Analog

Profi statt Backofen – Tessar 16,5 instand setzen lassen

Zeiss Tessar 16,5cm

Meine Primar Reflex hatte ich mit zwei Objektiven erworben. Neben dem sehr kompakten 10,5 cm war auch ein Zeiss Tessar 16,5 cm mit dabei – eine ganz schöner Brocken.

Leider war der Fokusring bei dieser 16,5 cm Röhre extrem schwergängig, das machte nicht wirklich Spaß. Das Problem musste gelöst werden denn in der Ecke liegen lassen wollte ich es nicht.

Ich probierte es erst mit Wärme, dann mit einer Fachwerkstatt smile

Ronny, von dem ich die Kamera gekauft hatte, erzählte mir, dass das Objektiv bei ihm ganz gut funktionierte wenn er es eine Weile in der Hand gehalten hatte. Nun wusste ich also, dass er entweder deutlich kräftiger oder leidensfähiger war als ich – Oder er hatte eventuell die Fähigkeit seine Hände auf deutlich höhere Temperaturen zu bringen als ich es vermochte.  Mit meiner eher wechselwarmen Natur war da nicht viel zu machen. smile

Zeiss Tessar 16,5cm an der Primar Reflex II
Zeiss Tessar 16,5cm an der Primar Reflex II

Chris gab mir dann den Tipp, das Objektiv einfach mal eine Weile in den Backofen zu legen –  natürlich nicht bei 200°C sondern irgendwo bei maximal 50°C – was ich natürlich sofort ausprobierte, verrückt genug dafür bin ich ja bigsmile

Ich erntete bei dieser Aktion übrigens ein paar sehr skeptische Blicke von Tanja, die den Backofen an diesem Tag auch noch nutzen wollte um ihr Abendbrot warm zu machen.

Tatsächlich, nach vielleicht 15 bis 20 Minuten im Backofen war das Objektiv deutlich leichtgängiger aber noch immer nicht so richtig fluffig.  Ich hätte es jetzt natürlich auch noch für ein paar Stunden im Backofen versuchen können aber das hatte ich mir dann gespart wink Eine andere, etwas professionellere Lösung musste her.

Am 5. Juni erreichte mich eine E-Mail von Carsten, er hatte von meinen Backofen-Eskapaden vermutlich im Happyshooting-Podcast gehört und empfahl mir eine Werkstatt in Görlitz – Fotoservice-Olbrich.

Das ist ja wohl genial, oder? Ich meine: Ein schwergängiges Zeiss-Objektiv, eine Werkstatt in Görlitz – Wer, wenn nicht diese Werkstatt sollte das Objektiv wieder in Schuss bekommen? Und habe ich schon gesagt, dass ich die Community liebe? Ihr seid so klasse!

Es war spät am Freitag Abend – Ich ließ mich von der Webseite nicht abschrecken sondern schickte direkt mal eine Anfrage per E-Mail.

Bereits am Montag Morgen kam die Antwort, eine komplette Überholung würde um 65 Euro kosten zuzüglich Porto und Mehrwertsteuer, es würde rund 6 Wochen dauern und ein genauer Urlaubszeitraum wurde auch gleich genannt.

Baff – Ich war einfach nur baff! Ganz ehrlich, ich hatte in den letzten Jahren immer mal wieder mit Künstlern und Handwerkern zu tun und der Normalfall war, dass E-Mail überhaupt nicht funktionierte und dass man jedes Detail einzeln aus der Nase ziehen musste. Hier war das nun komplett anders – schnell, präzise, alle Punkte meiner Anfrage beantwortet. 100 Punkte!

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Mitte Juli stand der Klostergeister-Workshop an und es hätte mich schon gereizt die Primar Reflex mit diesem Objektiv dort auch mal einzusetzen. Das wäre nun aber mit den 6 Wochen und der angegebenen Urlaubszeit extrem eng geworden. Also ergab sich ein kurzer und extrem zügiger Mail-Austausch mit dem Ergebnis, dass Frau Schönfelder von Fotoservice-Olbrich zwar nichts versprechen konnte, aber gerne versuchen wollte mein Objektiv zeitnah zu bearbeiten – Klar, wer kann schon etwas versprechen ohne das Objektiv vorher mal gesehen zu haben?

Ahäm, ja ich habe erklärt, dass ich der Boris von Happy Shooting bin und ich gerne über solchen Kram blogge und rede – Ja sorry, wenn man einen Trumpf hat dann spielt man den auch mal, oder? bigsmile Keine Ahnung, ob der weiter Verlauf damit zusammen hing oder nicht – Ich bilde mir mal nicht so viel darauf ein sondern glaube eher, dass meine Bereitschaft zu zahlen ohne lange zu feilschen und etwas Glück mehr dazu beigetragen haben wink

Am Ende wäre es ohnehin egal gewesen, ob das Objektiv nun einige Wochen in der Werkstatt liegt oder ob es bei mir zu Hause Staub fängt – Ich hätte es so oder so nicht benutzen können bzw. wollen. Dann lieber in der Werkstatt und den Reparaturprozess in Gang gesetzt haben, sonst würde sich der Zustand ja nie bessern.

Also verpackte ich das Objektiv so sicher wie ich nur konnte und brachte es am 9. Juni zur Post. Am Tag darauf war es laut DHL-Tracking bereits in Görlitz bei Fotoservice-Olbrich angekommen und ich machte mich auf eine längere Wartezeit gefasst.

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Am 16. Juni klingelte der Postbote – nanu? Tatsächlich, das Objektiv war bereits wieder da. Das verwirrte mich jetzt doch etwas und ich spekulierte auf einen Irrläufer oder auf einen beigelegten Zettel mit dem Hinweis, dass es hoffnungslos war. Aber nichts dergleichen traf zu – Das Objektiv war tatsächlich komplett überholt worden.

Zitat von der Rechnung: “Vollständig zerlegt, ausgewaschen, neu gefettet, Blende Metergang überholt, Linsensatz bestmöglich gereinigt, Anlage justiert, Anschraubring teilweise neu verbohrt”

Jawohl, der Fokus ließ sich jetzt wieder superleicht einstellen und es sah besser aus als vorher. Klasse!

Mit Versand und Mehrwertsteuer hat mich der Spaß nun knapp über 80 euro gekostet. Mag sein, dass andere dafür schon alte Objektive fertig kaufen, mir war es das aber Wert. Zum einen hatte ich das Objektiv ohnehin schon, zum anderen habe ich endlich mal wieder ein tolles Handwerk unterstützt – wenn diese Werkstätten aussterben sollten, dann wäre das wirklich ein Verlust, vor allem wenn es dann noch eine Werkstatt ist, die auch super per E-Mail kommunizieren kann und nicht ausschließlich auf Telefon und Fax setzt smile

Also möchte ich es hier gerne noch einmal wiederholen: Vielen Dank Fotoservice-Olbrich und besonderen Dank an Frau Schönfelder. Sie haben einen neuen Kunden richtig glücklich gemacht smile

Hattet Ihr schon schwergängige Objektive? Was habt Ihr damit gemacht?

 


3 Kommentare

  1. Ich habe ein altes Cosina 24er, das ich (an APS-C) wegen (!) seiner Schwächen sehr mag. Weniger mag ich, dass es immer erst mal festsitzt, wenn ich es in die Hand nehme. Aber es reicht, es mal schnell 30 sek. lang ‘warm’ zu drehen. Und das Ding hat ohnehin nur wenige Euro gekostet. Ich lebe damit. ;-)

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