Shooting

Isabell – Bewerbungsfotos und Hintergrundstudie

Bewerbungsfotos Isabell
Grauer Hintergrund (bearbeitet) und schwarzes Sakko

“Ping” – Mein iPhone schmetterte mir eines Abends Facebooks glockenartigen Benachrichtigungston entgegen. Nanu, wer könnte mir da etwas mitteilen wollen? Ich nahm das Gerät in die Hand und sah eine Nachricht einer lieben Bekannten.

Isabell kann es kaum erwarten ihr erlerntes Wissen nutzbringend einzusetzen und ins Geschäftsleben einzusteigen. Bewerbungen schreiben ist also ihre derzeitige Beschäftigung und was fehlte noch? Genau – Bewerbungsfotos.

Dabei hatte sie an mich gedacht – Ich habe mich gefreut smile

Dieser Beitrag zeigt mein Setup, mein Vorgehen und wie verschiedene Hintergründe und kleine Änderungen am Outfit eine Menge bewirken können.

Isabell hatte wegen der Bewerbungsbilder überlegt, wie, wo, wer soll sie machen? “Ich sehe auf Fotos immer so blöd aus…” – Ihr kennt das?! wink

Ich verrate Euch mal ein Geheimnis: Wenn Ihr gute Fotos haben möchtet, auf denen Ihr unverkrampft wirkt, ehrlich seid, gut rüber kommt, dann geht zu einem Fotografen, den Ihr gut kennt oder wählt einen, der Euch sympathisch ist. Wenn die Chemie zwischen Euch und dem Fotografen nicht stimmt, dann wird das auch mit den Fotos nichts.

Isabell und ich kennen uns seit einer Weile, da wir im selben Stall Pferde eingestellt hatten. Wir haben immer locker gequatscht, Kuchen genascht den Ihre Mutter gemacht hatte, uns geholfen bei den Pferden und so weiter. Daher wusste sie auch, dass ich gerne und viel fotografiere, sie kannte meine Bilder und mochte sie auch.

So dachte sie dann glücklicherweise direkt an mich und textete mich einfach mal an. Details und Konditionen waren schnell geklärt und ein Termin gefunden. Klasse.

Shooting

Es gibt keinen Geheimtrick, keinen doppelten Boden, kein Kaninchen aus dem Hut – Tut mir Leid, wenn ich Euch da enttäuschen muss.

Ich versuche einfach immer eine lockere Atmosphäre zu schaffen, mich an den Kunden anzupassen. Zu steif und förmlich liegt mir weniger, locker und ungezwungen aber zielorientiert mag ich lieber.

Ich erkläre was ich vorhabe und immer mal wieder was ich gerade tue. Wenn ich eine Softbox aufbaue oder die Funkauslöser für die Blitze anschließe, wenn ich das Licht einstelle und Testaufnahmen mache.

Wenn es ans Shooting geht, rede ich mit der Person vor der Kamera, gebe Anweisungen zur Pose, zur Kopfhaltung, gebe Hinweise wenn eine Kette schief sitzt, ein Kragen ungleichmäßig ist und ähnliches. Natürlich übersehe ich auch mal etwas – Es hilft einen Assistenten dabei zu haben, der ebenfalls auf Kleidung und Frisur achten kann.

Und ja, ich freue mich wirklich über gelungene Aufnahmen, tolles Licht und Posen, die ich ja direkt im Sucher oder auf dem Display sehe und ich lasse mir das auch anmerken und zeige Ergebnisse smile Oft motiviert das den Kunden noch mehr.

Bei Bewerbungsfotos gibt es meiner Meinung nach keine Regel. Im Grunde könnt Ihr alles machen. Ihr solltet nur überlegen, bei wem und wofür Ihr Euch bewerben wollt und das Bild sollte schon irgendwie dazu passen. Eine Bewerbung in leitender Position verträgt sich vielleicht nicht so gut mit bunten Hintergründen oder einer Strickjacke. Umgekehrt finde ich einen Armani-Anzug mit steifem Hemdkragen und edler Krawatte mit effektvollem Licht etwas übertrieben für einen Ausbildungsplatz als Tischler oder Kfz-Mechaniker. Ist nur so ein Gefühl – keine Regel.

Hintergrund und Wirkung

Es ist übrigens sehr erstaunlich, wie unterschiedlich Bilder, bzw. Personen auf eben diesen wirken, abhängig vom gewählten Hintergrund.

In diesem Fall haben Isabell und ich gleich drei Hintergründe durchgespielt. Weiß, Schwarz und Grau mit Lichtverlauf. Das Lichtsetup ist bei allen Bildern absolut identisch – vom Hintergrund mal abgesehen. Ist es nicht irre, wie unterschiedlich die Wirkung ist?

Bewerbungsfotos Isabell
Isabell vor weißem Hintergrund

Der helle Hintergrund gibt dem Bild eine unglaubliche Offenheit, eine Frische, etwas leuchtendes. Gar nicht schlecht für meisten Bewerbungen würde ich sagen.

Isabell Bewerbungsfoto
Vor schwarzem Hintergrund. Die Person kommt plastischer nach vorne. Es wirkt aber schon etwas erdrückend

Der schwarze Hintergrund wiederum lässt die Person fast schon dreidimensional hervorstehen, sie hebt sich drastisch ab und der Blick geht direkt und ohne Blendung zur Person. Im Prinzip eine gute Sache, trotzdem hat es schon einen starken Touch von Theater oder Bühne und irgendwie fehlt mir da etwas.

Bewerbungsfotos Isabell
Der graue Hintergrund mit Farbverlauf (hier noch unbearbeitet mit einigen Falten) lockert das Schwarz auf und gewinnt an Eleganz

Der graue Hintergrund mit Lichtverlauf entspannt den harten Kontrast deutlich, verglichen mit dem rein schwarzen Hintergrund, er sorgt für einen Gewinn an Eleganz, ein deutlicher Indikator für geplant, gewollt, überlegt. Es ist weniger langweilig als ein einfarbiger Hintergrund, mutiger, vielleicht sogar selbstbewusster.

Kleidung

Ein schwieriges Thema bei dem im Grunde dasselbe gilt wie oben schon mal geschrieben: Überlegt Euch, wofür Ihr Euch bewerbt. Anzug mit Hemd und Krawatte oder Fliege muss nicht immer sein und bei eher hemdsärmeligeren Betrieben kann so etwas sogar abschrecken – “So einen Schnösel wollen wir hier nicht”. Ein Anzug kann auch mal mit Polo- oder T-Shirt funktionieren, ein Hemd muss nicht gleich weiß sein, ein mehr “casual”-Sakko funktioniert vielleicht besser als ein schwarzes – oder umgekehrt.

In diesem Fall startete Isabell mit einem etwas ungezwungenerem Jacket. Bläulich-Lila mit Punkten, dazu ein Halstuch. Elegant, Schick aber nicht zu steif und nicht übertrieben förmlich. Zusammen mit ihrer neuen Brille und der Frisur ein stimmiges Bild wie ich finde.

Sie zeigte mir dann noch ein paar andere Kleidungsstücke. Sie hatte noch andere Blusen bzw. Shirts, die allerdings allesamt sehr tief ausgeschnitten waren. Nun sage ich zwar, dass es keine Regeln gibt, ich persönlich glaube aber, dass man als Dame keine allzu tiefen Einblicke auf dem Bewerbungsfoto zeigen muss. Dass manche damit eher einen Job bekommen halte ich eher für ein Gerücht – und bekäme man den Job nur deshalb, würde ich den Arbeitgeber nicht empfehlen.

Dann zog sie ein schwarzes Jacket hervor und ich sagte: “Yes, lass uns das mal versuchen!”

Nun vergleicht mal die Bilder vor dem grauen Hintergrund, einmal mit dem bläulichen Sakko und einmal mit dem schwarzen. Was ist Euer erster Eindruck?

Bewerbungsfotos Isabell
Der graue Hintergrund mit Farbverlauf (hier noch unbearbeitet mit einigen Falten) lockert das Schwarz auf und gewinnt an Eleganz
Bewerbungsfotos Isabell
Grauer Hintergrund (bearbeitet) und schwarzes Sakko

Klar, das hellere Sakko hebt sich deutlicher vor dem Hintergrund ab, die Person ist deutlicher zu sehen. Das schwarze Sakko bringt aber meiner Meinung nach viel mehr Aufmerksamkeit ins Gesicht. Es wirkt eleganter, ich würde fast sagen selbstbewusster. Tanja sah die Aufnahme, zeigte sofort drauf und meinte: “Das ist es!”

Geschmacksfrage

Ob es das nun ist, welches Bild Isabell nun auswählen wird – sie hat noch ein paar mehr bekommen und ja, da sind auch klassische Hochformate dabei – muss sie selbst entscheiden. Wie es beim Betrieb ankommt werde ich leider nie erfahren, außer sie bekommt den Job wink

Mich interessiert mal, welcher Stil Euer Favorit ist?

Setup

Das Lichtsetup muss man natürlich immer etwas an die zu fotografierende Person und an das Outfit anpassen. In diesem Fall gab es weiches Licht von links und rechts vorne. Ein Blitz kümmerte sich um den Hintergrund.

Bewerbungsfotos Isabell - Lichtsetup
Lichtsetup vom Bewerbungsbilder-Shooting mit Isabell.

Für den weißen Hintergrund schoss der Blitz direkt auf die weiße Seite des Falthintergrunds. Beim schwarzen Hintergrund war der dritte Blitz aus. Der graue Hintergrund mit Verlauf entstand mit dem dritten Blitz, der auf den schwarzen Falthintergrund zielte.

Workshop

Gruppenfoto Happy Shooting Northeim 2011

Ich möchte Euch einfach noch mal auf eine tolle Workshop-Gelegenheit im Juni 2015 hinweisen:

Beim großen Lichtworkshop in Northeim, mit Chris und mir, geht es drei Tage lang um das Thema Licht, Belichtung, Setup ausdenken, aufbauen, einstellen, nutzen, etwas Posing natürlich und hier können wir alle Fragen klären und viele Tipps geben. Available Licht, mobiles Blitzen, wie ich es bei den Bildern oben getan habe, Studio-Licht und Dauerlicht – Alles hat seine Vor- und Nachteile.

Wir brauchen noch Teilnehmer – was für Euch ein großer Vorteil ist: Kleine Gruppe, Intensivtraining! Meldet Euch jetzt an – Stichtag ist der 31. Mai.

10% Rabatt gibt es mit dem Code im Newsletter (Da das für kurzfristige Anmeldungen zu knapp sein kann, nehmt bei Interesse bitte direkt Kontakt mit mir auf smile


7 Kommentare

  1. Hi Boris,
    wirklich interessant wie unterschiedlich die verschiedenen Hintergründe wirken.
    Ich finde das Foto mit dem grauen Hintergrund und dem schwarzen Sakko am besten.
    Was hast Du denn für den grauen Hintergrund mit Farbverlauf genommen?
    Viele Grüße
    Tom

  2. Jo Boris, hab vielen Dank für den Vergleich.
    Nach Betrachtung auf dem Telefondisplay würde ich mich für bläuliches Sakko mit grauem Hintergrund entscheiden. Bei Schwarz auf grau knallt mir das helle Gesicht und das Tuch zu sehr aus dem Nichts, hat was von schwebendem Kopf.
    Vielleicht den Hintergrund etwas heller machen, damit sich ihre Konturen etwas stärker von selbigem lösen? – ein Telefondisplay in heller Umgebung ist aber sicher nicht der beste Radgeber… ;)
    Der Rest (sympathischer Ausdruck,…) stimmt aber auf jeden Fall, so dass ich fast geneigt bin zu sagen, dass der Hintergrund gar nicht sooo viel ausmacht. Ein schönes Beispiel dafür, wie wichtig die Arbeit des Fotografen mit den zu fotografierenden Menschen ist.

  3. Hi Boris,
    schöne Ergebnisse mit einem klassischen Setup. Schwarzes Sakko vor grauem Hintergrund gefällt mir am besten.
    Gut gelungen finde ich auch, dass die Reflexionen nur in den Augen sind und nicht in den Brillengläsern. Das ist ja nicht immer einfach…
    Viele Grüße
    Markus

  4. Hallo Boris,
    schöne Bilder. Mir gefällt der weiße Hintergrund am Besten. Wenn es eines der dunklen sein sollte, dann der Grauverlauf mit dem dunklen Sakko.
    Welche Kamera und welches Objektiv hast Du benutzt? Falls es nicht die OM-D war. Würdest Du das Shooting auch mit der OM-D machen?

    Vielen Dank und Viele Grüße Maik

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