Es kam sehr spontan, von einem Tag auf den anderen. Ein Mitarbeiter sollte in einem Mailing auftauchen, es gab aber nur alte Fotos von ihm – ohne Bart smile
Da musste schnell ein aktuelles Foto her und statt es auf die Schnelle mit der Kompaktkamera im schlecht beleuchteten Flur zu knipsen, wurde ich gefragt wink Ich freute mich, packte Abends meine Ausrüstung und am nächsten Morgen machten wir ein paar Bilder.
Hier ein paar Worte dazu, wie ich vorgegangen bin und was ich in der Nachbearbeitung noch getan habe – Worte, denn leider hatte ich keine Zeit und keine Ruhe um ein Making-Of zu fotografieren wink
Setup
Pose
Der Mitarbeiter ist größer als ich. Ohne Hilfsmittel würde ich ihn leicht von unten fotografieren, was ich für Portraits nicht so schön finde – jedenfalls nicht, wenn es ein Bild eines freundlichen Service-Mitarbeits sein soll smile Da ich keinen Hocker oder Leiter zur Verfügung hatte und mich beides eher gestört und verlangsamt hätte, ließ ich den Mitarbeiter auf einem Stuhl Platz nehmen, so konnte ich den Winkel nach Belieben wählen.
Ich ließ ihn sich aufrichten, möglichst gerade sitzen, wir spielten ein wenig mit Schulterstellung, Neigung nach vorne etc. Da muss man immer sehen, wie sich die Person vor der Kamera wohl fühlt, was ohne zu große Anstrengung möglich ist ohne Verkrampft zu wirken etc.
Licht
Im Gegensatz zu den Movember-Fotos entschied ich mich hier für ein etwas einfacheres Setup: Zwei Blitze, einer im Schirm und einer ohne Lichtformer. Der Hintergrund, hellgrau/weiß, war vorgegeben.
Den Blitz mit Schirm platzierte ich links vor ihm (Betrachter-Sicht). Dabei achtete ich darauf, dass der Schirm leicht von oben leuchtete aber tief genug stand, um einen Lichtreflex in die Augen zu werfen. Dann zog ich den Blitz so weit nach vorne, dass dieser Reflex in beiden Augen auftauchte.
Ich ließ ihn sich mit dem Körper zum Licht drehen, den Kopf etwas zur Seite in meine Richtung. So war das Gesicht gut ausgeleuchtet, ließ aber eine knappe Schattenkante – Ich mag Kontraste und es hilft das Gesicht plastisch wirken zu lassen.
Dann baute ich einen puren Blitz ohne Lichtformer weiter hinten rechts auf um ein Streiflicht auf die Schattenseite zu werfen. Dabei muss man darauf achten, dass der Blitz nicht direkt ins Objektiv strahlt, sonst gibt es üble Reflexe oder der Kontrast geht verloren durch das Streulicht. Es hilft, wenn man den Blitz zoomen kann und man kann ihn recht weit zur Seite leuchten lassen, das ändert am Ergebnis nichts. Präzise lässt sich das mit einem Grid oder einer Snoot lösen, dann wird es aber auch schwieriger zu zielen um die Lichtkante zu setzen. So hatte ich etwas mehr Spielraum beim Ausrichten und der Aufbau ging schneller.
Hintergrund
Der Hintergrund ist ein normaler Falthintergrund. Der lässt sich gut transportieren und ist schnell aufgebaut, wenn man ihn irgendwo gegen lehnen kann. Die weiße Seite lässt sich einfach grau bekommen, indem man weniger Licht darauf kommen lässt – oder eben wirklich weiß, wenn man viel Licht drauf wirft, ggf. mit einem dritten Blitz.
In diesem Fall sorgte der hintere Blitz dafür, dass nicht nur die Lichtkante auf dem Mitarbeiter gesetzt wurde, sondern dass auch einiges Licht auf den Hintergrund geworfen wurde – Ich habe den Blitz also eher weitwinklig arbeiten lassen und recht weit zur Seite gedreht.
Shooting und Nachbearbeitung
Schnell sein, mit den Leuten sprechen. Die ersten Bilder dienten eher dem Lichtsetup und zum warm werden auf beiden Seiten. Er schaute sehr ernst, was im Bild eher böse rüber kam wink Ein paar Sätze später fing er dann bei einem Spruch an zu lächeln – Bereit sein, Fotos machen!
Zwei Bilder wählte ich schlussendlich aus und bearbeitete sie. Wenn das Licht gut gesetzt ist, braucht man an Kontrasten fast nie etwas machen, so auch hier. In Lightroom korrigierte ich noch ein wenig den Weißabgleich und gab einen Hauch von Klarheit auf seinen tollen Bart und die Haare.
Der Hintergrund war mir nicht hell genug. Mit dem Pinsel-Werkzeug in Lightroom markierte ich den Hintergrund und zog ihn noch etwas heller.
Etwas aufwendiger waren Hautrötungen. Es war warm im Büro und natürlich macht man so ein Fotoshooting auch nicht jeden Tag. Das Gesicht hatte einige deutlich rötliche Bereiche die mit Lightroom nicht sauber in den Griff zu bekommen waren – Hier werden Anwender von Capture One frohlocken wink
Ich bearbeitete das Bild in Affinity Photo. Neue Ebene anlegen, Ebenenmodus auf “Farbe”, mit einem sehr weichen Pinsel auf dieser Ebene mit der Hautfarbe pinseln, Deckkraft einstellen … Fertig smile
Wenn jemand eine bessere Methode kennt um Hautrötungen zu entfernen, ich freue mich über einen Kommentar
Hat Spaß gemacht und ich habe schon eine Anfrage bekommen, weitere Mitarbeiter abzulichten smile
Moin Boris,
Manchmal reicht es in Lightroom die Luminanz von rot im HSL Bereich etwas zu erhöhen um rote Hauttöne abzumildern. Zumindest probiere ich den Regler immer erst aus, bevor ich es dann so mache, wie Du es getan hast.
Gruß und schöne Weihnachten,
Alex