Da hatte ich also gerade erst meinen Jahresrückblick fertig gestellt und schon ergab sich ein Ausflug nach Hamburg, der noch Erwähnung finden musste – Ich besuchte Patrick “Paddy” Ludolph in seinem Studio in Hamburg. Der Grund dafür waren Dedolights, die er sich gerade ausgeliehen hatte und für die ich mich interessierte.
Also spontan Termin klar gemacht, bei leichtem Schneefall ins Auto und ab in die schöne Hansestadt Hamburg. Paddy und ich probierten die LED-Dedolights aus – Spots und Fläche, sprachen über Bücher, Dessous-Parties und die Wiederentdeckung der Newsletter. Ihr könnt Euch hier mein etwa 44-minütiges Interview anhören, während Ihr den Beitrag lest.
Die LED Dedolights
Ist man als Foto- oder Videograf auf der Suche nach gutem Dauerlicht, landet man ziemlich sicher recht bald bei den Dedolights, benannt nach dem Erfinder Dedo Weigert. Dedolights wurden durch ihre zoombaren Spots bekannt. Das sind Spotlights mit einer Zoom-Optik, man kann also die Größe des Spots sehr fein und in einem großem Umfang justieren, vom sehr engen Spot aufs Gesicht bis zur Ausleuchtung des kompletten Hintergrundes ist alles machbar. Mit Lichtformer-Vorsätzen lässt sich weiter spielen: Scheunentore um den Spot noch enger bis zu einem Schlitz zu begrenzen oder ein Projektionsvorsatz mit Gobo-Einschub für interessante Lichtmuster. Bisher waren das Halogenlampen die viel Strom verbrauchten, sehr heiß wurden und nur mit Steckdose sinnvoll einsetzbar waren.
Nun gibt es aber auch LED-Versionen dieser Spots und zudem auch LED-Flächen für weicheres Licht. Beim Besuch der Dedo-Webseite traute ich meinen Augen kaum, ich kam mir vor wie auf einer Zeitreise in die frühen 90er Jahre, als Händler, nicht als Kunde. Tut mir Leid, Dedo, aber diese Webseite taugt für Neukunden so gar nicht. Dank toller Leser meiner Beiträge bekam ich Links zu anderen Händlern, die ein wenig ergiebiger waren und schließlich kontaktierte mich Paddy, er würde in Kürze ein paar Dedolights als Leihgabe bekommen und ich könnte mir die doch mal vor Ort ansehen. Na klar smile
Mich interessierten die Spots. Wir packten den kleinen Spot 2.1 aus und warfen einen Lichtkreis an die Wand. Dann stellten wir einen 4er Spot auf die selbe Leuchtfläche ein, drehten beide auf Maximum und maßen die Lichtausbeute. Ergebnis: Der 4er Spot liefert ziemlich genau eine Blendenstufe mehr als der 2.1. Beide Spots waren von der Farbe her Tageslicht und die Spots waren extrem gleichmäßig mit sehr sauberer, also farbreiner Kante ausgestattet. Der 2.1 lässt sich enger bündeln, dafür hat der 4er mehr Leistung.
Ich hätte mir die Zahlen notieren sollen – wenn ich mich recht entsinne, dann brachte der 4er LED-Spot die gleiche Helligkeit an die Wand wie der Halogenspot gleicher Baugröße. Allerdings war Paddys Halogenspot von der Farbtemperatur eher Kunstlicht, also sehr warm / gelblich. Korrigierten wir die Farbtemperatur mit einer blauen Folie, hatten wir über 2 Blendenstufen weniger Licht. Man muss natürlich dazu sagen, dass die herkömmlichen Strahler wohl auch in Tageslichtausführung gibt, die hatten wir aber nicht da.
Insgesamt war es schon sehr beeindruckend, was da an Licht aus den kleinen Lampen kam. Die LED-Spots wurden selbst zwar auch warm, man konnte sie aber auch nach einer Stunde noch anfassen und das Licht selbst war kalt. Die Halogenspots konnte man schon nach Minuten nicht mehr anfassen und sie senden ein sehr kuscheliges Licht aus – gut für frierende Models, schlecht für schwitzige Glanzstellen bei warmen Wetter.
Wir probierten aus, wie nahe die Leuchten an das Tageslicht heran reichten. Paddy stellte sich ans Fenster und wurde bei bedecktem Himmel von kühlem Tageslicht beschienen. Seine Schattenseite leuchten wir mit einem Tageslicht Spot an. Anhand der Schatten konnte man erkennen, welche Seite der Spot war, die Farbtemperatur passte aber.
Hier mal zum Vergleich eine Lichtkante mit dem Halogenspot gesetzt
Für den 4er Spot hatte Paddy einen Projektionsvorsatz. Damit kann man durch verschiedene Einsätze spannende Schattenspiele oder auch Dias an die Wand werfen und, wie bei einem Diaprojektor, die Schärfe justieren. Damit bekommt man Paddy visuell hinter Gitter…
…oder auch mal ans Fenster in schwarz/weiß
Mit dem Projektionsvorsatz kann man schon eine Menge Spaß haben, man verliert allerdings den Zoom des Spots. Der Projektionskreis ist allein Abhängig vom Abstand der Lampe zum Motiv, ein Drehen am Zoomring verändert lediglich die Qualität der Ausleuchtung, nicht aber die Größe der Projektion.
Also runter mit dem Ding, den Spot gezoomt und mit den Schatten gespielt. Die Lichtquelle ist klein, die Schatten sind also immer hart, egal wie groß man den Spot zoomt. Durch den Zoom kann man aber entscheiden, wie viel vom Hintergrund mit ausleuchten möchte oder ob man nur eine Person oder mehrere treffen möchte etc.
Achtet auf die harten Schatten von der Brille. Interessant war das Verhalten des Schlagschattens in einiger Entfernung. Ich habe es nicht bis ins letzte Detail analysiert aber je nach Abstand zum Motiv und je nach Zoom-Einstellung variierte die Härte der Schattenkante. Spannend.
Paddy interessierte sich diesmal vor allem für die LED-Fläche. Fast 600 LED auf einer Fläche von geschätzt 30 x 30 cm. Das ist natürlich noch keine dicke Softbox aber gibt durchaus weichere Schatten bei identischem Abstand zum Motiv. Achtet mal auf die Schatten von der Brille. Außerdem strahlt so eine Fläche natürlich breiter ab, der Hintergrund wird also großflächiger getroffen. Beim folgenden Bild hatte ich die Fläche fast im 90° Winkel von rechts nach links leuchten lassen, um den Hintergrund auf der rechten Seite im Bild etwas dunkler zu bekommen.
Spots wie auch die Fläche sind hell, die Lichtqualität überzeugt, der Weißabgleich auf Tageslicht passt und die Geräte sind leise. Aber wo Licht ist, da ist auch Schatten.
Schattenseiten
Die Halterung der Lichtformer vom 2.1 Spot sind nicht kompatibel mit den 4er Spots. Warum? Um die 2er Spots möglichst kompakt im Transportmaß zu bekommen?
Außerdem macht diese Halterung und irgendwie alles an Zubehör den Eindruck, als hätte man Prototypen in der Hand. Es funktioniert schon alles aber es wirkt nicht wie ein hochpreisiges Produkt. Alles wirkt irgendwie improvisiert. Die Halterung für die Lichtformer sind einfach drei Nasen, unten, links und rechts, in die dann z. B. der Projektionsvorsatz geschoben wird. Von oben kann man dann eine vierte Nase wie einen kleinen Haken nach vorne schwenken. Funktioniert, macht aber nicht den satten Eindruck eines Bajonetts.
Die Projektionseinheit wiederum wirkt auch etwas gebastelt. Zum fokussieren kann man das vordere Linsenelement vor und zurück verschieben. Dafür löst man eine simple Schraube und schiebt dann einen Metalltubus innerhalb des Gehäuses – oder zieht es komplett heraus bzw. lässt es heraus rutschen wenn man nicht aufpasst. Die Gobos, für tolle Schattenspiele oder Dia-Projektionen werden in die Projektionseinheit eingeschoben. Die Befestigung funktioniert dabei nach dem Klemm-Prinzip. Stellt Euch zwei breite Ringe vor die per Federkraft zusammen gedrückt werden. Einer der Ringe ist etwas aufgebogen und dort kann man ansetzen um die Gobos einzuschieben, dann klemmen sie darin fest.
So ein Gobo ist eine dünne, runde Metallfolie mit Schlitzen, Löchern oder ähnlichem. Die schiebt man aber nicht direkt hinein, nein, es gibt dafür eine spezielle Hülle, ähnlich wie ein Diarahmen. Man legt den – das? – Gobo in eine Quadratische Metallplatte und schiebt auf diese eine weitere Platte. Das Paket wird dann in die Projektionseinheit geschoben. Funktioniert, hinterlässt aber schnell ein ziemliches Chaos auf dem Tisch oder in der Fototasche wenn man zwischen den Einsätzen wechseln möchte. Ich bin auch über mindestens zwei verschiedene Rahmen gestolpert, zum einen den Rahmen mit runder Aufnahme für die Schatten-Gobos und einen Rahmen ohne solchen runden Einsatz z. B. für Farbkorrekturfolien. Viel Spaß beim wühlen in der Fototasche wenn es schnell gehen muss smile
Die Akkus werden in eine Akku-Halterung gesteckt die wiederum mit einem Kabel mit dem Spot verbunden wird. Eine vernünftige Befestigung für dieses Paket gibt es nicht, man hängt es einfach mit einer art Nylon-Lasche an die Lampe oder ans Stativ. Keine sonderlich vertrauenserweckende Lösung. Sinnvoll ist es wohl, sich eine Kabelverlängerung zu holen und den Akku irgendwo am Boden zu platzieren, dann wird das Stativ nicht kopflastig und schwere Dinge können nicht tief fallen.
Die Bedienung und Bauform ist bei jedem Modell anders. Bei den Halogenspots hat man unter dem Spot eine Schraube um damit einen Schlitten vor und zurück zu schieben für den Zoom. Bei den LED-Spots kann man den Zoom per Drehring bedienen, was eine deutliche bessere Bedienung ermöglicht, allerdings den Spot leichter verstellen kann. Der Dimmer ist bei jedem Gerät woanders. Mal an der Lampe, mal am Akku, mal groß, mal klein, ein klares Konzept konnte ich nicht erkennen.
Erstmal mit einem kleinen Spot anfangen und ggf. später mit einem größeren aufrüsten erscheint mir nur wenig sinnvoll, weil dann das Zubehör nicht oder nur eingeschränkt austauschbar ist. Überlegt Euch also lieber gleich, ob es die kleinen oder die größeren Spots sein sollen.
Ich selbst werde wohl ein Budget in YNAB anlegen, bin aber nicht vollends überzeugt. Vielleicht habt Ihr ja Tipps für Alternativen zu den Dedolights? Ich freue mich über Eure Kommentare und wenn Ihr den Beitrag unter Euren Bekannten teilt.
Klasse, hat mir sehr gut gefallen, zwei Leute die ich mag und schätze auf einen Haufen.
Schöner Beitrag und die B-Seite bei hs388 fand ich richtig spaßig.
Bitte mehr davon! :)