Shooting

Komfortzone verlassen – Ich buchte einen Hochzeitsworkshop

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Diese Überschrift mag Rätsel aufgeben – Was hat die Komfortzone mit einem Workshop zu tun? Für mich eine ganze Menge. Ich gebe Workshops, war aber selbst nur selten auf welchen. Nicht weil ich glaube alles schon zu können, sondern weil meine Zeit einfach endlich ist. Die Wochenenden sind meistens belegt und unter der Woche habe ich einen guten Job. Wann sollte ich also auf einen Workshop gehen?

Seit etwas über einem Jahr denke ich aber über bestimmte Sachen intensiver nach, beschäftige mich mit Denkprozessen und damit, wie man negative Energien vermeiden kann oder wie man aus ihnen am Ende doch positive Impulse ziehen kann.

OK, das klingt jetzt irgendwie esoterischer als ich es meine. Es geht einfach darum, ein nörgelndes Umfeld zu meiden, sich nicht herunterziehen zu lassen, positiv auf neue Dinge zuzugehen. Bei schlechtem Wetter entstehen am Ende die tollsten Fotos, aus Konflikten kann man eine Menge lernen, usw.

Wie dem auch sei, ich wollte eigentlich schon länger mal wieder auf einen Workshop und es ergab sich, dass kurzfristig ein Platz bei einem Hochzeitsworkshop von Steffen Böttcher frei wurde, an einem Sonntag. Klappt normalerweise nicht bei mir aber dieser Termin lag genau dort, wo der ausgefallene Happyshooting-Workshop in Hannover lag, ich hatte also am Montag drauf ohnehin Urlaub. Treffer. Als ich buchen wollte, war der Platz wieder weg. Pech. Ich informierte Steffen und wenige Tage später textete er mich an – Jemand war abgesprungen und ich könnte nun buchen, was ich auch direkt tat. Kein aber mehr, keine Entschuldigungen, nur um schön bequem auf dem Sofa lümmeln zu können.

Am Samstag vorher fand das Villa-Warming bei Chris in Hannover statt. Es war also klar, dass ich nicht am Samstag nach Hause und am Sonntag in aller Früh über 2,5 Stunden in die Nordheide fahren wollte. Ich erfuhr außerdem, dass diese Ein-Tages-Workshops bei Steffen durchaus mal länger gehen können, es war also fraglich, ob ich direkt am Sonntag in der Nacht zurück fahren wollte.

Unterkunft – Kleines Abenteuer

Ich buchte also zwei Übernachtungen in der Nähe. Dusche und Toilette auf dem Flur. Zeitreise. Raus aus der Komfortzone smile Als ich dort am Sonntag kurz vor Mitternacht eintraf wurde mir erst so richtig bewusst, wie weit diese Zeitreise ging.

Im Grunde hatte die Unterkunft alles was man brauchte und doch war ich wohl der einzige – auch andere Workshopteilnehmer waren dort untergekommen – der dem Ganzen etwas positives abgewinnen konnte bigsmile Alte Einrichtung, sehr simpel. Duschen waren als freistehendes Modul in die Zimmer eingebaut – meine war defekt. Altes Haus mit Dielenböden, Türen mit altem, groben Schlüssel, kitschige Gemälde mit großem Goldrahmen an der Wand, TV und Receiver mit billigen Plastik-Bedienungen und 80er-Jahre Scart-Kabel-Verbindung die so wackelig war, dass ich durch Ruckeln erst einmal ein Bild erzwingen musste. Die Gardinen gingen nicht zu, das Rollo klemmte und quietschte.

Egal, ich brauchte nur ein Bett wink Morgens, immerhin schon nach acht Uhr, niemand zu sehen. Der Frühstücksraum abgeschlossen, keiner da. Na gut, ich hatte auch kein Frühstück am Sonntag gebucht weil es bei Steffen etwas geben sollte. Naja, Ihr bekommt vielleicht eine Idee smile

Verpflegung

Heidestudio – Bilder wohin man schaut
Heidestudio – Bilder wohin man schaut

Es ist einfach so, egal wo Ihr etwas über Workshops bei Steffen lest, Ihr werdet immer über die Verpflegung lesen. Ich fasse mich daher kurz: Das, was Christina – Steffens Frau – über den Tag auf den Tisch gezaubert hatte, ist einfach unbeschreiblich. Es gab belegte Brötchen, Kekse, zum Mittag Salate und ein vegetarisches Chili das mich begeistert hatte, Brote, Kuchen. Sagen wir mal so: Dass ich bei der rustikalen Unterkunft am späten Abend nichts mehr zu Essen bekam, hatte mich nicht wirklich gestört wink

Der Workshop

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Es ist immer ein komisches Gefühl, wenn man selbst Workshops organisiert und dann zu jemand anderen fährt. Was wird dort ablaufen? Auf welchem Niveau werden die anderen Teilnehmer sein? Werde ich da überhaupt mithalten können? Fragen, die sich auch meine Workshop-Teilnehmer häufig stellen – völlig zu unrecht übrigens, wie ich hier am eigenen Leib erfahren konnte smile

Und zum Thema Komfortzone: Ich nahm meine E-M1 als einzige Kamera mit. Kleiner Sensor für einen Hochzeitsfotografie-Workshop. Ein Objektiv, das 40-150∕2.8 sollte genügen. Da ich nicht genau wusste, wie und wo wir fotografieren würden, war das 12-40∕2.8 als Backup dabei, wurde dann aber tatsächlich nicht genutzt.

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Außerdem nahm ich mir vor, meine Notizen rein analog zu verfassen. Kein Notebook, kein Tablet. Richtig schönes Papier und ein Tintenschreiber. Was man mit eigenen Händen niederschreibt merkt man sich besser. Eine Sache, die ich künftig häufiger machen werde.

Es war interessant zu sehen, wie Steffen den Workshop aufgebaut hatte und es war ein sehr gutes Beispiel für das, was er den Teilnehmern im Bezug auf seinen Werdegang mitgegeben hat:

“Versucht nicht mich oder jemand anderen zu imitieren, das funktioniert nicht, weil jeder ein eigener Typ ist. Findet Euren eigenen Weg.”

Der größte Anteil behandelte Steffens Werdegang. Er hat eine tolle Art, Anekdoten aus seinem Leben zu erzählen – ich sage nur weiße Krokolederschuhe – und zu erklären, wie er sein Business aufgebaut hat. Es ging darum, seine Kunden zu wählem, zu definieren, wen man gerne als Kunden hätte und darum, wie auch das eigene Auftreten wichtig ist, um sein Ziel erreichen zu können. Es ging auch um die Angst vorm Scheitern und darum, dass man die Magie nur erleben kann, wenn man seine Komfortzone verlässt und sich auch mal einen Sprung ins kalte Wasser traut.

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Wir waren 13 Teilnehmer/innen, eine Frauenquote die mich neidisch gemacht hat

Vermutlich strahle ich zu viel Technik aus, dass sich Frauen nur selten zu meinen Workshops anmelden? Hm. Auch um so etwas ging es zumindest am Rande. Ich vermute, in seiner Mindclass werden solche Dinge tiefer behandelt.

Der Kenntnisstand der Teilnehmer war übrigens sehr breit gefächert, ein paar Hochzeits-Profis waren genauso zu finden wie offensichtliche Einsteiger. Der enorme Kontrast in der Gruppe überraschte mich. Es zeigte sich, dass man sich nicht so viel Gedanken im Vorfeld machen sollte smile

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Für unsere Foto-Übungen war ein bildhübsches und sehr professionelles Pärchen extra aus Regensburg angereist. Martin und Selene waren perfekt zurecht gemacht, bildhübsch, verstanden eine Menge vom Posen. Sagte ich schon, dass sie bildhübsch waren? bigsmile

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Steffen erklärte, mit welcher Einstellung er fotografiert – sowohl was die Kamera als auch was seine eigene innere Einstellung betrifft. Welche Phasen ein Shooting bei ihm hat, wie er startet, nach dem richtigen Licht schaut und wie er das Shooting plant und entwickelt. Ich freute mich, wenn ich vieles bei meiner bisherigen Herangehensweise wieder fand und notierte fleißig, wenn er, oft ganz beiläufig, interessante Tipps aus seiner Erfahrung nach so vielen Hochzeitsshootings gab.

Es war der Tag vor dem großen Sturm, Niklas klopfte bereits leise an. Draußen regnete es. Es war kalt. Keine guten Voraussetzungen für eine große Gruppe aber auch keine Entschuldigung für schlechte Bilder wink Persönlich mag ich ja bedecktes Wetter sehr gerne, das Licht ist einfach viel weicher, die Belichtung ist viel einfacher. Die Herausforderung war nur, dass 13 Fotografen das Pärchen fotografieren wollten und die Zeit natürlich endlich war.

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Steffen tat mir dann direkt ein wenig Leid als er merkte, dass er plötzlich mitten in einem Sack voller Flöhe stand… wink

Ich war am Ende ganz glücklich, dass ich einige Bilder von den beiden bekommen konnte, auch wenn jeweils nur gefühlte Sekunden möglich waren, ohne die anderen Teilnehmer zu behindern. Immerhin übt man hier durchaus den Ernstfall – Bei einer Hochzeit muss es auch schnell gehen.

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Bearbeitung und Schlussfragen

Im letzten Teil zeigte Steffen wie sein Bilder-Workflow aussieht. Ihn nervt die langsame Bildvorschau in Lightroom genau so wie mich. Er löst dies mit Photo Mechanic, womit eine extrem schnell Vorauswahl der Bilder möglich wird. Happy Shooting Hörer gaben mir den Tipp schon und auch bei Paddy hörte ich davon. Ich werde Lightroom 6 noch abwarten und wenn die Bildansicht nicht drastisch schneller wird, ebenfalls Photo Mechanic ausprobieren.

Auf seinem Blog – Stilpirat – zeigt Steffen regelmäßig Fotos seiner zumeist privaten, also nicht beauftragte sondern selbst gewählte Shootings. Seit einiger Zeit sah ich, dass er dort extra angibt, wer die Bilder bearbeitet hat. Auf dem Workshop bestätigte sich mein Verdacht – viele Bilder bearbeitet er nicht mehr selber. Manch einer mag entsetzt schauen – Ich fand das sehr spannend. Ich habe da eine ganz andere Einstellung, habe aber auch mit deutlich weniger Aufträgen und Bildern zu tun. Standards auszulagern und damit Zeit für Familie und andere Aufträge zu gewinnen ist am Ende auch ein gewichtiges Argument und wenn die Kundenbilder schneller fertig werden, freut sich das Hochzeitspaar auch. Mir war nicht klar, was in unserer heutigen Zeit möglich ist. Aber auch hier zitiere ich gerne Steffen, frei aus dem Gedächtnis:

“Ich erzähle Euch hier, was bei mir funktioniert hat und welchen Weg ich gewählt habe. Ich sage nicht, dass dies der einzig mögliche Weg ist. Ihr seid gut Beraten Euren eigenen Weg zu gehen.”

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Außerdem wurden in diesem letzten Block viele Fragen der Teilnehmer beantwortet. Einige zur Software wie Lightroom, Bridge und Photoshop, andere zu geschäftlichen Hintergründen, zum Umgang mit Preisen und ähnlichem. Schließlich bekamen wir noch eine komplette Fotostrecke einer seiner Hochzeits-Reportagen zu sehen. Das war auf mehreren Ebenen ein wirklich erhellender Augenblick.

Ich habe nicht auf die Uhr gesehen aber es muss nach 21 Uhr gewesen sein, als wir fertig waren. Zwei Teilnehmerinnen traf ich am nächsten Morgen beim Frühstück in der Unterkunft, wo wir noch ein wenig über das gehörte und über eigene Jobs quatschten.

Insgesamt war das ein schöner und informativer Tag. Wer selbst schon ein Geschäft betreibt, also mit Steuern und Kundengewinnung zu tun hat, der wird vieles schon gekannt haben, könnte aber neue Impulse und Ideen mitgenommen haben. Das Shooting hätte gerne etwas länger und konsequenter gesteuert sein können – ich gestehe allerdings, dass ich die Zeit ohnehin vergaß, ich kann nicht sagen, wie lange wir mit der Kamera unterwegs waren smile Am Ende war jeder einzelne selbst dafür verantwortlich, was er oder sie hier mitnehmen konnten. Wer Fragen stellte, bekam auch Antworten. Und ich sah erneut ein Dedo-Light im Einsatz und habe gleich wieder gesabbert, auch wenn meine Gefühle für diese Dinger sehr gemischt sind.

Danke

Ich sage Danke Steffen, für Deine offene und ehrliche Art, die köstlichen Geschichten und den guten Einblick in Deine Arbeit. Danke Christina, für die unfassbar tolle Verpflegung und Deine herzliche Art, mit der Du sofort ein vertrautes Familiengefühl zwischen völlig fremden Teilnehmern aufbauen kannst. Und Danke an alle Teilnehmer – auf Workshops nimmt man auch immer eine Menge von anderen mit, sei es aus Beobachtung oder aus Gesprächen. Und Entschuldigung an alle, denen ich vielleicht auch mal im Weg gestanden habe wink

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