Es gibt immer noch Dinge auf dem Zubehörmarkt für die Fotografie, die ich noch nicht kannte oder von denen ich zwar schon gehört hatte, die ich aber noch nie selbst in Hand halten konnte. Dazu gehört auch dieser “Warm to Cold”-Filter.
Hinweis: Der Filter wurde mir von enjoyyourcamera zur Verfügung gestellt um ihn im Happyshooting-Podcast vorzustellen und zu verlosen. Dieser Beitrag wurde jedoch nicht bezahlt sondern entstand, weil ich den Filter (ja, eigentlich müsste es wohl “das” Filter heißen) kurios und spannend fand. Trotzdem sei es an dieser Stelle erwähnt.
Link zu diesen Filtern bei enjoyyourcamera
Der Effekt
Der Filter funktioniert im Grunde ähnlich wie ein Pol-Filter. Er besteht aus zwei Gläsern wovon das äußere gedreht werden kann. Bei einem normalen Pol-Filter ändert man durch diese Drehung die Polarisationsebene und lässt so nur Licht in die Kamera dass in eine bestimmte Richtung schwingt. Bei diesem Warm-to-Cold-Filter ist das ebenfalls der Fall, allerdings ändert man gleichzeitig die Farbtemperatur und das ist echt kurios.
Hier ein Beispiel um zu zeigen wie sich das auswirkt und wie das aussieht. Zunächst das Ausgangsbild, fotografiert ohne Filter mit einem Weißableich auf “Schatten”, was bei der bewölkten Szene nur leicht ins Warme tendiert
Und jetzt mit Filter von Anschlag “kalt” über eine neutrale Position bis hin zum “warm” Anschlag – Wobei Anschlag jetzt die Markierung auf dem Filterring meint, einen echten Anschlag gibt es nicht, man kann den Filter immer weiter drehen und wechselt so immer wieder von kalt nach warm und wieder zurück.
Irre, oder? bigsmile
Wofür?
Die Frage stellt sich natürlich. Zum einen kann man in der Kamera einen Weißabgleich einstellen um bestimmte Tönungen zu erreichen wenn sie gewünscht sind oder natürlich um einen möglichst neutralen Farbton zu erreichen. Zum anderen kann man RAW-Aufnahmen am Computer bearbeiten und den Weißabgleich ohne Qualitätsverluste anpassen. Allerdings…
Nun war es bewölkt und ich hatte die Kamera schon auf Schatten gestellt. Viel wärmer würde ich das Bild mit Bordmitteln in dieser Situation nicht bekommen, da müsste ich schon einen manuellen Weißabgleich auf eine blaue Fläche vornehmen um weiter ins gelb-orangene zu kommen. Mit so einem Filter ist ein schneller Dreh und ich komme stufenlos in einen Bereich, der mir vorschwebt.
Das erspart die spätere Bearbeitung aber vor allem sehe ich das Ergebnis schon vor der Aufnahme. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass so ein Filter für die analoge Fotografie interessant sein kann. Hat man einen Tageslicht-Film eingelegt und möchte dann bei Kunstlicht fotografieren, könnte man den Filter etwas in blaue ziehen. In diesem Fall sieht man zwar im Sucher ein zu blaues Bild, auf den Fotos könnte es aber neutraler raus kommen… ist nur ein Gedanke, ausprobiert habe ich das nicht.
Im Bereich Video stelle ich mir das auch praktisch vor. Mit normalen Consumer-Kameras ist die Anpassung der Farbtemperatur in der Nachbearbeitung mindestens mal schwierig und auf jeden Fall nicht so verlustfrei möglich wie mit RAW-Fotos. Mit so einem Filter kann man schon während der Aufnahme den Weißabgleich so anpassen, wie man ihn für seine Stimmung benötigt – zumindest auf der Blau-Gelb-Achse. Soll es eher eine kühle Nachtaufnahme werden oder soll es im mystischen Sonnenuntergang spielen? Ein Blick durch den Sucher, ein kurzer Dreh am Filter und es kann losgehen smile …vor meinem geistigen Auge sehe ich ein kleines Team durch Northeims Gassen ziehen, Models im 30er Jahre Look, Nebelmaschine, kleine Dauerlichter für harte Schatten und tolle Streiflichter, die Kamera auf Unterbelichtung und der Filter ins blaue gezogen, Nachtstimmung… Die Gesichter dann wiederum durch Orangene Folie beleuchtet damit sie gesund aussehen wink … hach … bigsmile
Polarisation
Technisch gesehen handelt es sich bei dem Filter weiterhin um einen Polarisationsfilter und als solcher hat er auch die gleichen Eigenschaften. Er kann also Reflexionen und Spiegelungen verstärken oder abschwächen. Allerdings liegt das Augenmerk bei diesem Filter auf der Farbanpassung und das bedeutet, dass man die Farbe wählt und dann den Polarisationseffekt “in Kauf nehmen” muss, man kann ihn nicht weiter beeinflussen.
Damit meine ich folgendes: Drehe ich den Filter zum Beispiel ins warme, so kann es sein, dass eine Reflexion im Fenster zufällig verschwindet – wenn ich die Kamera im Querformat halte. Drehe ich dagegen die Kamera ins Hochformat so ist das Bild zwar weiterhin warm, die Reflexion tritt nun aber stärker hervor.
Hier mal ein Beispiel mit Reflexionen in einer Fensterscheibe. In diesem Fall konnte ich die Reflexion bei der Warm-Einstellung im Querformat unterdrücken, in der Kalt-Einstellung dagegen im Hochformat.
Mit so einem Warm-to-Cold-Filter kann man nicht beide Aspekte – Farbtemperatur und Polarisationsrichtung – unabhängig voneinander einstellen. Dazu müsste die hintere Scheibe ebenfalls drehbar gelagert sein und das würde die Bedienung vermutlich sehr erschweren oder gar unmöglich machen.
Im Video
Damit man sich das besser vorstellen kann wie der Effekt funktioniert, habe ich mal ein kleines Video gebastelt. Viel Spaß smile
Was für kreative oder sehr praktische Anwendungen fallen Euch noch ein für so einen Filter? Hinterlasst einfache einen Kommentar smile
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