Analog

Abenteuer Analog – Der zweite Film

Kodak Tri-X 400
Weidezaun. Aufgenommen mit Primar Reflex II und Kodak Tri-X 400. Man sieht die überlappenden Bilder am oberen und unteren Bildrand

Wow, Danke für das tolle Feedback von Euch! Es gibt offensichtlich noch mehr analog-interessierte Leser unter Euch als ich es mir vorgestellt hatte – finde ich super smile

Spannend finde ich auch, dass ich nach dem ersten Film nicht aufgehört habe. Natürlich machen mir neue Spielzeuge immer erst einmal Spaß – oft verliert sich das Kribbeln aber recht schnell wieder und man stellt das Zeug in die Ecke mit dem Gedanken: “Ich könnte ja jederzeit… wenn ich wollte…” – Nicht so bei der Primar Reflex, die ich noch immer zum Ausprobieren hier liegen hatte.

Es juckte recht schnell in den Fingern und der zweite Film war schnell eingelegt. Ob sich die Negative wohl wieder überlappen würden? Ob ich mit den Belichtungszeiten besser hin käme? Ich konnte, nachdem der Arzt das OK gab, auch wieder raus und andere Motive fotografieren als die Sträucher vorm Balkon – wie würde ich mit dem Format, dem Schachtsucher und den manuellen Einstellungen im Feld klar kommen? Würde die Filmentwicklung auch beim zweiten Mal funktionieren? Ich konnte es kaum abwarten smile

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Das Einlegen des Films ging schon etwas routinierter von Hand, blieb aber doch recht fummelig. Dieses Mal kam ein Kodak Tri-X 400 zum Einsatz. Aufregend – Wie würde der sich wohl verhalten?

Ich nahm die Kamera mit raus zum Stall. Puh, es war sonnig, mächtig sonnig. Da hat man einen ISO 400 Film in der Kamera und plötzlich wird einem klar, dass 1∕1000 Sekunde als kürzeste Belichtungszeit nicht unbedingt als Luxus zählt… Na gut, irgendwie schon denn viele alte Kameras schaffen nicht einmal dies. Mal eben ISO verstellen geht auch nicht – ja, ich könnte den Film einfach Belichten als sei es ein ISO 100 und dann in der Filmentwicklung pullen, aber soweit bin ich noch nicht.

Kodak Tri-X 400
Rapsfeld an sonnigem Tag. 1∕1000s bei ca. f∕11 – leichte Unterbelichtung um die Wolkenzeichnungen zu erhalten

Ich entschied mich einfach dazu, die Blende weiter zu schließen wink Das war mit der Primar Reflex durchaus mit der Entwicklung eines kleinen Mantras verbunden. Warum? Nun, das Schnittbild auf der Mattscheibe, zum manuellen fokussieren, funktionierte nur mit viel Licht gut.

Bei modernen Kameras stellt man eine Blende ein, ohne dass diese tatsächlich sofort verstellt wird. Erst beim Auslösen wird die Blende auf den eingestellten Wert geschlossen, das Bild wird gemacht und die Blende springt wieder in den geöffneten Zustand um ein helles Sucherbild zu zeigen. So eine Springblende hat die Primar Reflex nicht – dreht man hier am Blendenring, wird die Blende direkt geschlossen bzw. geöffnet.

Schloss ich also die Blende auf den gewünschten Wert, wurde auch das Bild auf der Mattscheibe dunkler und der Schnittbildindikator zeigte zur Hälfte nur eine schwarze Fläche. Also versuchte ich mir einzuprägen: Blende auf – scharf stellen – Blende zu – auslösen – Verschluss spannen – Gehe zu Anfang smile

Nicht immer klappte das, es kam schon vor, dass ich vergaß die Blende zu schließen. Umso erstaunlicher, dass man mit dem Ergebnis dennoch etwas anfangen konnte.

Kodak Tri-X 400
Hier lag die Blende irgendwo um f∕5.6 herum, Fokus auf das Windrad.

Ich meine, wenn Blende f∕11 angebracht gewesen wäre, man schon plante bei Blende f∕8 zu fotografieren, um noch ein wenig mit der Schärfentiefe zu spielen und doch versehentlich f∕3.5 eingestellt hatte, ließ man immerhin etwas über drei Blendenstufen mehr Licht auf das Negativ, als über achtmal so viel Licht als geplant.

Rollenspiele

12 Aufnahmen waren schnell gemacht und nun wollte der Film entwickelt werden. Kein Problem, die Prozedur kannte ich jetzt ja schon, was sollte da schon schief gehen?

Ich packte die Dose mit Spule und den Film in den Dunkelsack, verschloss diesen, steckte die Arme hinein, ertastete die Spule, rollte das Filmpapier ab bis ich den Film spürte, schob den Film in die Schienen der Spule und legte los.

Immer schön hin und her bewegte ich die Spulenhälften und dann passierte es – es stockte, der Film hing fest. #wtf

Ich hatte schon in der Anleitung gelesen, dass man in so einem Fall einfach ruhig bleiben sollte, keine Panik, einfach fühlen wo es klemmt, den Film etwas unterstützen… Ich blieb ruhig, ich hatte ja Zeit aber wo hing der Film fest? Der Film wird von außen nach innen auf die Spule geschoben was bedeutet, dass man nicht wirklich fühlen kann, wenn der Film irgendwo am Anfang verklemmt ist. Die Spule bewegte sich nur minimal, vielleicht einen Millimeter oder so.

Erst jetzt wird einem so richtig bewusst, dass man überhaupt nicht sehen kann was man tut. Wer jetzt leichte Panik verspürt, der sollte einfach Spule und Film, so wie er jetzt ist, vorsichtig in die Dose legen, diese gut verschließen und eine Pause machen smile

Pause? Pah! “Ich lass’ mich doch nicht von einem Film verkaspern…”, dachte ich mir und machte weiter. Millimeter für Millimeter.

Ich verkippte die Spule leicht gegeneinander, drückte sie also, ganz leicht, immer im Kreis etwas gegeneinander in der Hoffnung, die klemmende Stelle würde sich wieder einfädeln. Tatsächlich ging es dann wieder einen richtigen Schub vorwärts – um dann nach gleich wieder aufzuhören. #meh

Kodak Tri-X 400
Herausforderung für die Dynamik: Die Sonne knallte auf Nase und Brust des Pferdes, das ansonsten im Schatten des Stalls stand. Hier digital kontrastreich entwickelt, mehr Details im Schatten sind möglich, wenn man wollte
Kodak Tri-X 400
Hier ein Ausschnitt mit schwächeren Kontrasten. Alle Details der schwarzen Mähne im Schatten sind da, genauso wie die Zeichnung im Fell auf der Nase im direkten Sonnenschein

Aber es war klar – Irgendwie ging es weiter! Ich blieb bei meiner Technik, spielte mit der Spule, fühlte mit dem kleinen Finger, ob der Film langsam vorwärts geschoben wurde, half etwas nach… Es dauerte – deutlich länger als beim ersten Mal – aber schließlich war der ganze Film auf der Spule smile

Inzwischen gab mir Chris einen entscheidenden Hinweis: Wenn in der Spule noch Restfeuchtigkeit ist, ein einziger Wassertropfen in der Rille genügt, kann der Film leicht festkleben. Das Wasser löst die Gelatine-Schicht an und schon wird der Film backsig, wie wir Hamburger sagen smile Der Tipp: Die Spule wirklich gut(!) austrocknen lassen, eventuell mit einem Föhn nachhelfen.

Entwickler auffrischen

Rann an die Chemie, es durfte wieder gepannscht werden. Ihr erinnert Euch? Letztes Mal setzte ich eine Entwickler- und Fixierermischung nach Rezept an. Diesmal klärte ich, ob ich dies wiederholen müsste oder ob ich die Mischungen einfach nochmals verwenden könnte.

Den Fixierer-Mix sollte ich mehrfach verwenden könnten, stand in der Anleitung. Sehr schön, sparen finde ich gut.

Den Entwickler-Mix sollte ich erneut verwenden können, wenn ich ihn mit ein wenig neuem Entwickler auffrischen würde. Das klang gut und wurde natürlich gleich ausprobiert. Das Prinzip war, bei dem Standard-Rezept nach dem ich vorging, sehr einfach.

Achtung: Die folgenden Informationen beziehen sich auf den SAM-Entwickler von Spürsinn! Mit anderen Entwicklern wird es auch anders funktionieren. Bitte immer die Anleitung beachten.

Beim SAM-Entwickler sollte ich 25% des Mixes wegkippen – lies: In einem getrennten Behälter sammeln für den Sondermüll – und diese 25% durch einen frischen 5+1 Mix wieder auffüllen.

Ich hatte letztes Mal 600ml angesetzt. 25% davon sind 150ml und wieder halfen die Mensur und der Trichter dabei, diese Menge aus der Flasche zu kippen und in den Auffangbehälter umzufüllen.

Diese 150ml sollten nun frisch angesetzt werden. Das bedeutete bei einem 5+1 Mix: 125ml Wasser + 25ml Entwickler. Klar, Trichter, Mensur, kein Problem. Nun waren wieder 600ml in der Flasche – aber nicht bei 20°C…

Ich füllte eine Vase mit warmen Wasser aus der Leitung, hielt die Flasche mit dem Entwickler-Mix in das warme Wasser und prüfte mit dem Thermometer wie die Temperatur langsam stieg. Das dauerte relativ lange aber es funktionierte. Bei knapp über 20°C nahm ich die Flasche aus dem Wasserbad und legte los.

Gleiches Spiel wie letztes mal – Wasser in die Dose und wieder raus, Entwickler rein und regelmäßig kippen, Entwickler zurück in die Flasche, Film wässern zum stoppen, Fixierer rein und nach 20 Minuten wieder raus, Film raus und in der Vase wässern.

Für den Kodak Tri-X 400 hatte ich ein neues Rezept in die Develop-App eingetragen, die Daten hatte ich aus dem Rezeptbuch des Entwicklers genommen.

Erfolg

Der spannende Moment ist immer der, wenn man den Film von der Spule holt und sieht, ob etwas zu erkennen ist – und es war etwas zu erkennen…

Dummerweise waren die Negative wieder überlappend. Viel Film ungenutzt, dafür lagen die 12 Aufnahmen an den Enden deutlich übereinander. #grübel

Trotzdem gefielen mir die Ergebnisse und trotz meiner Gedanken, die Kamera wegen der Überlappungen wohl kaum für ernsthafte Zwecke nutzen zu können, gewann ich den Kubus mit Schachtsucher langsam lieb…

Kodak Tri-X 400

…und natürlich legte ich schon bald einen dritten Film ein mit dem alles anders werden sollte… smile

 

Wie sieht’s bei Euch aus? Seid Ihr evtl. auch auf den Geschmack gekommen und habt mal einen Film selbst entwickelt? Schildert doch mal Eure Vorgehensweisen und Erfahrungen und verlinkt gerne mal Eure Ergebnisse smile

Übrigens bin ich weiterhin interessiert an anderen Mittelformat-Kameras und vor allem auch an einer Großformat Feld-Kamera. Bedingung: Die Kamera muss 100%ig mechanisch, also ohne Batterie funktionieren. Wenn Ihr noch etwas ungenutzt liegen habt oder Euch von etwas trennen möchtet, sagt mir Bescheid.


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