Achtung – Technik-Alarm, extrem nerdig, für Technikbegeisterte… Wer einfach nur fotografieren möchte, bitte zum nächsten Beitrag gehen wink
Sie nennen sich Ultra, Extreme oder gar Extreme PRO, sind in Klassen eingeteilt und protzen mit Übertragungsraten von 10 bis 95 Megabyte pro Sekunde. Schneller ist besser möchte man meinen – bringt es einen Mehrwert bei der Nutzung in der Kamera?
Datenblätter zur Seite, ich habe es einfach mal ausprobiert…
Update: Mich erreichte eine schnelle Samsung SD-Karte und ich habe sie zumindest in der Kamera sofort ausprobiert. Ergebnisse habe ich unten angehängt.
Um verschiedene, neue Kameras selbst ausprobieren zu können, hatte ich mir vor einiger Zeit eine SD-Karte angeschafft. Meine Canon 5D arbeitet mit CF-Karten, mit SD-Karten kannte ich mich nicht sonderlich gut aus. Ich griff nach einer Class-10 Karte. Bei den CF-Karten war oft ein Faktor wie 133x oder 60x etc. angegeben, bei den SD-Karten stand eine Übertragungsrate, auf meiner 30 MB/s.
Natürlich schreiben die Hersteller die größere Zahl auf die Karte und das ist in der Regel die Lesegeschwindigkeit. Schreiben ist meisten langsamer, steht aber nicht drauf.
Nunja, ich ignorierte mal die Zahlen, steckte die Karte in meine neue OM-D E-M1, Stabilisator aus, Seriengeschwindigkeit auf Maximum, ein Finger auf dem Auslöser, einen auf dem Startbutton der Stoppuhr. 3 – 2 – 1 Los…
SanDisk Ultra, 8 GB, Class 10, SD HC I, 30 MB/s
Der Kamera-Puffer ist nach 35 Bildern gefüllt und ich warte bis das letzte Bild gespeichert ist. Das ist nach etwa 36 Sekunden der Fall. Pro Bild also ca. 1 Sekunde. Ein Bild hatte etwa 17,5 MB also wurden etwa 17,5 MB pro Sekunde auf die Karte geschrieben. Höhere Mathematik smile
Mag also sein, dass man von dieser Karte mit bis zu 30 MB/s lesen kann, schreiben ging jedenfalls nicht schneller als etwas über die Hälfte dieses Wertes. Lag es an der Karte oder an der Kamera? Kartenwechsel…
SanDisk Extreme PRO, 16 GB, Class 10, SD HC I, 95 MB/s
Gleiches Spiel. Serienmodus, Stoppuhr, warten bis alles gespeichert ist. Diesmal war der Puffer nach 40 Bildern voll. Das letzte Bild war nach ca. 18 Sekunden gespeichert. Wow.
Etwas unter einer halben Sekunde pro Bild. Bei ca. 17,5 MB pro Bild sind es um die 38 MB/s schreibend. Die Verpackung der Karte gibt an, dass man sie mit bis zu 90 MB/s beschreiben können soll. Es gibt also zwei Möglichkeiten: Entweder stimmt das nicht, bzw. nur unter Laborbedingungen oder die E-M1 kann nicht mehr als knapp 40 MB/s verarbeiten.
Man kann aber festhalten, dass es durchaus ein deutlicher Unterschied ist. Doppelt so schnell wie die Ultra ist schon ein Wort.
Extreme Memory, 1 GB
Aus Jux habe ich mal eine uralte 1 GB SD-Karte eingelegt. Genaue Spezifikationen stehen nicht drauf. Gleicher Test. Ergebnis: Nach 33 Bildern war der Puffer voll, das letzte Bild nach 67 Sekunden gespeichert. Damit kommt diese Karte auf ca. 8 – 9 MB/s.
Ca. 2 Sekunden pro Bild – soll noch einer sagen, Technik mache kaum Fortschritte smile
Samsung PRO 16 GB, SDHC UHS-I, Class 10, 90 MB/s
Nachdem mich diese Karte erreichte musste ich diesen Vergleichstest natürlich gleich aktualisieren. Ab in die E-M1, Serienmodus, Stoppuhr und los. Der Puffer war nach 39 Bildern voll und Speichern war nach etwas unter 18 Sekunden beendet. Damit spielt diese Karte in der selben Liga wie die SanDisk Extreme Pro, kostet aber deutlich weniger – um 17 – 30 Euro je nach Angebot.
Ergebnisse in der Kamera
Noch mal eine kleine Übersicht
- SanDisk Ultra 8 GB – ca. 17,5 MB/s schreibend
- SanDisk Extreme Pro 16 GB – ca. 40 MB/s schreibend
- Extreme Memory 1 GB – ca. 8-9 MB/s
- Samsung PRO 16 GB – ca. 40 MB/s schreibend
Ab auf den Rechner – Lesen (und schreiben) mit Kartenleser
Ich habe einen USB3-Kartenleser und Zugriff auf einen Windows-PC mit USB3-Anschlüssen – meine Macs haben so etwas noch nicht. Ich habe den Kartenleser also mal angeschlossen und ausprobiert, wie flott von den SD-Karten gelesen wird und wie schnell ich vom PC auf die Karte schreiben kann.
Dabei muss man bedenken, dass die Ergebnisse enorm vom Kartenleser abhängen. Nur weil der Hersteller sein Gerät mit einem USB3-Anschluss ausstattet bedeutet das nicht, dass darüber auch die maximalen Übertragungsraten erreicht werden können. Ich kann mangels alternativer Geräte nicht sagen, ob mein Lesegerät der Flaschenhals ist oder nicht. Schon gar nicht kann ich mit einem amtlichen Referenzgerät dienen.
Nun denn, ab mit den Karten in das Lesegerät, eine nach der anderen, und durchgemessen. Gelesen habe ich sowohl mit einer speziellen Software HD Tach als auch ganz simpel mit dem TotalCommander, der bei Kopiervorgängen die Übertragungsrate prima anzeigt.
Die Ergebnisse, alles gerundete Werte aber die Tendenz passt:
- SanDisk Ultra 8 GB – lesen: 42 MB/s – schreiben: 16 MB/s
- SanDisk Extreme Pro 16 GB – lesen: 80 MB/s – schreiben: 26 MB/s
- Extreme Memory 1 GB – lesen: 11 MB/s – schreiben: 8,8 MB/s
Ich stelle also fest, dass mein Kartenlesegerät tatsächlich eher ein Lese- als ein Schreibgerät ist. Die E-M1 kann die Extreme Pro deutlich schneller füllen als das USB3-Gerät. Irgendwo bei 25-30 MB/s scheint die Grenze bei dem Leser zu liegen. Alle anderen Daten decken sich mit den Werten in der Kamera.
Spannend sind die Lese-Raten. Die Extreme Pro schaufelt die Daten doppelt so schnell auf den Rechner wie die Ultra.
Fazit
Die Ultra kostet in der 16 GB Version um die 14 – 20 Euro, je nach Angebot. Die Extreme Pro liegt bei 35 – 50 Euro. Ein deutlicher Preisunterschied.
Update: die Samsung Pro ist schon zwischen 17 – 30 Euro zu bekommen und steht der flotter SanDisk in der Kamera in nichts nach.
Na gut, die neue Karte ist doppelt so schnell wie die ältere und vier mal so flott wie die uralte. Ist das für die Fotografie relevant? Kommt darauf an… War klar, ne? smile
Bei der E-M1 kann man die Bildwiedergabe erst starten, wenn die Kamera nicht mehr mit Speichern beschäftigt ist. Möchte man also nach einer Serie die Ausbeute prüfen, macht es schon einen Unterschied, ob man nach 18 Sekunden gucken kann – eigentlich nach etwa 14 Sekunden, denn 4 Sekunden lang hat man ja die Serie geschossen – oder erst nach einer halben Minute.
Die Frage ist nur, ob man die Serie überhaupt prüfen möchte? Ist man im Action-Modus unterwegs, wird man kaum Zeit haben zu gucken. Hat man Zeit, wird man wiederum kaum so lange Serien schießen. Mit der Ultra-Karte wird man daher kaum eine Verzögerung bemerken weil man schnell genug die nächste kurze Serie schießen kann – wann benötigt man schon 4 Sekunden lang 10 Bilder pro Sekunde? Für HD-Video reicht die Ultra-Karte ebenfalls.
Mit (m)einem USB3-Kartenleser merkt man allerdings deutlich einen Unterschied beim Kopieren der Bilder auf den Rechner, einen USB3-Anschluss vorausgesetzt. Wer allerdings während des Imports ohnehin einen Tee oder Kaffee aufsetzt, wie ich, dem ist das eigentlich auch egal, denn das Berechnen der Vorschaubilder in Lightroom ist der eigentliche Zeitfresser.
Nur mal angenommen es liegen 6 GB Daten auf der Karte die importiert werden wollen. Mit der Ultra würde das ungefähr 2,5 Minuten dauern. Mit der Extreme Pro nur etwas über eine Minute. Hm. Selbst wenn wir von jeweils vollen 16 GB Karten ausgehen – ca. 6,x Minuten vs. 3,x Minuten. Das wären dann so grob um die 1000 Fotos, vielleicht etwas weniger und man kann mit einer Sichtung schon beginnen während der Import noch läuft…
Wenn es Euch auf den maximalen Speed ankommt, ja, eine Extreme Pro bringt etwas – und zwar Faktor 2 und nicht nur ein paar Prozentpunkte. Wenn es Euch in der Hauptsache ums Fotografieren geht, nein, es muss keine Extreme Pro sein um Spaß zu haben smile
Ach ja – wer es auf dem Rechner noch schneller braucht und ein entsprechend gutes Lesegerät besitzt, der kann auch eine Extreme Pro in der UHS-II-Ausführung nehmen – bis zu 280 MB/s lesend… da sollte es auf der Zielseite schon eine SSD sein um das auch gespeichert zu bekommen wink
Update: Da die Samsung Pro kaum teurer, bzw. je nach Angebot sogar günstiger als die SanDisk Ultra ist, würde ich zur schnelleren Samsung tendieren – einfach so, weil es geht smile
Schon komisch wie unterschiedlich sich die Karten auf den Geräten verhalten
Wie sieht es beim aufnehmen von HD Video aus? Reicht da die Ultra Karte?
Hab ich im Fazit geschrieben: “Für HD-Video reicht die Ultra-Karte ebenfalls.” :)
Hallo Boris,
schöner Artikel, dem ich mich nur anschließen kann. Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht und mich deshalb für Karten mit einer Transferrate von ca. 45MB/s entschieden. Statt viel Geld in eine superschnelle Karte zu investieren, gebe ich es lieber für ein bis zwei zusätzliche Karten aus. Die Zeit während des Imports überbrücke ich sowieso meistens mit einem Kaffee…
Viele Grüße
Markus
Hallo Boris,
bei meiner 60 D gibt es mit der ULTRA Probleme mit HD Video, obwohl es auch eine class 10 Karte ist. Hier bricht die Aufnahme häufig nach kurzer Zeit ab. Mit der daraufhin gekaufen Sandisk Extreme (noch ohne Pro) gibt es diese Probleme nicht.
Viele Grüße
Rainer
Oha, das ist ja interessant. Kannst Du an der 6D die Bitrate für das Video beeinflussen? Kannst ja mal ausprobieren wo die Grenze liegt. Was ist denn “nach kurzer Zeit”? Ich habe bisher eher kurze Clips aufgenommen
Danke für diesen spannenden Artikel. Ist teilweise auch eine Glaubensfrage, aber diese Aufschlüsselung zeigt super, wohin die Reise geht.
Zum einen NICHT an die Angaben der Hersteller komplett glauben und lieber selber ausprobieren bzw gute Tests finden. Das ist aber nicht immer einfach, denn fast alle Tests sind von Magazinen geschrieben, die von Werbung abhängig sind.
Und zum anderen sind bekanntlich nicht immer die teuersten Karten die besten. Hier besteht viel Einsparungspotential.
Setze eine 5D Mark II ein und da ist es wie bei dir, CF-Karten in mehrfacher Ausführung vorhanden.
Vom Speed her (auch auf PC kopieren) gefallen die SanDisk am meisten. Sind die Extreme III mit jeweils 8 GB, die da so Verwendung finden.