Software

Lightroom Alternative – ON1 Photo RAW

Zuerst habe ich mir ON1 Photo RAW angesehen. Ich hatte schon vor längerem davon gehört und war nun neugierig, ob diese Software ein wirklicher Ersatz für Lightroom sein könnte – Wenn ich von Ersatz schreibe, meine ich jeweils nur Teilaspekte, siehe mein Auftakt-Beitrag dazu.

Ich habe mir die aktuelle Beta-Version, ON1 Photo RAW 2018 angesehen. Mir ist klar, dass in einer Beta nicht alles perfekt und fertig ist, offensichtliche Fehler und Haken, die mir aufgefallen sind, habe ich gemeldet und werden hier höchstens am Rande erwähnt.

ON1 Photo RAW hat eine Dateiverwaltung (DAM) und einen RAW-Entwickler. Hier mein erster Eindruck

Kein Import erforderlich?

Einer der großen Marketing-Aspekte war und ist die Tatsache, dass man keine Fotos in einen Katalog importieren muss. Das stimmt… und es stimmt nicht wink

Es gibt einen Verzeichnis-Browser. Hier kann man jeden Ordner auf jedem angeschlossenen Laufwerk, auch Netzwerk-Laufwerke, anklicken und schon werden alle Bilder in diesem Ordner angezeigt – und in allen Unterordnern! Dabei werden die Bilder im gewählten Verzeichnis direkt angezeigt, jeder Ordner wird als ein Platzhalter mit Ordner-Symbol und dem ersten Bild aus dem Ordner gezeigt.

Ohne Import ein Verzeichnis auf dem Rechner anklicken. Bilder und Unterverzeichnisse werden gezeigt

Das bedeutet, dass man in der Thumbnail-Übersicht durch Ordner navigieren kann – aber auch muss. Eine komplette Übersicht mit direktem Zugriff auf alle Bilder in allen Unterordnern bekommt man nicht.

Kein Import

Natürlich möchte man trotzdem seine Fotos von der Speicherkarte auf den Rechner bekommen. Hier gibt es keine Automatik, keinen Import-Dialog. Wie die Fotos von der Karte auf die SSD kommen, muss man als Fotograf selbst organisieren.

Wer seine Dateien ohnehin gerne selbst in Verzeichnisstrukturen verwaltet, der sieht diesen Punkt positiv. Es gibt ein paar Programme und Kommandozeilen-Tools, die das Kopieren von Fotos übernehmen können.

Für mich persönlich ist das ein Rückschritt. Ich möchte gar nicht wissen, in welchen Unterverzeichnissen meine Kamera die Fotos auf der Karte organisiert. Ich möchte nicht einfach alles importieren sondern nur eine Auswahl oder nur die Fotos, nicht die Videos, ich möchte meistens eine Verzeichnisstruktur am Zielort entstehen lassen, manchmal aber auch ein Projekt-Verzeichnis benennen. ON1 Photo RAW leistet das nicht, ich müsste mir für diesen Schritt also ein weiteres Tool suchen.

Nachtrag: Version 2018.1 wird einen Import-Dialog haben. Diese Neuigkeit erreichte mich gerade per Newsletter. Hier eine Vorschau wie das aussehen wird – Das dürfte Lightroom-Nutzer sehr vertraut vorkommen wink Weitere Neuheiten sind Soft-Proof, Benutzerdefinierte Reihenfolge der Bilder und mehr.

Organisation, Blättern, Geschwindigkeit

Greift man ohne Import direkt auf seine Verzeichnisse zu, ist das Programm trotzdem ziemlich flott. Es verwendet die im RAW eingebetteten Vorschaubilder für eine schnelle Anzeige. Die Thumbnail-Übersicht ist dadurch schnell aufgebaut, auch mit vielen Unterverzeichnissen. Durch die Einzelbildansicht kann man recht schnell Blättern. In der Beta-Version kommt es bei mir am MacBook Pro dennoch zu kurzen Verzögerungen.

Bei katalogisierten Verzeichnissen geht das nochmals deutlich(!) schneller. Mehr dazu weiter unten.

Zoomen in die 100%-Ansicht dauert dann ein wenig. Das dürfte davon abhängen, ob das im RAW hinterlegte Vorschaubild die volle Auflösung hat oder nicht, vermute ich.

Zoomt man per Klick, muss man warten bis die Zoom-Ansicht aufgebaut ist, vorher kommt man nicht weiter. Ob das in der finalen Version noch so sein wird, muss man abwarten.

Ich kann im Verzeichnis-Browser direkt neue Unterverzeichnisse anlegen.

Verzeichnisse im Browser anlegen. Markierte Bilder werden hier nicht behandelt

In diesem Fall können selektierte Bilder aber nicht direkt in das neue Verzeichnis kopiert oder verschoben werden. Wenn man das möchte, ist der Weg ein anderer:

Neues Verzeichnis über Thumbnail-Ansicht anlegen – markierte Bilder können mitgenommen werden

In der Thumbnail-Ansicht Bilder markieren und dort über das Kontextmenü ein neues Unterverzeichnis erstellen, dann wird man gefragt, was mit den markierten Fotos passieren soll.

Per Drag&Drop können Fotos aus der Thumbnail-Ansicht in Order verschoben werden.

Das linke Panel mit dem Browser kann ausgeblendet werden. Rechts gibt es ein Panel mit Metadaten, was ebenfalls ausgeblendet werden kann. Ganz links und ganz rechts sind zwei schmale Panels mit Symbolen für bestimmte Module und Zugriffe, diese konnte ich nicht ausblenden.

Wie funktioniert das?

Wenn es keine Datenbank gibt, wenn man also ohne Import auf Bilder zugreift, wie kann es dann funktionieren, dass man Stichwörter vergeben kann und RAW-Entwicklungen synchronisieren kann und so weiter?

Dafür legt On1 Photo RAW zusätzliche Dateien für jedes RAW an.

xmp und on1 Dateien für jedes RAW

Ob die .on1-Dateien geschrieben werden sollen, kann man in den Einstellungen wählen. Dort steht: “Save ON1 sidecar files for non-destructive edits and metadata”. Die beiden Dateien, xmp und on1, sind teilweise redundant. Stichwörter stehen in beiden Dateien. In die on1-Datei werden dann die Bearbeitungen geschrieben, allerdings nicht in für Menschen lesbarer Form.

Bearbeitungsschritte werden in der on1-Datei geschrieben, in kryptischer Form

Doch importieren?

Neben dem direkten Zugriff auf Verzeichnisse gibt es auch eine Katalog-Funktion. Man kann beliebige Verzeichnisse per Drag&Drop in den Katalog-Bereich ziehen oder per Kontextmenü in den Katalog hinzufügen.

Verzeichnisse zu katalogisierten Ordnern hinzufügen

Warum jetzt das? Ganz einfach: Der direkte Zugriff auf Verzeichnisse, ganz ohne Katalog, hat einen gewaltigen Haken: Suche und Filter!

Suchen / Filtern – mit und ohne Katalog

Man nehme ein Verzeichnis mit vielen Unterverzeichnissen, zum Beispiel Eine Struktur nach Jahr/Monat/Tag. Nun habe ich allen Bildern in den Tag-Verzeichnissen – nur dort habe ich Bilder – Stichwörter zugeordnet. Stelle ich mich nun auf das Jahr-Verzeichnis, sehe ich in der Thumbnail-Ansicht für jeden Monat ein Bild mit Ordnersymbol.

Nun trage ich einen Suchbegriff ein und finde – Nichts! Bei direktem Zugriff auf Verzeichnisse werden nur Bilder im aktuell gewählten Verzeichnis durchsucht. Eine rekursive Suche durch alle Metadaten aller Bilder in allen Unterverzeichnissen findet nicht statt.

Suche und Filter funktionieren nicht für Unterverzeichnisse

Das mag den Hintergrund haben, dass so eine Suche sehr träge wäre ohne Index. Es mag aber auch sein, dass ich die Wartezeit in Kauf nehmen würde und dass diese Zeit auf einer SSD gar nicht so lang wäre. Macht aber nichts, geht nicht. Habe ich jedenfalls keine Einstellung dafür gefunden.

Die Lösung: Katalogisieren von Verzeichnissen!

Zieht man das Jahresverzeichnis in den Bereich für die katalogisierten Ordner, schon ist das Verhalten ein anderes.

Katalogisierte Verzeichnisse können inklusive Unterverzeichnissen durchsucht werden

Im Filter muss man nun die Option “Search Cataloged Folders” aktivieren. Jetzt wird das aktuell markierte Verzeichnis ignoriert und alle aber auch nur die katalogisierten Verzeichnisse werden durchsucht. Die Thumbnail-Ansicht zeigt nun alle Treffer aus allen Unterverzeichnissen.

Werden neue Bilder in diese Verzeichnisse kopiert, erkennt die Software das automatisch und import die Daten in die Datenbank. Wie gesagt, das betrifft nur die Metadaten, die RAW-Dateien selbst bleiben in dem jeweiligen Verzeichnis.

Auch das Blättern durch die Bilder in der Einzelbildansicht erscheint mir deutlich flotter bei katalogisierten Ordnern. Das ist dann so schnell, dass ich bei gedrückter Cursor-Taste ein Daumenkino sehe. Das ist bei nicht katalogisierten Verzeichnissen nicht der Fall.

Mein Einruck ist, dass ernsthaftes Arbeiten nur mit der Katalog-Funktion möglich ist. Der direkte Zugriff taugt höchstens für einzelne Shootings, die ohnehin nicht in den “Katalog” übernommen werden sollen.

Wo ist der Katalog?

Diese Katalog-Behandlung wirkt aber noch etwas aufgesetzt und versteckt. Verzeichnisse werden überwacht, neue Bilder und Bearbeitungen landen automatisch im Katalog-Index. Alles gut. Nur, wo ist der Katalog?

Es gibt nur einen Katalog, also eine Datenbank die On1 Photo RAW benutzt. Zusätzlich werden reichlich JPG-Dateien für eine schnelle Ansicht erzeugt. Das ist alles nicht verwerflich und kommt einem zügigen Arbeiten zu Gute. Allerdings findet das alles etwas versteckt im System statt.

On1 hat die Datenbank und alle Cache-Dateien in den Library-Ordner gesteckt, wo man als normaler Anwender nur schwer hin kommt. Mal eben den Katalog mit anderen Geräten abgleichen oder kopieren, ist so zumindest schwerer oder komplizierter. Und sollte der Platz auf der SSD knapp werden, lohnt sich ein Blick in dieses Verzeichnis. Bei meinem kleinen Test mit nicht besonders vielen Bildern, kam schnell über 1 GB zusammen

Die Katalog-Datenbank und die Cache-Dateien liegen auf dem Mac unter ~/Library/Application Support/ON1/PerfectBrowseCache

Vergleichen

Vergleichsansicht. Ausschnitte werden parallel verschoben, können aber individuell ausgerichtet werden

Mehrere Bilder können in der Vergleichsansicht angezeigt werden. Dabei gibt es eine tolle Funktion: Zoomt man in ein Bild herein, werden alle anderen Bilder auch gezoomt. Verschiebt man die gezoomte Ansicht in einem Bild, verschiebt man die Ansicht der anderen parallel. Nun kann es ja sein, dass das Motiv nicht bei allen Bildern an derselben Stelle ist, kein Problem: Einfach in einem Bild mit gedrückter Shift-Taste den Ausschnitt verschieben, dann wird nur das eine Bild bewegt. Lässt man Shift wieder los, verschiebt man wieder alle. Sehr praktisch.

Tastaturbedienung ähnlich wie Lightroom

Mit G kommt man zur Thumbnail-Ansicht (grid), mit E zum Einzelbild (explore) und mit C in die Vergleichsansicht (compare). Nur ähnlich deshalb, weil vieles nicht so funktioniert. Es gibt kein D um in den Entwicklung (Develop) Bereich zu kommen. Ist man im Entwicklung-Bereich, kommt man mit G auch nicht zurück zur Thumbnail-Ansicht.

Entwickeln, Bearbeiten

Wie bei Lightroom gibt es getrennte Bereiche. Die Verwaltung mit Suche etc. und den Entwicklungsbereich.

Links gibt es eine Liste von Presets die in Abschnitte sortiert sind. Im Gegensatz zu Lightroom können die Presets hier nach Name gefiltert werden, sehr gut! In der Mitte ist das Bild und rechts werden die Werkzeuge gezeigt.

Einige Werkzeuge sind sofort erreichbar (hier zusammengeklappt für den Screenshot), weitere können hinzugefügt werden

Die Standard-Werkzeuge sind sofort verfügbar und erinnern vom Aufbau her an Lightroom, ein wenig jedenfalls. Weitere Werkzeuge für Farbanpassungen, Kurven und mehr können optional hinzugefügt und auch wieder entfernt werden.

Zum Entfernen von Staubflecken oder störenden Elementen gibt es ganz links Werkzeuge. Zum Entfernen gibt es gleich mehrere Möglichkeiten, entweder ein klassisches Stempeln oder ein intelligentes Füllen eines Bereiches abhängig von der Umgebung – beides funktioniert mal besser mal schlechter.

Der Highlights und Whites Regler sorgt gerne für Halos an Kontrastgrenzen. Ohne das jetzt böse zu meinen, erinnert dieses Verhalten an Lightroom 1.

Halos entstehen schnell bei Verwendung der Highlights und Whites Regler – Hier an den Baumwipfeln zu sehen

Lokale Anpassungen

Für lokale Anpassungen gibt es einen Pinsel und einen Verlauf. Für jede Anpassung legt man einen neuen Layer an, pinselt oder zieht einen Verlauf auf und nimmt dann die Einstellungen vor. Wie bei Lightroom auch, hat man bei den lokalen Anpassungen nicht alle Werkzeuge zur Verfügung.

Jede lokale Anpassung wird als eigene Ebene angelegt. Es gibt einige Werkzeuge aber nicht alle

Im Grunde sind lokale Anpassungen in Lightroom auch jeweils eigene Ebenen, nur werden sie dort nicht als solche dargestellt sondern durch kleine Punkte repräsentiert. Bei On1 ist es etwas traditioneller, wie man es vielleicht von Photoshop etc. kennt. Für jede Anpassung kann eine neue Ebene erstellt werden – Leider kann man an der Anpassung nicht sehen, ob es eine Pinsel- oder eine Gradient-Anpassung war, ist aber auch nicht wichtig, weil das Werkzeug am Ende nur eine Maske zeichnet, wie man es von Photoshop kennt, und diese Maske wird für jede Ebene angezeigt

Links an jeder Ebene ist die Maske zu sehen. So kann man erahnen, welche Ebene für welche Anpassung angelegt wurde

Bei kleinteiligen Anpassungen kann es aber etwas unübersichtlich werden.

Übrigens: Für die Reparatur-Pinsel werden keine Ebenen erzeugt. Ich konnte nachträglich nicht sehen, wo ich mit welchem Pinsel was repariert habe. Ich konnte auch einzelne Reparaturen nicht nachträglich rückgängig machen

Dafür hat man Einfluss auf die Maske in einem Maße, das eher an Photoshop erinnert.

Die gezeichnete Maske kann im Ganzen manipuliert werden

Klickt man auf das Masken-Thumbnail, kommen Regler zum Vorschein um die Maske zu beeinflussen. Die Ränder können härter oder weicher werden, die Deckkraft kann verringert werden und der Einfluss auf die untere Ebene kann über Regler für helle und dunkle Bereiche beeinflusst werden.

Wie eine Maske mit dem Hintergrund verrechnet wird, kann ebenfalls eingestellt werden

Klickt man auf das kleine Zahnrad neben dem Ebenen-Titel, kann man einstellen, mit welcher Methode die Anpassungen mit dem Untergrund verrechnet werden sollen. Diese Ebeneneinstellungen kennt man so auch von Photoshop (Lighten, Darken, Overlay, Screen, etc.)

Massenbearbeitung

Wie bei Lightroom kann im Entwicklungsmodus unten ein Filmstreifen eingeblendet werden. Dort kann man mehrere Bilder markieren und die Bearbeitung des aktiven Bildes auf alle anderen übertragen. So weit, so gut. Bei Lightroom kann ich aber durch Klicken auf ein Thumbnail bestimmen, ob ich dieses nur zum aktiven Bild der Selektion machen möchte (Klick auf das Bild) oder ob ich eine neue Selektion starten möchte (Klick auf den Rand des Thumbnails). So etwas gibt es hier nicht. Um eine neue Selektion zu starten musste ich erst an Bild auswählen, dass nicht in der aktuellen Selektion war – Das konnte durchaus lästig sein.

Außerdem kurios: Ein Crop (Zuschnitt) wird nicht synchronisiert. Warum nicht? Reparaturen werden, soweit ich sehen kann, auch nicht synchronisiert – Das kann in manchen Fällen aber auch sinnvoll sein.

Und: Es werden immer alle Bearbeitungen synchronisiert – von den oben genannten abgesehen. Es gibt keine Möglichkeit zu wählen, welche Werkzeuge oder welche Regler übertragen werden sollen. Mal eben nur die Belichtungskorrektur übertragen ohne den Weißabgleich zu beeinflussen? Nicht möglich.

Arbeitsbereiche Effekte und Layer

Neben dem normalen Entwicklungsmodus gibt es noch weitere Bereiche. Klickt man ganz rechts auf den Bereich “Effects”, bekommt man ein leere “Overall Settings” Liste.

Wer im Bearbeitungsmodus bestimmte Werkzeuge vermisst hat, hier wird man fündig. Hier findet man Effekte, die weit über die Möglichkeiten von Lightroom hinaus gehen. Da gibt es zum Beispiel Lens Flares, wenn auch recht gewöhnungsbedürftige, es gibt Grunge und Bleach Bypass und so weiter. Jeder Filter kann mit einer Maske versehen werden und so nur auf Teile des Bildes wirken und jeder Filter kann wieder, wie bei den Ebenen, anders verrechnet werden (Overlay, Darken, Soft Light, etc.)

Ich bin noch unentschlossen, empfinde die Filter aber mehr als Spielerei oder als schnellen Weg zum Instagram-Look.

Es gibt auch einen Schwarz-Weiß-Effekt. Gut: Es gibt mehrere Farbkanal-Regel für die Konvertierung. Schlecht: Filmkorn kann zwar hinzugefügt werden, das scheint aber nur ein Overlay zu sein – Klare und scharfe Konturen im Bild werden niemals unscharf oder strukturiert, egal wie groß und stark ich das Korn einstelle… eher sinnlos.

Klickt man auf den “Layers”-Bereich, dauert es erst einmal, das aktuelle Bild wird gerendert. Danach bekommt man einen Bereich, der noch mehr an Photoshop erinnert und den es weder in Capture One noch in Lightroom gibt.

Im Layers-Bereich können mehrere Bilder miteinander kombiniert werden

Hier können verschiedene Bilder auf eigene Ebenen gelegt und so komplexe Collagen erstellt werden. On1 liefert einige Bilder mit, zum Beispiel Himmel

Himmel als eigene Ebene ausgetauscht

Die Werkzeuge, um die Bildbereiche maskieren, sind zwar durchaus vielfältig aber zumindest in dieser Beta-Version nicht zufriedenstellend. Allzu präzises Arbeiten ist nicht möglich oder sehr mühsam. Das nachträgliche Verbessern der Masken-Kanten, um feine Äste freizustellen, erzeugt in dieser Beta-Version ein eher fleckiges Ergebnis. Wenn das korrigiert wird, ist das ein mächtiges Werkzeug.

Diese Ebenen kosten allerdings Platz, hier legt On1 eine PSD-Datei an. In meinem Beispiel waren das mal eben 243 MB.

Zuletzt gibt es auch noch ein Resize-Modul. Hier kann das Bild an bestimmte Ausgabegrößen angepasst werden und dabei die Schärfung und andere Parameter beeinflusst werden. Möchte man das Bild z.B. auf Leinwand drucken, muss bedacht werden, dass die Ränder um den Holzrahmen herum gespannt werden. In diesem Modul kann automatisch ein “Gallery Wrap” erzeugt werden. Die Kanten werden dabei auf Wunsch gespiegelt fortgesetzt oder in die Länge gezogen. Die Breite kann eingestellt werden und die Ränder können farblich getönt werden.

Im Resize-Modul gibt es u.a. den Gallery-Wrap. Praktisch für den Druck auf Leinwand.

 

Druck?

Eine einfache Druckmöglichkeit gibt es. Immerhin.

Es gibt kein Druck-Modul, nur eine Druck-Routine. Ein einzelnes Bild auf ein Blatt drucken.  Viele Möglichkeiten gibt es nicht und schon gar nicht gibt es verschiedene Layouts um mehrere Bilder auf ein Blatt zu bekommen oder um ein Bild in verschiedenen Größen auf ein Blatt zu drucken.

Export

Markierte Bilder können exportiert werden. Dafür gibt es einige Einstellungen, die auch jeweils als Preset abgespeichert werden können.

Für den Export stehen einige Parameter zur Verfügung

Die Größe kann in Pixeln vorgegeben werden, der PPI-Wert wird dabei in die Metadaten geschrieben – Praktisch für Redaktionen die trotz 16 Megapixeln zurückrufen und sagen, sie hätten es gerne in 300 dpi… Lange Geschichte, Ihr kennt sie vermutlich wink

Eine Wasserzeichen-Grafik kann positioniert werden, PNG mit Transparenz wird unterstützt. Eine Schärfung kann eingestellt werden, allerdings nur als Auswahl aus einer Liste (Screen, Glossy, etc.).

Das Zielverzeichnis und der Dateiname kann eingestellt werden. Allerdings weit weniger komfortabel und nicht so mächtig wie bei Lightroom. Ich kann kein Verzeichnis vorgeben, für das Preset, und dann in einem extra Feld einen Unterverzeichnisnamen angeben. So müsste ich für jedes Unterverzeichnis ein eigenes Preset bauen. Beim Dateinamen kann ich nicht aus Metadaten-Feldern wählen um z.B. die Bildnummer mit einer eigenen Bezeichnung zu ergänzen.

Der Export selbst läuft dann im Vordergrund mit einem Dialog, der den Fortschritt zeigt. Während also ein umfangreicher Export läuft, kann ich nicht an einer anderen Auswahl weiterarbeiten. Schade. Besonders schnell ist der Export gefühlt auch nicht. Messungen habe ich nicht gemacht.

Mobile App

Es gibt eine Smartphone-App. Einzelne Alben können über Dropbox oder andere Anbieter synchronisiert werden, um am mobilen Gerät eine Bewertung/Auswahl zu treffen und ähnliches. Das konnte ich mit der Beta-Version nicht testen, weil die Beta-Version am Mac nicht mit der Mobil-App spricht.

Ergebnis

Ich habe nur ein paar Tage mit der Software gearbeitet, verschiedene Bilder damit entwickelt und mal herum geschaut, welche Einstellungen und Möglichkeiten es so gibt. Bestimmt habe ich Dinge übersehen und eine Routine kann ich in so kurzer Zeit auch nicht entwickeln.

Grundsätzlich ist ON1 Photo RAW kein schlechtes Produkt. Mal eben in einem Verzeichnis mit RAW-Dateien arbeiten ist praktisch, allerdings brauche ich das kaum. Katalogisieren funktioniert, ist aber etwas unhandlich, weil man bei einer Suche immer darauf achten muss, ob man nun ein Verzeichnis oder den Katalog durchsucht. Auch gibt es nur einen Katalog, den Rest muss man über Verzeichnisse regeln. Das wirkt etwas aufgesetzt und dadurch nicht so richtig rund.

Bearbeitungsmöglichkeiten sind vielfältig, einige Werkzeuge mögen mich aber nicht so recht überzeugen: Film-Korn wirkt falsch, Split-Toning wirkt auch falsch weil Farben verblassen oder die Wirkung anders als als erwartet ist (schwer zu beschreiben, muss man gesehen haben).

Pro

Verwaltung und Bearbeitung ganz gut integriert.

Schnelle Ansicht der RAW, schnelles Blättern und Aussortieren. Auch die RAW-Bearbeitung war durchaus flott.

Presets können gefiltert/gesucht werden. Die meisten mitgelieferten Presets sind allerdings zu heftig in meinen Augen und nur wenig nützlich. Mehr auf Effekt gesetzt statt auf angenehme Bearbeitung oder ausgewogenen Look.

Stabil. Abstürze hatte ich nicht, und ich hatte eine Beta-Version.

Contra

Einzelbild als Vollbildansicht ohne Panels nicht möglich.

Unterstützung für zwei Monitore habe ich auch nicht gesehen.

Keine Import-Funktion (Fotos von Karte in Verzeichnisstruktur bringen)

Bearbeitungen können nicht selektiv auf andere Bilder übertragen werden (z.B. nur Belichtung oder nur Vignette etc.)

Crop wird nicht auf andere Bilder synchronisiert.

Keine Bearbeitungs-Historie um schnell mehrere Schritte zurück zu gehen oder sich Zwischenergebnisse zu sichern, ohne eine virtuelle Kopie anlegen zu müssen

Wenn ein Pinselwerkzeug aktiv ist (Reparatur etc.), kann nicht mit der Maus ins Bild gezoomt werden (bei Lightroom mit gedrückter Leertaste möglich).

Reparatur-Pinsel können nachträglich nicht rückgängig gemacht werden, es ist nicht zu sehen, wo was mit welchem Reparatur-Typ gemacht wurde.

Export-Optionen im Bereich Verzeichnis und Dateinamen nur eingeschränkt

Export läuft nicht im Hintergrund sondern blockiert das Programm.

Fazit

Bevor ich nichts hätte, würde ich ON1 Photo RAW durchaus in Betracht ziehen. Das Produkt wird aktiv weiterentwickelt und ich denke, es lohnt sich, hier immer mal wieder einen Blick drauf zu werfen.

Einen Ersatz für Lightroom sehe ich für mich aber nicht. Zu viele Kompromisse und viele Dinge einfach nicht so bequem, einfach oder mächtig wie ich es gewohnt bin.

Nachtrag: Wer das Konzept an sich mag aber mit den von mir angesprochenen Negativpunkten nicht leben kann, der sollte auch mal einen Blick auf Exposure X3 von Alien Skin Software werfen, das ich ebenfalls ausprobiert habe.


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