Weil es mir unklar und suspekt war, was Adobe mit Lightroom zukünftig vor hat und weil ich mit der Geschwindigkeit nicht mehr zufrieden war, habe ich mir einige Tage Zeit genommen um mir eine Alternative anzusehen. Capture One Pro 8 versprach eine professionelle Lösung zu sein und ich hörte viel Gutes.
In den letzten Beiträgen schilderte ich meine ersten Eindrücke vom ersten Import bis zu ersten Anpassungen der Programmoberfläche.
In diesem Beitrag geht es nun weiter – Ich habe einige Fotos mit Capture One Pro 8 bearbeitet und habe versucht, einen neuen Workflow zu finden. Man kann schon aus den letzten Beiträgen herauslesen, dass es mir Capture One nicht gerade einfach gemacht hat…
Ich möchte hier noch einmal betonen, dass ich angetreten war eine Lösung zu finden mit der ich Lightroom ablösen könnte. Es ging mir niemals darum eine Software schlecht aussehen zu lassen. Alles was ich hier schildere, sind meine ganz persönlichen Eindrücke und Erfahrungen – Was für mich nicht funktioniert, kann für Dich womöglich perfekt sein. Ich versuche alles sachlich aufzuschreiben – naja, so sachlich ich eben bin bigsmile – Phase One, bitte verzeiht mir die ein oder andere Spitze, es ist nie böse gemeint sondern soll nur meiner Verwunderung Ausdruck verleihen wink
Auch in diesem Beitrag mag es ein wenig durcheinander gehen – Verwaltung, Bearbeitung… Was bei Lightroom klar getrennt ist, was viele stört, ist bei Capture One kaum unterscheidbar miteinander verknüpft. Also los…
Smart Albums / Intelligente Listen
Diese intelligenten Listen habe ich damals bei iTunes kennen und lieben gelernt, Lightroom hatte sie auch und Capture One bietet sie ebenfalls an, um Fotos nach bestimmten Kriterien zusammen zu fassen. Im Grunde sind das gespeicherte Suchabfragen oder Filter. Total praktisch.
Da es bei Capture One Pro 8 die Flaggen nicht gibt, hatte ich mal versucht mir passende Listen anzulegen um gute und zu löschende Bilder zusammen zu fassen. Außerdem fand ich eine Abfrage für Bilder, bei denen ich mich noch nicht entschieden hatte, sinnvoll.
Man kann bei Capture One mit einem Klick alle Bilder zeigen lassen, die eine grüne Markierung haben und man kann mit gedrückter cmd-Taste einen Filter auf die Sterne-Bewertung hinzufügen. Mir erschienen aber Listen praktischer, mit denen ich bestimmte Kombinationen an Filtern sofort zur Verfügung habe.
Angelegt sind diese Listen schnell, das funktioniert ziemlich genauso wie bei Lightroom…
…mit einem entscheidenden Unterschied zu Lightroom: Tastaturbedienung. Nein, nicht bei Capture One smile Tatsächlich lassen sich bei Capture One viele Aspekte der Bedienung frei anpassen – Dieser Filter-/Suche-Dialog lässt sich jedoch nicht mit der Tastatur bedienen. Bei Lightroom komme ich mit der Tab-Taste bis in die Filter, kann die Listen öffnen, Einträge wählen etc. Capture One will hier mit der Maus bedient werden.
Die meisten werden das vermutlich gar nicht bemerken, ich arbeite aber ganz gerne mit der Tastatur und es war eines der ersten Dinge dir mir aufgefallen waren wink
Probleme mit den Alben
Auch sonst klemmt hier die Bedienung ein wenig. Ich hatte nun ein solches Smart Album angelegt und auch ausgewählt. Nun wollte ich ein weiteres Smart Album anlegen – ging nicht, alle Menüeinträge waren deaktiviert
Capture One möchte es eigentlich richtig machen – Man kann Projekte anlegen in denen dann Gruppen liegen. Jede Gruppe kann Alben enthalten. Vermutlich möchte man, wenn man auf einem Projekt steht, ein Album oder eine Gruppe in diesem Projekt erstellen und so weiter.
Nun ist es aber nicht möglich unterhalb eines Smart Albums irgendetwas anderes anzulegen und daher sind alle Optionen deaktiviert. Schön und gut – Warum bekomme ich aber keine Optionen um etwas auf der Ebene darüber anzulegen?
Einzige Lösung: Zunächst wieder “Alle Bilder” wählen, oder irgendeine andere Katalog-Sammlung. Dann konnte ich eine neues Album anlegen.
Doch es ging weiter…
- Smart Alben zeigen nicht an wie viele Bilder enthalten sind.
Ich nutze solche Alben in Lightroom häufig um bestimmte Bilder für Geschenke und andere Projekte zusammen zu stellen. Eine Abfrage auf eine bestimmte Bewertung und ein bestimmtes Stichwort, dann gehe ich verschiedene Ordner durch und vergebe das Stichwort oder setze die Bewertung etc. und habe ein Auge auf die Anzahl der Bilder in der Sammlung. So weiß ich, wann ich genug Material zusammen habe. Bei Capture One müsste ich dafür immer mal wieder auf das Album klicken um die Anzahl der Bilder zu prüfen.
- Ein Album zeigt die Anzahl der Bilder – kein Kunststück, die sind ja fix.
- Gruppen und Projekte wiederum zeigen keine Anzahl enthaltener Bilder.
Und noch mehr verrückte Dinge passieren – Wähle ich das Projekt aus, so bekomme ich alle Bilder der enthaltenen Alben angezeigt. Wähle ich aber eine Gruppe aus, sehe ich keine Bilder – Ernsthaft? Phase One?
Es ist auch nicht so, dass Capture One nicht zählen könnte. Es gibt einen schnell erreichbaren Filter für Farbe und Sterne und diese Filter zeigen, immer abhängig von den gerade sichtbaren Bildern, wie viele Bilder mit den entsprechenden Metadaten verfügbar sind
Ich konnte auch Smart-Alben innerhalb einer Gruppe und innerhalb eines Projektes anlegen. Ich dachte, dass ich mir so zum Beispiel dynamisch einige Bilder aus bestimmten Projekten heraus picken könnte. Fehlanzeige – die Smart-Alben funktionierten bei mir innerhalb einer Projektstruktur überhaupt nicht. Nachdem mir Capture One einmal komplett abstürzte beim Versuch ein Smart Album per Drag&Drop an verschiedene Positionen in der Projekt-Struktur zu ziehen, habe ich aufgehört das zu testen.
Bildbearbeitung nicht immer intuitiv
Capture One ist anders als Lightroom, ja, habe ich verstanden smile Manche Dinge sind aber wirklich stark gewöhnungsbedürftig. An manches kann man sich sicher gewöhnen, anderes ist auf Fehler zurück zu führen.
Crop-Tool
Mit der Taste c bekommt man das Crop-Tool. Nun kann ich auf dem Bild einen Rahmen aufziehen. Alles außerhalb des Rahmens wird abgedunkelt dargestellt – wie dunkel, das lässt sich konfigurieren.
Gut – und wie bestätige ich nun den Crop? Wie mache ich, dass der Schnitt auch angewendet wird? Nicht mit Enter, nicht mit ESC oder einer Maustaste, nein, der Crop wird angewendet, wenn man ein anderes Werkzeug wählt. Ich habe mir angewöhnt die Taste v zu drücken. Kann man sich dran gewöhnen.
Was aber merkwürdig ist: Man kann im Crop-Werkzeug ein gewünschtes Seitenverhältnis einstellen. Mit einem Doppelklick auf einen vorhanden Schnittrahmen wird das Seitenverhältnis angepasst. Praktisch. Wenn aber noch gar kein Rahmen vorhanden ist, passiert nichts oder man zieht versehentlich einen Mini-Rahmen auf. Ich kann zwar mit der Maus am Rand des Bildes klicken und kurz ziehen damit das gesamte Bild gewählt wird um dann einen Doppelklick zu machen, wirklich schnell und praktisch geht das allerdings nicht. Ich hätte jetzt erwartet, dass es so etwas wie “Keinen Crop” nicht gibt sondern, bei einem Doppelklick, davon ausgegangen wird, dass der Rahmen ums ganze Bild geht. Nun ja, ist eben nicht so.
Übrigens bekommt mit der Taste c zwar direkt das Crop-Werkzeug, die passenden Einstellungen werden aber nicht in der Tool-Leiste sichtbar gemacht. Ich musste manuell auf die entspreche Tool-Seite umschalten um zum Beispiel das Seitenverhältnis einzutragen.
Es gibt allerdings eine pfiffige Funktion bei Capture One: Rechte Maustaste auf dem Bild blendet die Einstellungen als schwebende Palette ein. Zieht man die Maus aus der Palette heraus, verschwindet diese direkt wieder. Durchaus praktisch.
Ich könnte noch mehr zum Crop und rotieren schreiben aber das lasse ich hier mal, probiert es im Zweifel einfach selbst mal aus wink
Alle Bilder oder nur das gewählte?
Wenn man irgendetwas mit einem Bild tut, zum Beispiel die Belichtung ändert, Stichwörter vergibt, Bewertungen setzt – auf welche Bilder werden diese Änderungen angewendet? Auf alle markierten Bilder im Browser? Oder nur auf das gerade sichtbare Bild im Viewer?
Diese Frage mag merkwürdig klingen aber sie ist tatsächlich etwas unglücklich beantwortet:
- Änderungen an Belichtung, Kontrast, etc., also alle Bearbeitungs-Tools beziehen sich nur auf das aktive Bild im Viewer. Gut.
- Sterne und Farbmarkierungen beziehen sich auf alle markierten Bilder im Browser. Das ist gut wenn man nur den Browser vor sich hat und ist auch das was ich erwartet hatte. Wenn ich allerdings ein Bild im Viewer sehe und dieses bearbeite, dann hätte ich das eben nicht erwartet!
Nochmal deutlich: Ich habe nur den Viewer und die Bearbeitungstools aktiv. Der Browser, in dem einige Bilder ausgewählt sind, ist nicht sichtbar. Ich bin nun mit der Bearbeitung eines Bildes fertig und vergebe mit der Taste 4 meine Sterne-Bewertung. Jetzt sind alle markierten Bilder mit vier Sternen bewertet ohne dass ich davon etwas mitbekommen würde!
Ohaueha! Ich habe das zufällig bemerkt. Ich hatte im Browser einige Bilder markiert und einen Stern vergeben, für mich ein Hinweis, dass ich die noch bearbeiten möchte. Dann ließ ich den Viewer anzeigen, blendete den Browser aus um mehr Platz zu haben und bearbeitete munter drauf los. Jedem Bild vergab ich nach der Bearbeitung eine Bewertung zwischen 2 und 5 Sternen. Das letzte bekam 3 Sterne. Nun wollte ich alle mit 4 oder mehr Sternen filtern und bekam – Keine Bilder! Sie hatten ja jetzt alle 3 Sterne.
Ich finde das ziemlich unglücklich.
Bei Stichwörtern wieder anders
Die Verwaltung der Stichwörter ist ähnlich wie bei Lightroom. Man kann Stichwörter anlegen durch einfaches Tippen und man kann Hierarchien anlegen. Diese Verwaltung ist genauso rudimentär, ich würde sogar sagen schlecht, wie bei Lightroom.
Ich lasse mich jetzt hier nicht über die mangelhafte Verwaltung von Stichwort-Katalogen aus, über die Probleme mit Dubletten nach Import aus anderen Katalogen, die fehlenden Möglichkeiten diese Dubletten zusammenzufassen oder die fehlenden Werkzeuge um neue Stichwörter bequem in vorhandene Hierarchien zu verschieben. Das ist bei Lightroom schon schlecht bis gar nicht gelöst, Capture One macht es eher noch etwas schlechter.
Ein ganz anderes Problem ist aber, dass ein neues Stichwort, im Gegensatz zu einer Bewertung, nur auf dem gerade aktiven Bild im Viewer landet! Was bitte… Wo ist die versteckte Kamera?! bigsmile
Ich kann also im Browser 10 Bilder markieren und ein Farbe und Sterne setzen. Gebe ich aber ein Stichwort ein, zum Beispiel einen Ort oder den Namen einer Person, so landet dieses nur bei einem Bild. Um die Stichwörter auf andere Bilder zu bekommen, müssen diese kopiert werden. Das geht mit der entsprechenden Funktion auch sehr schnell. Allerdings werden dann natürlich alle(!) Stichwörter vom gerade aktiven Bild auf alle markierten übertragen.
Das ist extrem unglücklich. Warum? Überlegt mal:
- Ihr markiert zunächst 10 Fotos auf denen Lisa zu sehen ist und vergebt das Stichwort Lisa und synchronisiert die Stichwörter auf alle markierten.
- Jetzt markiert Ihr 15 andere Fotos auf denen ist Tobi zu sehen, also gebt Ihr das Stichwort Tobi ein. Auch jetzt übertragt Ihr die Stichwörter auf alle markierten.
- Nun stellt Euch vor, dass auf 5 Bildern des ersten Blocks (Lisa) und 8 Bildern vom zweiten Block (Tobi) ein Hund namens Bello zu sehen ist. Ihr markiert diese 13 Bilder und vergebt das Stichwort Bello… Jetzt habt Ihr ein Problem. Würdet Ihr jetzt die Stichwörter übertragen, würden alle Stichwörter vom aktiven Bild kopiert werden. Das könnte dann also entweder Bello + Tobi oder Bello + Lisa sein
Für dieses Problem gibt es nur einen Workaround:
- Das neue Stichwort, hier also Bello, nicht bei den Metadaten eines Bildes eintippen sondern das Stichwort manuell dem Stichwort-Katalog hinzufügen
- Jetzt die markierten Bilder auf das neue Stichwort ziehen per Drag & Drop.
- Nun wurde den markierten Bildern das neue Stichwort zusätzlich hinzugefügt ohne die vorhandenen zu beeinflussen.
Wenn Ich mehrere Bilder mit unterschiedlichen Stichwörtern auswähle, so sehe ich auch nirgendwo eine Übersicht aller passenden Stichwörter sondern immer nur die des aktiven Bildes.
Ich hätte im Leben nicht geglaubt, dass ich das mal schreiben würde: Lightroom hat im Vergleich zu Capture One eine echt gut durchdachte Stichwortverwaltung
Bearbeitung übertragen
Bei Lightroom kann man Bearbeitungen von einem Bild auf andere markierte Bilder synchronisieren. Das geht mit Capture One Pro 8 auch, wahlweise mit oder ohne Dialog.
Mit cmd+shift+c kopiert man alle Einstellungen, mit cmd+shift+v fügt man sie auf einem anderen Bild wieder ein. Das ist gut um Änderungen Bild für Bild zu übertragen um anschließend noch kleinere Anpassungen vorzunehmen. Um Einstellungen für alle markierten Bilder zu übernehmen gibt es mehrere Optionen…
Pro Werkzeug
Bei vielen Werkzeugen gibt es ein kleines Doppelpfeil-Symbol. Ein klick darauf öffnet einen kleinen Dialog um die Einstellung des gewählten Werkzeugs auf alle markierten Bilder zu übertragen. Man kann in diesem Dialog dann noch einzelne Aspekte an- oder abwählen.
Das kann ganz praktisch sein um mal eben schnell eine Belichtungskorrektur auf alle markierten Bilder zu übertragen, ohne irgendwelche anderen Bearbeitungen zu überschreiben.
Unter anderem im Menü findet man aber auch einen Menüpunkt um alle Einstellungen auf einmal auf andere Bilder zu übertragen – Copy and Apply Adjustments
Diese Funktion, man kann natürlich ein eigenes Tastaturkürzel dafür vergeben, ist direkt vergleichbar mit der Synchronisieren-Funktion von Lightroom. Es öffnet sich ein Dialog in dem man wählen kann, welche Bearbeitungen übertragen werden sollen
Es ist allerdings Vorsicht geboten! Die Liste ist lang und man muss schon mal scrollen um zu sehen, was alles so angehakt ist. Eine komplette Übersicht wie bei Lightroom gibt es nicht.
Scrollt man dann etwas runter sieht man auch die Metadaten-Option! Sprich: Wer hier nicht aufpasst, der überträgt auch Stichwörter, Bewertungen und anderes auf alle markierten Bilder!
Per Default werden überall dort Häkchen gesetzt, wo man auch etwas an einem Bild geändert hat. Das kann praktisch sein – von den Metadaten mal abgesehen – kann aber auch zu verwirrenden Ergebnissen führen, wenn die Zielbilder bereits andere Änderungen an anderen Parametern haben. Möchte man also den kompletten Look übertragen, sollte man sicherstellen, dass alle zugehörigen Unteroptionen angehakt sind.
Man kann sich auch irgendwo einstellen, dass diese Haken eben nicht automatisch vorbelegt werden sollen sondern dass immer dieselben Haken vorgewählt sind… zumindest hatte ich das mal in einem Video gesehen, ich kann es aber nicht wiederfinden.
Farbanpassungen
Die Möglichkeit verschiedene Farbbereiche anzupassen ist eine der Stärken von Capture One Pro 8. Lightroom bietet acht fixe Farbkanäle an um diese zu beeinflussen – Die Kanäle selbst können dabei nicht justiert werden. Welcher Bereich wird von “Rot” abgedeckt? Wie stark überlappt sich der Bereich mit “Orange”? Auf welche Sättigung bezieht sich der Kanal? Das lässt sich in Lightroom nicht beeinflussen.
Capture One geht hier etwas weiter. Man kann entweder fest definierte Farbbereiche, ähnlich wie bei Lightroom, anpassen – Diese Anpassungen sind aber ziemlich homöopathisch, dieses Farbrad ist eher für sehr behutsame Korrekturen gedacht und weniger für echte Styles.
Die Stärke liegt aber beim erweiterten Farbrad.
Mit einer Pipette klickt man eine Farbe im Bild an. Der Bereich um den gewählten Farbton wird im Farbrad hervorgehoben und es wird ein Kanal für diese Auswahl angelegt. Nun kann man diese Farbe im Farbton verschieben, die Helligkeit und Sättigung regulieren.
Die Auswahl kann man mit den Anfassern im Farbrad noch anpassen, sie also erweitern oder einschränken. Mit etwas Geduld kann man sehr feinfühlig verschiedene aber eng beieinander liegende Farben getrennt behandeln. Dabei kann die Auswahl auch auf einen Sättigungsbereich begrenzt werden, der Übergang zu den Nachbarfarben kann justiert werden. Ziemlich mächtig.
Den Haken an diesem Werkzeug habe ich bemerkt, als ich es intensiv nutzen wollte um bestimmte Farb-Stile aus meinen Lightroom-Presets zu übernehmen oder diese nachzubauen: Das Farbrad ist einfach zu klein smile
Die kleinen Anfasser überlagern sich schnell, so dass man ständig das falsche klickt. Der Bereich lässt sich dann nur schwer justieren wenn man nur einen schmalen Bereich wählen möchte. Ich wünschte mir, dass man dieses Farbrad als schwebende Palette vergrößert darstellen könnte.
Einen echten Fehler fand ich, als ich die Toolpaletten automatisch ausblenden ließ – Ich wollte den Vollbildmodus einfach mal so nutzen wie er mir immer wieder angeboten wurde.
Ich versuchte mit der Pipette eine Farbe zu wählen, das gelang mir aber nicht wenn die Palette zugeklappt war. Ich blendete die Tools also dauerhaft ein, klickte einen Farbbereich, dann markierte ich einen Bearbeitungswert in diesem Kanal, ließ die Tools wieder ausblenden und wollte jetzt mit den Cursortasten den Wert anpassen – Auch das funktionierte nicht und blendete ich die Tools nun wieder ein, war wieder ein anderer Farbkanal ausgewählt.
Selbst wenn die Tools eingeblendet waren zeigte der Farbeditor Fehler in der Bedienung. Ich setzte den Cursor in das Belichtungsfeld eines Farbkanals und änderte den Wert mit Cursor rauf / runter – Das Bild wurde nicht angepasst! Ich musste das Feld erst verlassen damit die Änderungen sichtbar wurden. Unbrauchbar. Andere Werkzeuge, wie Belichtung oder Kontrast machten es korrekt, daher vermute ich hier einen Fehler.
Naja, und wenn die Tools automatisch zuklappen, funktioniert die Änderung der Werte mit Cursortasten gar nicht mehr.
Ergebnis: Der Farbeditor funktioniert nicht mit automatisch ausblendenden Tools und hat kleinere Fehler.
Tools beliebig zusammenstellen
Bei Capture One kann man sehr viele Dinge an der Programmoberfläche an seine Bedürfnisse anpassen. Die Tools auf den verschiedenen Seiten sind nur ein Vorschlag – man kann diese nach Belieben umbauen.
Man kann wählen, welche Seiten gezeigt werden sollen. Man kann wählen, welche Werkzeuge auf welcher Seite gezeigt werden sollen – Werkzeuge können dabei auf mehreren Seiten auftauchen! Man kann sich eigene Seiten bauen.
Ich benutze zum Beispiel häufig den Weißabgleich, die Farbbalance, Belichtungseinstellungen, eine Gradationskurve… Ich habe mir dann eine Seite zusammengestellt mit all diesen Tools in der Reihenfolge, die für mich praktisch ist.
Das ist definitiv ein großes Plus für Capture One
Tools klappen automatisch zusammen
Was mich auf Dauer allerdings oft gestört hat, ist die Tatsache, dass die Tools immer automatisch zusammengeklappt werden, wenn sie nicht mehr auf den Bildschirm passen.
Ich klappe also ein Tool auf und, wenn nun mehr Platz verbraucht wird als verfügbar ist, wird ein anderes Tool zusammen geklappt.
Das hat zwar den Vorteil, dass man auf einer Toolseite nicht scrollen muss, hat aber den Nachteil, dass die Darstellung sehr unruhig wird. Ein Werkzeug springt plötzlich zu einer anderen Position, ich muss immer wieder auf die Überschriften klicken um ein Werkzeug zu öffnen…
Man sieht den zusammengeklappten Werkzeugen auch nicht an, ob sie verwendet wurden oder nicht.
Vorher / Nachher
Bei Lightroom kann man mit einem Tastenkürzel zwischen ursprünglichem und bearbeitetem Bild umschalten und es gibt Seite-an-Seite-Ansichten, auf Wunsch auch horizontal/vertikal geteilt.
Capture One Pro 8 hat dies nicht. Gar nicht.
Der Workaround, den ich häufiger in Blogs und Videos fand: Mit F2 eine neue Variante anlegen. Diese Variante wird ohne Bearbeitungen angelegt und spiegelt so die Vorher-Ansicht wieder. Nun kann man im Browser zwischen den beiden Varianten blättern oder den Viewer so einstellen, dass er mehr als nur ein Bild zeigt.
Der Haken an diesem Workaround: Die neue Variante bekommt weder die Bewertung, noch den Farbcode oder die Stichwörter vom gerade markierten Bild mit. Befindet man sich also in einem Smart-Album oder nutzt man gerade einen Filter für grün-markierte Bilder, so sieht man die neue Variante nicht.
Der professionelle Capture-One-Benutzer scheint also entweder keine Vorher-Ansicht zu benötigen oder arbeitet nicht in gefilterten Ansichten. Anders kann ich mir so etwas in einer Version 8 nicht erklären. Ich gestehe aber, dass ich eine Vorher-Ansicht nicht allzu häufig benutze – Es kommt aber durchaus vor.
Nochmal kurz zu den Proxies
Ich habe nun sehr kleine Proxies rechnen lassen damit die Anzeige und das Blättern schnell ist. Funktioniert auch super.
Allerdings habe ich damit ein Problem bei der Bearbeitung: Zoome ich in das Bild hinein und ziehe an einem Regler, wird mir das Bild extrem unscharf angezeigt. Erst wenn ich den Regler wieder loslasse, wird das Bild wieder scharf gerechnet.
Bei meinem Rechner wird die GPU-Beschleunigung nicht benutzt. Das bedeutet offenbar, dass Capture One für die schnelle Anzeige der Bearbeitungs-Regler auf das Proxy zurückgreift. Haben diese nun eine geringe Auflösung, sieht es eben sehr schlecht aus.
Große Proxies lösen das Problem, verlangsamen aber wiederum das Blättern im Browser. Ich gehe davon aus, dass dies auf aktuellen Computern mit GPU-Beschleunigung kein Thema mehr ist.
Bis hierher
Capture One Pro 8 hat wirklich einige hervorragende Ansätze. Die Möglichkeiten die Oberfläche und Bedienung anzupassen sind klasse, die Fehler sind es aber nicht.
Was nutzt mir eine konfigurierte Oberfläche, wenn ich sie im Vollbildmodus immer wieder verliere? Was nutzen mir automatisch ausblendende Tools, wenn Pipetten und Änderungen an den Werten dann nicht mehr funktionieren?
Eine, unvollständige, Zusammenfassung der kleinen Fehlerchen:
- Dass unter dem Viewer die Bewertung und Farbmarkierung nicht immer gezeigt wurde wenn ich diese Informationen einblenden ließ, schrieb ich bereits im letzten Beitrag. Ist mir mehrfach passiert
- Ich hatte einige Bilder bearbeitet, Einstellungen auf anderen Bilder übertragen, was man so macht. Dann wollte ich ein weiteres Bild zuschneiden und plötzlich bewegte sich der Schnittrahmen in extremer Zeitlupe. Ich musste Capture One neu starten um das Problem zu beheben.
- Smart-Alben innerhalb von Gruppen oder Projekten funktionieren bei mir nicht. Verschiebe ich diese in der Hierarchie und klicke ein wenig herum, stürzt mir Capture One ab.
- Beim Umschalten auf den Vollbildmodus merkt sich Capture One Pro 8 die Einstellungen für die Oberfläche nicht. Tools und Browser sind dann immer auf automatisch aus-/einblenden gestellt. Das stört mich ziemlich.
- Der Farbeditor funktioniert nicht wenn die Tools automatisch ausgeblendet werden.
- Änderungen von Werten im Farbeditor mit Cursortasten wirken sich nicht automatisch auf die Anzeige aus.
Kein Fehler aber nicht zu Ende gedacht sind die Dinge, die entweder alle markierten Bilder ändern oder eben auch nicht. Während der Bearbeitung eine Sterne-Bewertung vergeben traue ich mich kaum noch weil ich nicht genau weiß, wie viele Bilder noch markiert sind. Stichwörter vergeben empfinde ich als extrem unpraktisch.
Es gibt kein “Zurück” in der Navigation. Angenommen, man war gerade in einer gefilterten Ansicht und muss jetzt mal kurz in ein anderes Album oder in den Katalog klicken, so gibt es kein schnelles zurück zur vorherigen Auswahl. Lightroom bietet dafür Navigations-Pfeile. Auch so eine Funktion die ich selten nutze, die dann aber echt praktisch ist.
Auf der Pro-Seite stehen die recht guten Möglichkeiten die Farben anzupassen – auch wenn das Farbrad sehr fummelig werden kann. Auch die Qualität der RAW-Engine ist richtig gut. Feinste Details und Strukturen werden gezeigt, nichts wirkt matschig.
Viele sagen auch, dass die Farben bei Capture One besser wären. Hm. Per Default sind sie kräftiger als bei Lightroom und einen Schärfe-Wert von 200 halte ich für übertrieben, es wirkt teils überschärft aber natürlich knackig dadurch. Ob ich die Farben so in Lightroom hinbekäme, habe ich nicht ausprobiert. Ich hatte bisher keine größeren Schwierigkeiten mit der Farbe in Lightroom und ich konnte auch in Capture One gute Ergebnisse bekommen.
Ich habe das Gefühl, dass Capture One empfindlicher mit dem Kontrast ist, dieser verfälscht recht schnell Farben und Sättigung. Ich habe in Capture One auch eher Schwierigkeiten mit Braun-/Erdtönen die mir schnell ins Rot oder Magenta driften oder komplett verloren gehen wenn die Sättigung reduziert wird. Ich habe aber zu wenig damit bearbeitet – schon gar nicht im direkten Vergleich mit Lightroom – um hier ein abschließendes Urteil zu fällen. Ich würde sagen, dass man mit beiden sehr ansehnliche Ergebnisse mit ähnlichem Aufwand bekommt.
Mindestens einen Beitrag werde ich noch schreiben. Da gehe ich dann mal auf die Lokalen Anpassungen ein – Pinsel, Verlauf, Stempeln, …
Für die logische Ordnung der Bilder in C1 gibt es Projekte und Gruppen. Projekte beschränken den Auswahlbereich von Smart Alben, Gruppen tun das nicht. Wenn Du also Bilder aus vielen Projekten in einem Smart Album zusammenfassen möchtest, dann muss es außerhalb der Projekt-Hierarchie stehen. Steht ein Smart Album innerhalb eines Projekts, dann bezieht sich die Auswahl nur auf das Projekt.
Dass bei der Auswahl eines Projekts auch die Bilder angezeigt werden, ist übrigens nur in der Mac-Version der Fall und gilt nicht für Windows. Ich bin mir ja nicht einmal sicher, ob das überhaupt eine gewünschte Implementierung war, oder “einfach passiert” ist. :-)
(Ich bilde mir ein, im C1-Forum darüber gelesen zu haben, dass das eh auf der Todo-Liste steht und überarbeitet werden soll. Die Gruppen waren ja nur als logische Unterteilung gedacht, aber es ist natürlich sehr sinnvoll, wenn sie dann auch die darin enthaltenen Bilder zeigen.)
Ein Crop wird automatisch “angewendet”. Man sieht aber die Umrisse, wenn das Crop-Tool ausgewählt wurde. Das heißt, bei einem schon beschnittenen Bild sieht man es immer beschnitten, aber wenn man dann das Crop-Tool auswählt, dann sieht man das ganze Bild mit den Schnittmarken. Analog dazu sieht man bei der Auswahl des entsprechenden Werkzeuges bei einem rotierten Bild die Rotation und bei einem in der Perspektive korrigierten Bild eben die Perspektivkorrektur.
Bei Bearbeitungsschritten und vielen ausgewählten Bildern muss man darauf achten, ob man alle Varianten (so heißen die ausgewählten Bilder) bearbeiten möchte oder nur die Hauptvariante (=das Bild im Viewer). Der Shortcut dafür ist Shift+Command+E und es gibt auch einen Menüeintrag und ein Symbol in der Symbolleiste. Man kann dadurch bspw. den Weißabgleich oder den Kontrast gleich für alle ausgewählten Bilder durchführen.
Das Problem dabei ist, dass diese Einstellung nicht konsistent für alle möglichen Befehle gilt. Sie funktioniert bei Bearbeitungsschritten, Sternen oder Farbmarkierungen aber nicht bei Meta-Daten oder Stichwörtern.
Und ja, das mit den Stichwörtern ist ein eigenes Kapitel. :-)
Zuerst einmal etwas Grundsätzliches: In C1 gibt es bei jedem Werkzeug die Möglichkeit, die jeweilige Einstellung zu kopieren bzw. sie sofort auf alle ausgewählten Varianten zu übertragen. Das gilt auch bei den Werkzeugen “Meta-Daten” und “Stichwörter” (ja, das sind zwei verschiedene Werkzeuge).
In Deinem Beispiel hast Du Bilder von Lisa und Tobi, denen Du Stichwörter zuordnest. Ich nehme das als willkommenen Anlass, um den Unterschied zwischen den beiden Werkzeugen “Meta-Daten” und “Stichwörter” zu zeigen.
(Anmerkung: Im IPTC-Standard gibt es etliche Datenfelder für Namen, Orte und andere Daten. Genau diese Datenfelder sind im Meta-Daten-Werkzeug verfügbar.)
Wenn Du Daten im Meta-Daten-Werkzeug eingibst, dann kannst Du über den kleinen Doppelpfeil in diesem Werkzeug die zu kopierenden Daten auswählen (z.B. nur die Person oder nur den Aufnahmeort) und auf die ausgewählten Varianten kopieren.
Gibst Du diese Daten hingegen im Werkzeug “Stichwörter” ein, dann kannst Du sie zwar auch kopieren, aber dann wird das Datenfeld “Stichwörter” kopiert und das enthält eben ALLE Stichwörter. (Auch das ist Phase One bewusst und wird sich wahrscheinlich in Zukunft ändern.)
Die Vorgangsweise für das Zuweisen von Stichwörtern ist daher, sie zunächst nur einem Bild zuzuweisen. Dann erscheinen sie im Filter-Werkzeug. Man kann danach ausgewählte Bilder auf den entsprechenden Eintrag im Filter-Werkzeug ziehen und dadurch einzelne Stichwörter (oder auch andere Daten) zuweisen.
Der Filter stellt aber immer nur Daten des ausgewählten Albums dar. Dadurch sieht man dort nur die Stichwörter, die schon innerhalb dieses Albums vergeben wurden. Einerseits ist das ein Vorteil, weil die Liste dann kürzer ist und nur relevante Informationen angezeigt werden (bei Urlaubsfotos aus Frankreich will ich ja gar keine Ortsnamen aus Spanien sehen). Andererseits kann man dadurch keine Stichwörter über Drag & Drop zuteilen, die noch nicht zugeteilt wurden.
Bei den Stichwörtern gibt’s noch einen Tipp, den ich aus Sascha Ernis Buch über Capture One habe.
Dort beschreibt er eine Methode, wie man Stichwortkataloge (die man ja auch käuflich erwerben kann) am Besten nach C1 importieren kann. Eine Möglichkeit ist, einem Bild ALLE Stichwörter zuzuordnen. Dadurch ist die ganze Stichworthierarchie verfügbar und erscheint auch in der Filterliste. Man kann dieses “Stichwörterbild” auch jederzeit in Alben, Sessions und anderen Katalogen referenzieren
Diese Arbeitsweise wird sich mit ziemlicher Sicherheit in Zukunft ändern. Phase One greift (hoffentlich) auf das Wissen von Media Pro zurück und implementiert mehr von den dort verfügbaren Funktionen auch in Capture One.
Wie heisst es: Die Hoffnung stirbt zuletzt! Wann hat PO MediaPro gekauft? Ist doch schon etliche Jahre her.