Ob ich die gelben Säcke noch rausstellen könnte? “Klar kann ich”, denke ich mir so, als mir mein iPhone die Frage entgegen vibriert. Ich schaute auf den Abfallkalender, jawohl, gelbe Säcke sind dran, zog mir Schuhe und Jacke an, es ist kalt draußen, und ging rüber zur Garage. Wie üblich schaute ich auch diesmal in den Nachhimmel, ich mag Sterne, sie sind nur viel zu selten wirklich gut zu sehen. Gerade die letzten Tage war es eigentlich ständig bewölkt, es regnete oder so etwas ähnliches wie Schnee fiel herab.
Aber nicht an diesem Abend! Wow, Sterne. OK, die Umgebung ist eigentlich noch viel zu hell aber war da nicht was mit einem Kometen? Lovejoy? Haben sie doch die letzten Tage von berichtet. Die gelben Säcke waren schnell raus gestellt. Ich flitzte wieder in die Wohnung und zog Erkundigungen ein…
Ich hatte es richtig in Erinnerung, freut man sich ja auch mal, der Komet mit schmissigen Namen Lovejoy C/2014 Q2 sollte zu sehen sein, bei guten Bedingungen sogar mit bloßem Auge.
Den Gürtel des Orion kennt man. Von dort schaut man recht steil nach rechts oben bis zu den Plejaden, von dort weiter nach rechts und etwas nach oben. Heute war der 21. Januar 2015 und es war so um 19 Uhr herum, der Komet sollte also ziemlich weit oben am Nachthimmel stehen. Verdammt, ich sehe ich nicht.
Diese Sache mit dem bloßem Auge ist schon korrekt, dafür muss es um einen herum aber wirklich richtig dunkel sein. Dann kann man, wenn man weiß wo man hingucken soll, etwas nebliges erkennen. Ich hatte Straßenlaternen um mich herum, Ort und entfernte Stadt waren beleuchtet. Als ich ihn denn mal gefunden hatte, meinte ich etwas ganz schwach wolkiges mit den Augen erkennen zu können. Mag auch Einbildung gewesen sein.
Also wieder rein und den Feldstecher aus dem Regal gezogen. Boah, damit sieht man gleich viel mehr Sterne, dafür ist die Orientierung etwas komplizierter, ich mache das ja nicht jeden Tag. Ich brauchte ein paar Anläufe aber dann sah ich ihn: Lovejoy, eine grünlich schimmerte Punktwolke.
Ich finde so etwas so dermaßen genial – wenn ich mir vorstelle, dass wir auf einer großen Murmel durch das weite Nichts rotieren und irgendwo ganz weit weg ein kleiner Brocken auf die Sonne zu hält und ich das jetzt zu genau diesem Zeitpunkt beobachten kann – ein echter Hammer! Für die einen nur ein grüner Punkt, für mich ein Grund so einige Probleme ganz neu einzuordnen.
Ob ich diesen grünen Punkt wohl fotografieren könnte? Hell ist der wahrlich nicht und groß schon gar nicht. Eine lange Brennweite wäre gut aber lichtstark müsste sie sein. ISO-Monster-Kameras habe ich auch nicht. Klar, mit einer Nikon D800 oder gar einer Sony A7s macht man vermutlich im vorbei gehen, frei Hand ein tolles Bild smile Habe ich aber nicht.
Ich probierte es mit der Olympus und dem 12-40/2.8. Schon gar nicht schlecht. Beim heran zoomen konnte ich einen grünen Punkt entdecken. ISO 1600 oder mehr ist natürlich schon grenzwertig, die E-M1 ist nicht für die Sternenfotografie gebaut. Eine Nachführung wäre eine Lösung aber die habe ich auch nicht smile
Moment, ich habe gerade Adapter bekommen um meine Canon-Objektive an die Olympus zu stecken. Mein Canon 85/1.8 ist schon mal einen zacken lichtstärker und die 85mm geben an der Olympus immerhin einen Blickwinkel von 170mm – bezogen auf das Kleinbildformat. Also schnell wieder rein, Adapter und 85mm raus geholt, die Kamera noch mal neu ausgerichtet, so dass der Komet möglichst in der Mitte vom Bild steht und dann das Objektiv gewechselt.
Live-View ist genial! Auf dem Display konnte ich zwar nicht den Kometen erkennen, wohl aber Sterne. Damit war das manuelle fokussieren extrem einfach. So entspannt habe ich noch nie auf Sterne fokussieren können. Leute, ich verstehe inzwischen die Euphorie bezüglich Live-View!
Der Rest war dann einfach experimentieren. Alles im manuellen Modus. Blende war zwangsläufig komplett offen – Canon Objektive haben keine manuelle Blendensteuerung und Adapter für Olympus, mit denen man Canon-Objektive steuern kann, gibt es nicht. Belichtungszeiten stellte ich zwischen 1 bis 5 Sekunden, kleine Sternenspuren waren mir egal aber zu viel ist eben auch nicht gut. ISO experimentiere ich zwischen 800 und 6400.
Das Bild oben entstand bei ISO 6400, 85/1.8, 4 Sekunden. Ich musste es in der Bearbeitung deutlich abdunkeln, ich wollte einfach sehen, ob ich einen Kometenschweif erkennen könnte. Ich glaube, mit ein wenig Phantasie kann man ihn horizontal nach links erahnen.
Hier eine weitere Aufnahme. Diesmal ISO 3200 bei 2,5 Sekunden – wieder das 85/1.8.
Der grüne Punkt ist es smile
Na, es war jedenfalls richtig kalt draußen. Ich merkte nach ein paar Aufnahmen, dass meine Finger sich nur noch wiederwillig bewegen wollten. Dass ich meine Zehen kaum noch spürte, bemerkte ich erst, als ich wieder in der Wohnung war. Notiz an mich: Das nächste Mal nicht die Straßenschuhe sondern die dicken Winterstiefel und dicke Socken anziehen, auch wenn man nur für eine halbe Stunde in der Winternacht fotografieren möchte. *brrrrr*
Zeigt her Eure Fotos
Habt Ihr auch die Gelegenheit gehabt den Kometen zu fotografieren? Ich wette, Ihr habt das deutlich besser hinbekommen, oder? Lasst doch mal was sehen – verlinkt Eure Aufnahmen als Kommentar und schreibt kurz dazu, wie Ihr die Aufnahme gemacht habt. Hatte Ihr eine Nachführung und welche? Ich bin neugierig smile
Würd’ ich ja gern!
Aber der Himmel bei uns ist jetzt schon wieder seit mehr als einer Woche absolut ungnädig zu mir. Immer bedeckt, alles grau in grau.
Meh!
wie kann man denn hier das Bild hochladen?
Das hier ist ein Blog – Da kannst Du keine Bilder hochladen :)
Du kannst Deine Fotos bei flickr, 500px, etc. oder auf Deiner eigenen Webseite hochladen und hier als Kommentar einen Link schreiben :) Würde mich freuen, mehr (und bessere) Kometenbilder zu sehen von Lovejoy :)