Im ersten Teil ging es um die fehlende Automatik bei der Nutzung von EF-Objektiven an mFT-Kameras. Mit dem manuellen Fokus kann man sich oft arrangieren, die Offenblende muss man in Kauf nehmen – vermutlich hätte man sie ohnehin freiwillig gewählt smile
Hier kommt nun Teil 2, es geht um die Brennweite – Eine Geschichte voller Missverständnisse…
Brennweite
Ist schon oft erklärt worden, da ich aber bei meinem letzten Workshop bei diesem Thema wieder in fragende Gesichter geschaut habe, wiederhole ich das gerne noch einmal.
Mal angenommen Ihr habt ein Objektiv für eine Vollformat-Kamera. Sagen wir mal, ein 50mm Objektiv für eine Canon EOS 5D oder eine Nikon D4 und Ihr packt exakt dieses Objektiv mit einem Adapter an eine mFT-Kamera wie die Olympus OM-D, dann passiert etwas, was vielleicht nicht jeder erwarten würde. Die OM-D nimmt mit demselben Objektiv viel weniger auf, es passt weniger ins Bild, sieht aus, als hätte sich die Brennweite geändert – aber das ist doch gar kein Zoom-Objektiv?! Um denselben Bildausschnitt zu bekommen, müsste man einige Schritte zurück gehen. Was ist das? 50mm bleiben doch 50mm? Ist im Adapter ein Tele-Konverter eingebaut?
Die Kamerahersteller sind nicht relevant in diesem Beispiel. Entscheidend ist, dass der eine Sensor größer ist als die anderen
Nein, natürlich nicht. Der Adapter ist ein simpler Abstandshalter mit einem mFT-Anschluss auf der einen und einem Canon-EF-Anschluss auf der anderen Seite. Optisch passiert da überhaupt nichts. Das angesetzte Objektiv ändert sich genau gar nicht.
Sensorgrößen – Ausschnittsvergrößerung eingebaut
Der empfangende Sensor in der m4∕3-Kamera ist viel kleiner und das sorgt für den Tele-Effekt. Genau genommen ist es eine Ausschnittsvergrößerung. Wie das?
Objektive projizieren einen Bildkreis in die Kamera hinein. Das o. g. 50mm Objektiv ist so konstruiert, dass dieser Bildkreis so groß ist, dass die komplette Fläche eines 35mm Formats ausgefüllt wird – völlig egal ob Film oder Sensor aber ich bleibe hier mal ganz digital bei Sensor, weil sonst jeder zweite Satz zu sehr verschachtelt würde smile
Also, Objektiv sitzt auf der Kamera und wirft ein rundes Bild in die Kamera. Dort wird ein rechteckiges Stück dieses Bildkreises aufgezeichnet, fertig ist unser Foto. Soweit klar? Prima, dann ist der nächste Schritt fast ein Selbstläufer.
Der Sensor vom mFT-Format ist deutlich kleiner als das 35mm-Format, in diesem Fall lässt sich das sogar sehr einfach rechnen, denn der Sensor ist ziemlich genau halb so groß – ja, die Fläche ist nur ein Viertel vom 35mm Format weil mFT nur halb so breit und halb so hoch ist. Das Ergebnis ist aber ein Faktor 2. Man spricht dabei auch vom Crop-Faktor.
Das Adaptierte Objektiv wirft noch immer exakt denselben Bildkreis, diesmal in eine kleinere Kamera. Der viel kleinere Sensor sitzt genau in der Mitte dieses Bildkreises. Ein großer Teil des Bildes trifft den Sensor also gar nicht sondern leuchtet irgendwo in das Gehäuse oder prallt vorher an irgendwelche Kanten oder Kunststoffteile. Der kleine Sensor nimmt also nur einen engen Ausschnitt vom Bildkreis auf.
Das ist exakt derselbe Effekt, wie wenn Ihr Euch ein Bild schnappt, dass Ihr mit dem Vollformat aufgenommen habt, und dann einen Ausschnitt aus der Mitte wählt und das Bild beschneidet. Exakt das gleiche passiert, wenn Ihr mit einem kleinen Sensor fotografiert – nur dass die Auflösung vom Ergebnis ggf. höher ist.
Hier zum Vergleich ein Ausschnitt aus dem weiter oben gezeigten Bild, das mit der Canon 5D aufgenommen wurde. Ich habe in der Bildbearbeitung einfach einen Zuschnitt auf die Mitte gemacht, um in etwa die Größe des kleineren Sensor zu simulieren. Wie Ihr sehen könnt, erhält man dasselbe Ergebnis.
Der Crop-Faktor von 2 führt dazu, dass sich ein Canon 50mm Objektiv an der OM-D wie ein 100mm Objektiv anfühlt, zumindest was den Bildausschnitt betrifft.
Der Haken ist also, dass man auf diesem Wege keinen wirklich großen Weitwinkel bekommt. Ich habe z. B. ein 12-24mm von Sigma für das 35mm-Format, an der OM-D bekomme ich damit nur den Effekt eines 24-48mm, eher unspektakulär im Vergleich.
Im Telebereich kann das aber ein großer Vorteil sein – überlegt mal, ein 100-400mm wird, rein vom Bildausschnitt, zu einem 200-800mm – Wow, Wildlife ich komme smile Meine 1000mm Russentonne wird zu einem 2-Meter-Monster, Yeah bigsmile
Gleicher Bildausschnitt – Brennweite oder Perspektive wechseln
Jetzt ist es etwas verständlicher, warum man an Kameras mit kleinerem Sensor mit kürzeren Brennweiten arbeitet – damit ein Motiv vom selben Standpunkt aus in gewohnter Größe abgebildet werden kann.
Die Alternative ist, dass man ein paar Schritte zurück geht oder sich das Motiv ein paar Schritte vom Fotografen entfernt. Damit ändert man allerdings die Perspektive, was recht drastische Unterschiede in der Bildwirkung haben kann.
Hier noch mal das Bild aus der Canon 5D
Und hier zum Vergleich eine Aufnahme mit der OM-D. Selbes Objektiv per Adapter aber einige Schritte zurück gegangen um ungefähr den gleichen Bildausschnitt zu bekommen
Die Perspektive ist eine völlig andere. Der Hintergrund ist im Verhältnis viel näher an das Motiv gerückt – vergleicht mal den Anhänger links im Bild oder die Bäume ganz hinten am Straßenrand hinter dem Anhänger.
Ausblick auf Teil 3
Außerdem verringert sich die Möglichkeit der Freistellung über die Schärfentiefe. Gehe ich weiter zurück, bekomme ich eine höhere Schärfentiefe. Ändere ich meinen Standpunkt nicht sondern wähle eine kürzere Brennweite, bekomme ich ebenfalls eine höhere Schärfentiefe… Aber darum soll es im dritten Teil gehen smile
Hallo, echt tolle Bilder, bin durch Zufall hier gelandet. Fotografiere auch viel, aligdrlnes vor allem meine Kinder. HAbe eine sony alpha 580 und 50mm 1.4 Sony Festbrennweite.Bin nun echt inspiriert von deinen tollen Aufnahmen und will das eine oder andere auch mal versuchen, vielleicht auch mal ein Objektiv wie deins ausprobieren,Grudf, Jonathan