höchste ISO-Wert sein soll, funktioniert dann einwandfrei.
Ich hätte noch eine Frage bzgl dem Gitter: “Bei der OM-D kann man sich so ein feines Gitter einfach optional einblenden lassen und sogar noch wählen, welches Gitter man gerne hätte.” Wo haßt du die Option gefunden?
Liebe Grüße
Bei der OM-D E-M1 unter Menü “J. Built-In EVF” und dort weiter unten “Display Grid” (ich habe englisches Menüs ;))