Ich hatte vor einiger Zeit einen Beitrag zu meinem damals neuen Objektiv geschrieben – Zum Olympus 60mm Makro. Irgendwie war es ja klar, dass mein Augenmerk bei diesem Review auf der Makro-Eigenschaft liegen würde und natürlich auf allgemeinen Aspekten wie Größe, Geschwindigkeit vom Autofokus und der Handhabung.
Nun erreichte mich eine Frage von Reto die in eine ganz andere Richtung zielte – Taugt das Makro auch für Landschaftsaufnahmen? Wie scharf ist es im Unendlich-Bereich?
Gucken wir doch mal smile
Makro und Landschaft
Das schließt sich natürlich nicht aus. Ein Makro-Objektiv heißt so, weil man damit sehr nah fokussieren kann bzw. weil man die Motive sehr groß abbilden kann. Das bedeutet aber nicht, dass man ausschließlich nah ran gehen kann – auch ein Makro-Objektiv kann weit entfernte Dinge ablichten, wie jedes andere Objektiv auch. Es stellt sich aber tatsächlich die Frage, wie gut die Abbildungsleistung bei entfernten Motiven ist, schließlich dürfte ein Makro mal vorrangig für den Nahbereich optimiert worden sein.
Nun bin ich kein Pixel-Peeper und ich musste erstmal nachsehen, ob ich überhaupt schon mal Landschaften damit fotografiert hatte smile
Ich öffnete meinen Lightroom-Katalog, filterte über die Metadaten nach Bildern die ich mit dem 60mm Makro gemacht hatte und, tatsächlich, fand ein paar Landschaftsaufnahmen. Stimm ja, in Inzigkofen hatte ich das Objektiv bei einem Ausflug auf der Kamera und war auch nur mit diesem Objektiv unterwegs.
Wald. Viele Details.
Diese Aufnahme entstand mit dem Olympus 60mm Makro bei f⁄4 – Mir gefiel in dieser Situation wie das Sonnenlicht über die Baumwipfel streifte. Nun mache ich mal etwas, was ich ansonsten selten tue – ganz nah heran zoomen und Pixel gucken.
Es mag Objektive geben, die diese feinen details noch besser abbilden. Ich kann hier auch ohne tiefergehende Tests nicht sagen, welchen Anteil an den Details das Objektiv hat und welche der Sensor in der Olympus OM-D E-M1 und wie die Ergebnisse mit anderen RAW-Entwicklern als Lightroom aussehen.
Mir persönlich genügt das jedoch völlig wink
Landschaften mit 60mm – oder sogar 120mm
Was ich auch oft höre ist der Irrglaube, man könne Landschaften nur mit Weitwinkel fotografieren. Das ist Quatsch. Ich behaupte mal, dass sich jedes Objektiv auch für Landschaftsaufnahmen eignet. Oftmals ist ein Tele sogar besser geeignet, weil man sich als Fotograf Gedanken muss, welcher Aspekt in der Landschaft einem gerade wichtig ist, man ist gezwungen sich ein Detail oder eine Blickrichtung herauszupicken anstatt einfach alles vor der Nase auf ein Bild zu quetschen.
Interessanterweise sieht man vielen Bildern hinterher gar nicht mehr an, ob sie nun mit 20mm, 50mm oder 100mm fotografiert wurden. Wie zum Beispiel bei folgendem Bild
Um etwas Details in den Schattenbereichen zu bekommen, musste ich mit der Belichtung ziemlich an die Grenze gehen, ich fotografiert fast direkt in Richtung Sonne. Die Wolken wurden dabei überbelichtet. Wäre ich nochmal in der Situation, würde ich niedriger Belichten oder eine Belichtungsreihe für ein HDR machen.
Wenn es nicht in diesem Beitrag stehen würde, wer hätte gedacht, dass es ein Bildwinkel ist, der am Kleinbildformat 120mm entspricht? Die Abbildung der Wolken mag verraten, dass es keine 20mm waren, aber ob es nun ein Kleinbildequivalent von 50mm oder 120mm waren? Wer das Tal und meinen Standort nicht kennt, der dürfte sich damit schwer tun.
Flares
Ich habe es versucht. Ich wollte sehen, wie anfällig das Objektiv für Reflexionen zwischen den Linsenelementen ist. Das war gar nicht so einfach. Am Ende habe ich dann doch ein paar bekommen…
Man kann auch einfach mal mit Offenblende f⁄2.8 direkt in die Sonne fotografieren – zumindest wenn man wenigstens ein paar Lensflares bekommen möchte bigsmile
Weitere Beispiele
Außer der Sonne und dem Streiflicht mag ich auch Spiegelungen, Reflexionen…
Hier spiegelte sich der Himmel so schön in der Donau und erzeugte in der Flucht der Perspektive diese Form, die an eine Sanduhr erinnert. Ich mag solche Spielereien.
Eine weitere Aufnahme mit vielen Blatt- und Lichtdetails, ebenfalls am Donau-Ufer entstanden.
Es gibt natürlich auch Aufnahmen, da ist die Schärfe gar nicht mehr relevant, weil die Landschaft gerade kaum Kontraste zu bieten hat. So geschehen bei mir in der Nähe als ein dichter Nebel über den Weiden und Wälden hing
Also?
Ich mag das Objektiv. Es ist ein tolles Makro, bei entfernten Motiven ist es mir scharf genug – ich würde mal sagen, dass ich keinen relevanten Unterschied zum 12-40⁄2.8 PRO bzw. 40-150⁄2.8 PRO feststellen kann, ohne wissenschaftliche Analysen wink Es ist also, trotz seiner festen Brennweite, ein toller Allrounder. Auch für Portraits hat es eine tolle Brennweite am MFT-Format. Nur wenn man einen wirklich schnellen Fokus benötigt, sollte man kein Makro-Objektiv einsetzen.
Viel Spaß beim Fotografieren von Landschaften mit Brennweiten oberhalb Superweitwinkeln smile
Salut Boris
Schöner Bericht, Kompliment!!!!
Ich habe heute zum ersten Mal das 60er Oly mit dem 60er Sigma bei “Unendlich” direkt verglichen. Jeweils mit Blende 5.6 und 7.1, JPG und an meiner E-M5II. Ein paar Testaufnahmen bei gleichem Licht und gleichem Ausschnitt. Der Unterschied ist wirklich nur klein, das Sigma scheint minimal schärfer. Getestet habe ich das nur mit der 100% Ansicht und meinem Auge :-) Also auch kein wissenschaftlicher Test :-) Je nach Motiv wird vermutlich kein Unterschied wahr genommen werden. Ich habe bei Testen auf sehr feine Strukturen geachtet. (Bäume und Fichten)
Mit wenig Nachschärfen kann dieser Nachteil schnell ausgeglichen werden.
Die 60mm ergeben ja den selben Bildwinkel wie 120mm an KB und das ist ja relativ nahe an den 135er Teles aus den analogen Zeiten. Ich mag die Brennweite ausserordentlich.
Viele Grüsse Reto