Es ist wirklich erschreckend, womit heutzutage Bühnen und Hallen beleuchtet werden können.
Worum geht es hier? Ich habe eine Geburtstagsfeier fotografiert. Diese fand in einer geschlossenen, runden Halle statt und es war eine Bühne für Live-Musik aufgebaut. Es war dunkel am Abend und die Halle wurde ausschließlich vom Bühnenlicht, Werbetafeln, LED-Ketten und Kerzen beleuchtet.
Für uns Menschen war es hell genug um etwas zu erkennen – für (m)eine Kamera galt das eher weniger, jedenfalls in der Halle wenn es um Stimmungsbilder oder Portraits ging. Die Bühne war etwas heller beleuchtet und ziemlich grell was die Farbtöne betraf.
Der Haken: Die Lichtqualität! Kaum Farbspektrum und es flimmerte extrem. Kann man da überhaupt fotografieren und mit den Bildern irgendetwas anfangen? Mit ein paar Tricks, ja smile
Um mal ein Gefühl für die Lichtmenge zu bekommen: Bei ISO 800, f/2.8, 1/30s waren in der Halle selbst kaum Gesichter und oft nicht mal Silhouetten zu erkennen. Ohne mobiles Blitzlicht ging hier nichts.
Das war allerdings kein wirkliches Problem. Ich hatte den kompakten Q20 Blitz dabei, den ich im letzten Beitrag vorgestellt habe. Er tat seinen Job gut. Ich musste allerdings schon ziemlich gut zielen, der Winkel war deutlich enger als ich es gewohnt war. Außerdem ist die Bedienung am winzigen Funkauslöser mit kalten Fingern ziemlich unpraktisch. Ich will aber nicht meckern, das Ding war in der Jackentasche zu transportieren. Alles gut.
Aber die Bühne, bzw. deren Beleuchtung machte mir Kopfzerbrechen.
Bühne – Pink
Die Farben waren grell, es war Pink. Punkt. Schon als Mensch sah man kaum andere Farben und die Kamera gab im Grunde auf. Der Autofokus war außerdem ungewohnt langsam und unpräzise. Ich musste teils 5 mal und häufiger fokussieren, bis es im Sucher OK aussah. Als ich ein paar längere Belichtungszeiten versuchte, um etwas mit Bewegung zu spielen, wurde mir klar, warum der Autofokus ein Problem gehabt haben könnte: Das Licht flimmerte extrem!
Video war im Grunde kaum vernünftig zu machen weil man bei Bewegung und Schwenks einen Stroboskop-Effekt bekam, wie man ihn aus Diskotheken kennt. Bei längeren Belichtungszeiten gab es weniger Schlieren sondern eher Mehrfachbelichtungen. Auch witzig aber ich fand keinen Gefallen daran.
Bei einer Belichtungszeit von 1⁄15s sehe ich 11 Belichtungen – das kann man schön an den Kontrastkanten des Hutes zählen. Ihr könnt ja mal ausrechnen, mit wieviel Hz das Licht geflimmert hat.
Ich spielte mit ISO und Belichtungszeit, stellte die Kamera für die Vorschau auf Schwarz/Weiß und sah mir die Ergebnisse zu Hause in Ruhe an.
Warum auf s/w gestellt? Weil ich immer mal wieder Fotos auf dem Kamera-Display zeige und so schon mal die Erwartungshaltung ein wenig anpassen kann. Sollte also keine Farbbearbeitung möglich sein: Schwarz-Weiß geht immer ;)
Pink.
Ich überlegte, ob ich die Bilder irgendwie vernünftiger in Farbe entwickeln könnte, was war im RAW enthalten? Wenig Farben, das war klar, als ich an den Reglern der einzelnen Farbkanäle zog. Also überlegte ich was fehlte: Grün.
Ich zog den Weißabgleich in Richtung grün und gelb, was nicht reichte. Ich spielte mit den Farbkanälen und den Kalibrierungseinstellungen aber es reichte nicht.
Die Lösung war dann die Teiltönung: Lichter und Schatten bekamen ein Grün beigemischt. Das konnte ich für die Bereiche unterschiedlich stark machen, um grüne Gesichter zu vermeiden.
Dann noch etwas die Sättigung zurück fahren und tatsächlich ließen sich viele Bilder so korrigieren. Ich finde, es ist noch genug Lichtstimmung enthalten.
Eine schnelle Umfrage auf Twitter ergab: Die Meinungen gehen auseinander: Es gab gleich viele Stimmen für die s/w-Version wie für die korrigierte Farb-Version und es gab sogar einige Stimmen, die das pinke Original bevorzugen. Ich selbst habe mich für die korrigierte Farbversion entschieden, habe aber final noch etwas die Sättigung und somit die Pinke Grundstimmung wieder ein klein wenig mit rein genommen.
Klappt der Trick immer?
Nein. Etwas später gab es einen anderen Auftritt auf der Bühne, bei der die Beleuchtung anders eingestellt war. Hier war eine Korrektur nur noch in geringerem Umfang möglich.
Es hängt also sehr davon ab, welches Farbspektrum vorhanden ist und wie die Kamera darauf reagiert.
Kann man das vermeiden?
In diesem Fall war das Shooting eine spontane Sache die ich selbst entschieden hatte. Bei einem bezahlten Shooting hätte ich im Vorfeld mit der Bühnentechnik Kontakt aufgenommen und ein paar Probebilder bei der Probe gemacht. Vermutlich hätte man dann ein andere Farb-Setup wählen können, was die Bilder bunter, im Sinn von “mehr verschiedene Farben” gemacht hätte. Vielleicht wären auch noch ein paar warm-weiße Strahler als Unterstützung möglich gewesen und vielleicht hätte es alternative Lichter gegeben, die weniger flackern – Das weiß man erst, wenn man mit dem Beleuchter spricht smile
Solltet Ihr also mal eine Anfrage bekommen, so eine Situation zu fotografieren, plant im Vorfeld etwas Zeit für einen Test ein und sprecht mit den Beleuchtern smile Ihr könnt nicht sagen, ich hätte Euch nicht gewarnt wink