Es ist inzwischen eine Weile her, da hatte ich die Möglichkeit, einen hübschen Hengst mal ganz anders abzulichten. Statt wie gewohnt auf vorhandenes Licht zu setzen und Fotos im/am Stall oder auf der Weide zu machen, baute ich im Vorraum einer Reithalle ein kleines, mobiles Studio auf und arbeitete ausschließlich mit Blitzlicht.
In meinem Newsletter – könnt Ihr am Ende des Beitrages auch kostenlos abonnieren – habe ich das Angebot gegeben, mir Fragen zu stellen und Themenwünsche zu äußern. Im Laufe der Zeit erreichten mich vereinzelte Fragen zur Pferdefotografie – also habe ich diesen Artikel aus meinem alten Blog wieder hervorgeholt und zeige ihn hier erneut, diesmal mit ein paar ergänzenden Anmerkungen und Making-Of-Bild. smile
Dabei gilt es durchaus einige Herausforderungen zu meistern, vor allem, wenn man wie ich mit kleinen Systemblitzen und nicht mit einer Studioblitzanlage unterwegs ist. Ein Pferd ist größer und länger als ein Mensch, die ca. 50 Ws eines Systemblitzes wollen also gut genutzt werden. Hinzu kommt, dass Pferde durchaus dynamischer agieren und sich nicht so präzise posieren lassen wie Menschen. Ein wackelnder Hintergrund ist dabei eine zusätzliche Herausforderung für das Pferd.
In diesem Fall war es ein großer Vorteil, dass der Hengst sehr ruhig und geduldig war und Peter, der Besitzer, sehr gut mit ihm umgehen konnte. Außerdem waren spontan mehrere Helfer vor Ort um die Blitze und den Hintergrund nach meinen Anweisungen umzustellen, so dass wir sehr schnell auch auf kleinere Bewegungen vom Pferd reagieren konnten.
Im Prinzip habe ich diese Bilder also genau so gemacht, wie ich auch Blitzlicht-Portraits von Menschen angehen würde. In diesem Fall war es ein Setup mit drei Lichtern, ohne Lichtformer um die Leistung möglichst voll nutzen zu können.
Ich werde häufig gefragt, ob Blitzlichter nicht ein Problem für die Pferde seien und wie man dabei vorgehen sollte. Ich kann nun nicht für alle Pferde sprechen – meine Erfahrung ist aber, dass das Blitzlicht überhaupt kein Problem ist. Die Herausforderungen liegt dort, wo sie der Laie nicht vermuten würde, es zeigt sich immer wieder, dass es hilfreich ist, wenn man sich mit dem Thema, das man fotografieren möchte, etwas auskennt wink
Ob es blitzt, ist dem Tier ziemlich egal. Wenn aber plötzlich Lichtstative in der Halle stehen, ist das etwas ganz neues für ein Pferd und die meisten werden diese neugierig untersuchen wollen. Es ist also hilfreich, wenn an jedem Stativ ein Helfer steht, der ein Umkippen verhindern kann.
Richtig gruselig für die Fluchttiere ist allerdings der Hintergrund!
In meinem Fall war es ein Falthintergrund, der eigentlich für engere Menschen-Portraits gedacht ist. Es war nicht möglich das ganze Pferd damit abzudecken und so versuchte ich stets den Kopf vor dem schwarzen Hintergrund zu behalten. Der Rest konnte dann in der Bildbearbeitung angepasst werden.
So ein Hintergrund ist aber zum einen neu für ein Pferd und wird natürlich untersucht. Der Hintergrund bewegt sich aber auch und das ist echt anstrengend für die Tiere. Das Pferd sieht im Augenwinkel die Bewegung eines Schattens und der Instinkt befiehlt sofortige Flucht. Natürlich gibt es Pferde die cooler sind als andere, ich kann Euch aber sagen, dass der wackelige Hintergrund die eigentliche Herausforderung ist, vergesst das Blitzlicht, das interessiert die überhaupt nicht. smile
Tanja half mir und spielte als mobiler Hintergrund das Pferde-Schreckgespenst.
Leichter wäre es, wenn man eine große, dunkle Wand als Hintergrund nutzen könnte oder wenn man dank stärkerer Blitze so weit unterbelichten könnte, dass jeder Hintergrund schwarz wird. Spannend kann aber auch ein strukturierter Hintergrund sein – Fantasie und Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.
Susanne hielt einen Blitz und positionierte ihn auf meine Anweisungen als Effekt-/Streiflich. Zwei Blitze auf je einem Stativ bildeten eine Lichtzange. Susanne, eine weitere Helferin und ich bewegten die Stative abwechselnd, so wie es eben gerade passte. Peter motivierte seinen Hengst und brachte ihn in verschiedene Posen. Vivian, rechts außerhalb des Bildes leider nicht mehr zu sehen, bewegte das Blitzlicht und zog die Aufmerksamkeit des Pferdes mit diversem Knister- und Raschelzubehör auf sich, damit die Ohren nicht müde hingen smile
Man braucht einiges an Zeit für den Aufbau, Einstellungen vom Licht, verschiedene Posen des Pferdes und natürlich sind die Ergebnisse nicht zu 100% planbar. Das Pferd wird eine Pose nie exakt ein zweites Mal einnehmen und jedes mal ein wenig anders stehen. Wer schon mal Blitz-Portraits von Menschen gemacht hat, der weiß, dass schon wenige Zentimeter und oft auch Millimeter für eine ganz andere Lichtstimmung sorgen. Dies gilt auch für solche Pferdeportraits.
Alle hatten großen Spaß bei diesem Shooting und die Ergebnisse rechtfertigten den Aufwand smile
Wenn Du auch solche Fotos von Deinem Pferd haben möchtest, nimm einfach Kontakt mit mir auf und wir sprechen mal über die Möglichkeiten.
Hallo Boris,
erstmal vielen Dank, dass Du meinen Wunsch aufgegriffen hast, nochmal was über Pferdefotografie zu schreiben :-). Ich denke, ich werde so einen Versuch mal mit 2 Blitzen aber ohne Hintergrund starten. Im Gegensatz zu dem Model aus deinem Beitrag ist die Stute, die ich abzulichten habe, sehr sehr zappelig ;-).
Nochmals vielen Dank & viele Grüße
Arne.
Jep. Ohne Hintergrund ist es definitiv etwas weniger stressig :) lass mal Ergebnisse sehen wenn es geklappt hat :)
Hallo Boris,
auch wenn ich mich für Pferde an sich nicht so interessiere, ist aber der Bericht sehr interessant und auch die Bilder sind schön anzusehen.
Sind die Bilder mit der Oly entstanden?
Gruß Mark
Vielen Dank. Nein, der Bericht ist schon etwas älter und hier nur als Antwort noch mal überarbeitet worden. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch keine Oly. Die Bilder sind mit der 5D gemacht.