Canon EF-Objektive an mFT-Kameras nutzen, mit Adaptern ganz einfach zu machen. Es gibt allerdings den ein oder anderen Haken. Im ersten Teil schrieb ich über die fehlende Automatik, manueller Fokus ist angesagt. Teil 2 behandelte die Brennweite – die ändert sich zwar nicht, wohl aber der Ausschnitt den man aufnehmen kann.
Dieser dritte Teil behandelt die Blende. Im ersten Teil schrieb ich schon, dass sich die Blende der EF-Objektive nicht mehr verstellen lässt – kein Strom, kein Datenprotokoll und kein manueller Fokusring. Offenblende ist also fest eingestellt. Vermutlich möchte man aber ohnehin eine möglichst weit geöffnete Blende haben um eben doch ein wenig freistellen zu können.
Was es mit der Freistellung auf sich hat und warum dies mit dem kleineren Sensor schlechter funktioniert, das lest Ihr hier in Teil 3…
Blende
Der wohl größte Haken bei Canon EF-Objektiven – Sie haben keinen Blendenring mehr. Die Blende lässt sich ausschließlich über die Kamera einstellen. Man dreht ein Rädchen am Kameragehäuse, die Kamera merkt sich die Einstellung und wenn das Bild gemacht wird, sendet sie kurz vorher einen Impuls an das Objektiv, damit dort die Blende auf den eingestellten Wert geschlossen wird. Ansonsten ist die Blende immer komplett geöffnet, damit das Sucherbild möglichst hell ist und der Autofokus möglichst viel Licht für seine Arbeit bekommt.
Im ersten Teil schrieb ich schon, dass es keine Automatik gibt, weil es keinen Strom gibt und weil keine Protokolle von der Kamera über den Adapter an das Objektiv gesendet werden. Das bedeutet auch, dass man keine Blende mehr einstellen kann. Kamera und Objektiv verstehen sich nicht und manuell geht es nicht, weil die Objektive keine Möglichkeit mehr dafür bieten. Pech gehabt.
Glück im Unglück, bei EF-Objektiven ist die Blende immer voll geöffnet wenn kein anderes Signal kommt. Man kann also mit seinen f∕1.8 Optiken die Freistellung nutzen, muss dafür mit der etwas schlechteren Bildqualität leben – Objektive werden in der Regel etwas schärfer, wenn man sie ein wenig abblendet.
Bei anderen Kamerasystemen ist die Standard-Einstellung immer die komplett geschlossene Blende, das würde mich viel mehr stören smile Insofern ist die Nutzung von EF-Objektiven noch einigermaßen sinnvoll möglich.
Es gibt auch Adapter mit eingebauter Blende. Man sollte meinen, dass dies die Lösung wäre, ist es aber leider nicht wirklich. Dazu werde aber noch einen eignen Bericht schreiben.
Einen kleinen Trick gibt es aber: Das EF-Objektiv an die Canon-Kamera ansetzen, eine andere Blende einstellen, die Abblendtaste drücken, damit die Blende für eine Schärfentiefe-Vorschau geschlossen wird, diese Taste gedrückt halten während das Objektiv vom Bajonett gelöst wird. Ergebnis: Die Blende bleibt auf dem eingestellten Wert stehen.
ACHTUNG – Ob es bei diesem Vorgehen zu Kurzschlüssen in der Kamera oder dem Objektiv kommen kann, weiß ich nicht. Bei mir ist noch nie etwas passiert aber eine Garantie kann ich nicht geben. Alle Experimente auf eigene Gefahr
Das ist zwar ein lustiger Trick, nur dürfte man nur selten seinen Canon-Body dabei haben, wenn man die Objektive an die Olympus adaptieren möchte und wenn doch, möchte man wirklich ständig hin und her schrauben? Öhm, also ich nicht wink
Freistellung
Ich schrieb im zweiten Teil zur Brennweite, dass sich der Bildausschnitt beim kleineren Sensor ändert, das wirkt wie ein Tele. Aber 50mm bleiben 50mm auch wenn man nur einen kleinen Ausschnitt vom Bild benutzt.
Wenn Ihr also ein 50mm f∕1.8 an das mFT-Format ansetzt, dann habt Ihr zwar den Bildausschnitt wie mit einem 100mm Objektiv, aber trotzdem nur die Freistellung des 50mm f∕1.8. Ihr habt also nicht plötzlich ein 100mm f∕1.8
Ich verdeutliche das mal mit einem Beispiel.
Nehmen wir mal ein Portrait an. Ihr stellt Euch an einen Wegrand, auf der anderen Seite Euer Model, dahinter in etwas Abstand der Wald. Mit dem 50mm am Vollformat bekommt Ihr Kopf bis Brust aufs Bild, der Wald ist bei f∕1.8 einigermaßen unscharf im Hintergrund. Hier noch einmal das Bild aus Teil 2, aufgenommen mit einem Vollformat-Sensor.
Jetzt setzt Ihr dasselbe Objektiv an die mFT-Kamera, Ihr selbst und das Model bleibt an derselben Stelle stehen. Nun habt Ihr nur noch den Kopf auf dem Bild, der Wald ist genauso scharf oder unscharf wie auf dem zuvor mit dem Vollformat gemachten Bild.
Hier der Beweis – Zunächst das Bild vom mFT-Sensor, aufgenommen von derselben Position wie das Bild oben. Der Sensor ist kleiner, also bekommen wir nur einen Ausschnitt aufs Bild. Darunter noch einmal das Bild von oben, diesmal aber nur ein Ausschnitt davon um den kleinen Sensor zu simulieren.
Schaut Euch die Zaunpfosten an oder den Anhänger im Hintergrund. Exakt dasselbe Bild. Es spielt also keine Rolle, ob Ihr nachträglich einen Ausschnitt aus dem Vollformat-Bild nehmt oder gleich mit einem kleinen Sensor bei identischer Brennweite fotografiert.
Allerdings ist das fotografischer Nonsens denn natürlich möchtet ihr, egal mit welcher Kamera, denselben Bildausschnitt unseres Models aufnehmen, in diesem Fall also Kopf bis Brust.
Ihr könnt jetzt also ein paar Schritte zurück gehen oder das Model entfernt sich ein paar Schritte von Euch. In beiden Fällen führt diese Abstandsänderung zu einer Änderung der Perspektive und einer höheren Schärfentiefe. Das Model wird vor dem Wald nicht mehr so schön freigestellt sein.
Hier wieder ein Beispiel, in diesem Fall bin ich ein paar Schritte zurück gegangen.
Vergleicht Ihr das Bild mit der Aufnahme weiter oben, fällt Euch sicher auf, dass der Hintergrund ein gutes Stück näher erscheint. Der Anhänger ist größer, die kleinen Bäume ganz im Hintergrund sind viel präsenter. Das kommt durch den Wechsel der Perspektive zustande, entfernt Ihr Euch vom Motiv, rückt der Hintergrund näher.
Weiter weg macht nah – klingt komisch, ist aber so
Und noch mal zum Vergleich ein ähnlicher Ausschnitt wie bei näheren Aufnahme, damit Ihr die höhere Schärfentiefe noch besser erkennen könnt.
Hier wird es noch klarer, wie viel näher der Hintergrund gerückt wird, weil das Foto aus einer größeren Distanz aufgenommen wurde. An den Pfosten erkennt man jetzt gut, dass diese zwar noch unscharf sind aber bei weitem nicht mehr so sehr wie bei der Aufnahme mit dem Vollformat.
Um ein grobes Gefühl für die mögliche Freistellung zu bekommen, könnt Ihr die Blende ebenfalls mit dem Cropfaktor Multiplizieren. Das 50∕1.8 verhält sich am mFT also eher wie ein 100∕3.6 – gerundet also 100∕3.5. Mit einem f∕2.8 habt Ihr an einer mFT-Kamera nur die Freistellung eines f∕5.6 – was aber bei Pärchen-Shootings oder Gruppenfotos mit mehreren Personen hintereinander durchaus ein Vorteil sein kann.
Hier nochmal ein Beispiel, aufgenommen mit dem Vollformat aber abgeblendet auf f∕3.5 – zunächst das komplette Bild, danach wieder ein enger Ausschnitt um das Bokeh besser beurteilen zu können
Vergleich diese Bilder mit den Aufnahmen der OM-D E-M1 weiter oben, die bei größerem Abstand aufgenommen wurden. Man kann gut erkennen, dass die Offenblende von f∕1.8 an der OM-D eine Freistellung erreicht, wie f∕3.5 am Vollformat – Wenn derselbe Bildausschnitt auf das Bild passen soll.
Möchte man die Perspektive nicht ändern, möchte man also vom selben Standpunkt aus fotografieren, dann gibt es nur eine Lösung – kürzere Brennweite. Man müsste also ein 25mm-Objektiv am mFT-Sensor benutzen, dann hätte man vom selben Standpunkt aus den selben Bildausschnitt wie ein 50mm am Vollformat. Allerdings hätte man bei Blende f∕1.8 trotzdem eine geringere Freistellung – je kürzer die Brennweite, desto höher die Schärfentiefe, desto schlechter die Freistellung.
Um dieselbe Freistellung mit mFT in diesem Beispiel zu erreichen, braucht man ein 25mm-Objektv mit Offenblende f∕0.9
Wenn Ihr jetzt mal auf Kompaktkameras schaut, die einen extrem winzigen Sensor haben, dann wird Euch an den Objektiven auffallen, dass diese irgendwo bei 3mm beginnen – da nützt dann auch eine Offenblende von f∕2.0 nicht mehr viel, Freistellung bei gleichem Abstand wie beim Vollformat ist nicht oder nur extrem gering möglich.
Mit welchem Format arbeitet Ihr am liebsten – und warum? Vollformat? APS-C? m4∕3? Und was ist Euer Lieblingsobjektiv?
Ich fotografiere am liebsten mit Vollformat. Aber weniger wegen der größeren Freistellmöglichkeit sondern vielmehr weil ich aus der analogen Zeit Objektive hatte und mir den Brennweitenbereich nicht gepasst hat. Natürlich hätte ich meinen Objektivpark umstellen können, aber ein 70-200/2.8 gibt man nicht so einfach weg. Deshalb wurde ich mit der 20D niemals besonders warm.
Nach dem Umstieg auf die 5D hat es wieder gepasst und die Freude am Fotografieren kam zurück. Plötzlich fühlte sich wieder alles “richtig” an. Ich arbeite viel mit höheren ISO-Werten und auch da ist eine Vollformat im Vorteil. Als ich die 6D erwarb war das nochmal ein Quantensprung – wesentlich mehr war da plötzlich möglich, die Bildqualität war auch besser, der Dynamikumfang größer. Ich musste kaum noch Exposure Blending machen, um Zeichnung sowohl in Schatten als auch im Hellen zu haben, das geht jetzt meist auch mit einem Foto und den Möglichkeiten von Lightroom.
Als Backup habe ich mir eine EOS M gekauft, also habe ich wieder eine APS-C-Kamera in Verwendung und kann einen aktuellen Sensor zum Vergleich herziehen. Das Rauschverhalten ist natürlich besser als früher, aber an die 6D kommt es bei weitem nicht heran. Da ich die kleine hauptsächlich für Street (mit dem dazugehörigen 22/2.0) verwende oder eben als Backup in der Tasche habe, stört mich das nicht. Das Gute ist, dass ich bei beiden Magic Lantern verwenden kann, was beim manuellen Fokussieren (durch Focus Peaking) schon sehr hilft.
Mein Lieblingsobjektiv …. hmmm… schwierig. Ich glaube, ich würde mich für das 40/2.8 Pancake entscheiden, wenn ich nur eines nehmen dürfte. Es ist kleiner, leichter, leiser als das 50/1.8, das ich seither nie mehr im Einsatz hatte. Die Bildqualität ist eindeutig besser, das 50er kann man ohnehin erst sinnvoll ab 2.8 verwenden, darunter ist es schwach, also fällt das höhere Freistellungspotenzial für mich nicht ins Gewicht.
Das 70-200/4 IS verwende ich ebenfalls sehr gerne. Nach dem Wechsel zu Vollformat brauchte ich die 2.8 nicht mehr, da bei meinen Motiven Blende 4-8 ohnehin meist die erste Wahl ist und halbes Gewicht ist schon ein gutes Argument. Das 2.8 habe ich meist zuhause gelassen, weil es mir zu schwer zum Herumschleppen war, das 4er nehme ich hingegen eher mit. Häufiger Begleiter ist auch das 24mm TS-E, das ich seit den analogen Zeiten hatte, mir an der 20D auch nie gepasst hat und erst mit Vollformat wieder seine großen Stärken ausspielen konnte.
Hallo!
Ich nutze manchmal Objektive die für Nikon FX Vollvormat gebaut wurden an einer Olypus OMD EM5 (Mark1). Bei diesen Objektiven ist ein kleiner Pin am Bajonett womit die Blende mechanisch verstellt wird. An dem Adapter von Quenox für Nikon auf micro4/3 ist eine art Blendenring, mit dem man ohne Scala stufenlos die Blende einstellen kann. Man hat zwar keine Ahnung welche Blende eingestellt ist, die Zeitautomatik funktioniert aber blendend ;-). Auf dem Display kann man die Schärfentiefe auch bei geschlossener Blende ganz gut beurteilen, weil die Helligkeit im Liveview angepasst wird. Über das Menü muss man noch die Brennweite manuell eingeben, damit der Bildstabilisator richtig arbeiten kann. Es gibt auch Nikkore ältere Bauart die auch noch zusätzlich einen Blendenring haben. Bei denen muss man dann aufpassen das der Blendenring vom Adapter auf der kleinsten Blendenöffnung steht. Was bei dem Quenox, von der Kamera aus gesehen, der Rechtsanschlag ist.
Auf jeden Fall eine gute Sache und es macht Spaß mal eine dicke Festbrennweite auf die kleine Kamera zu schnallen.
Vielen Dank für die Beiträge und den Newsletter!
LG
Björn