Einer der Vorzüge einer spiegellosen Kamera ist, dass man so ziemlich alle Objektive daran adaptieren kann. Die Kameras haben, weil sie keinen Spiegelkasten benötigen, ein sehr geringes Auflagemaß. Um also Objektive von Spiegelreflexkameras zu adaptieren, ist im Grunde nur ein Abstandshalter erforderlich, der den Spiegelkasten simuliert und so das Auflagemaß anpasst.
Einen Haken gibt es aber: Diese Adapter liefern, von wenigen teuren Ausnahmen abgesehen, keinen Strom und sie kommunizieren weder mit Kamera noch mit Objektiv.
Für Canon EF-Objektive bedeutet dies, dass man die Blende nicht verstellen kann. Als Lösung werden Adapter mit integrierter Blende angeboten. Ob und wie gut das funktioniert, habe ich einfach mal ausprobiert – Kurz: Durchwachsen, von “geht gar nicht” bis “gar nicht so übel”
Die normalen Adapter übertragen also weder Strom noch Steuersignale. Das bedeutet, dass der Autofokus nicht funktioniert. Gut, damit kann man noch leben, denn einen Fokusring haben nahezu alle Objektive und manuell fokussieren ist Dank Fokus-Peaking kein großes Problem.
Eine Ausnahme gibt es aber – z. B. Canon-Objektive mit dem Kürzel ST, also dem neuen Stepper-Motor, lassen sich ohne Strom nicht manuell fokussieren. Diese Objektive taugen also nicht für die passiven Adapter. Dazu gehört das Canon Pancake 40∕2.8 und auch das neu vorgestellte 50∕1.8, vermutlich auch das cremige 85∕1.2
Der zweite Haken ist die Blende. Moderne Objektive haben keinen manuellen Blendenring mehr, weil die Blende über die Kamera eingestellt wird. Dazu ist aber Strom nötig und eine Kommunikation zwischen Kamera und Objektiv. Beides scheidet am Adapter aus. Bei Canon-Objektiven hat man noch Glück, denn ohne Strom sind sie immer weit geöffnet. Andere Objektive sind unter Umständen ohne Strom immer geschlossen, das macht dann nicht wirklich Spaß.
Aber selbst weit geöffnete Blenden möchte man ja nicht ständig haben. Ab und an wäre etwas mehr Schärfentiefe schon nett und wenn besonders viel Licht vorhanden ist, möchte man auch deswegen mal etwas abblenden können.
Diese Funktion möchten nun Adapter mit eingebauter Blende erfüllen. Klingt ganz praktisch – Das Objektiv lässt sich nicht verstellen, also machen wir einfach das Loch am Adapter kleiner. Aber funktioniert das auch? Ich habe es mit einem Canon-auf-M43-Adapter ausprobiert.
Grundsätzlich kann ich vorweg nehmen, dass die Idee zwar gut klingt, in der Praxis aber kaum taugt. Wie gut oder schlecht es funktioniert, ist sehr abhängig vom verwendeten Objektiv.
24-104L f∕4
Zunächst hatte ich mein Brot&Butter-Objektiv, das 24-105 aufgeschnallt. Offenblendig kein Problem, dreht man aber am Blendenring des Adapters, so kommt es recht schnell zu einer starken Vignettierung. Dreht man die Blende noch weiter zu, hat man eher ein Guckloch mit schwarzem Rand.
Ja, die Schärfentiefe wird etwas höher wenn die Adapter-Blende geschlossen wird, aber wirklich stark ist der Effekt erst, wenn die Vignette eher einer Maske gleicht. Neben der Schärfentiefe nehmen dann auch die Chromatischen Aberrationen zu, vermutlich werden diese einfach sichtbarer, denn am Objektiv selbst ändern wir ja nichts. Normalerweise nehmen die Aberrationen ab, wenn man die Blende etwas schließt, da hier aber am Objektiv nichts passiert sondern hinter dem Objektiv das Loch kleiner wird, werden Schwächen des Objektivs hier einfach hervorgehoben weil sie schärfer abgebildet werden. So jedenfalls meine Theorie.
Hier eine kleine Serie, bei der ich die Blende immer etwas weiter geschlossen habe. Klick macht groß.
100-400L
Als nächstes packte ich das Canon 100-400 auf den Adapter. Hier konnte ich, außer der starken Vignette bis hin zur Maske, keinen Effekt feststellen. Egal ob die Blende auf oder zu war, die Schärfentiefe änderte sich nicht wirklich.
Das Bokeh wurde höchstens schärfer abgebildet, was zu interessanten Mustern führte, gut zu sehen bei der Bilderserie ohne Pferd.
Ganz klar, hier funktioniert eine Blende hinter dem Objektiv überhaupt nicht. Vielleicht ist das aber auch ein Problem von Zoom-Objektiven, die ohnehin etwas komplexer aufgebaut sind. Also schnallte ich meine Lieblings-Festbrennweite drauf.
85∕1.8
Tatsächlich funktioniert die Adapterblende mit diesem Objektiv viel besser. Kaum Vignette und ein deutlicher Unterschied in der Schärfentiefe. Auch chromatische Aberrationen werden hier weniger, wenn die Blende geschlossen wird.
Mit diesem Objektiv arbeitete der Adapter wie er sollte. Etwas schade ist bei diesem Objektiv der sehr kurze Fokusweg. Manuell scharf stellen ist schwierig, selbst mit Fokus-Peaking, weil man sehr leicht einen Tick daneben liegt, was sich am fertigen Bild deutlich bemerkbar macht – Aber das ist dem Adapter nicht anzulasten sondern ein generelles Problem mit modernen Objektiven, die für Autofokus optimiert wurden.
Fazit
Ein Objektivadapter mit eingebauter Blende – taugt der was? Das hängt vom verwendeten Objektiv ab. Ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage, dass die Technik mit Zoom-Objektiven nicht funktioniert sondern eher mit Festbrennweiten verwendet werden sollte. Ob das nun für alle Festbrennweiten gilt, weiß ich nicht, mein 85/1.8 funktionierte sehr gut.
Wenn der Adapter mit Blende nicht viel teurer ist als eine einfache Versionen ohne Blende, kann man zuschlagen und es einfach ausprobieren. Hat man aber vor, überwiegend Zoom-Objektive zu verwenden, dann würde ich mir das Geld sparen und statt dessen lieber nach älteren Objektiven mit Blendenring suchen.