Kamera

Pentax K-1 zu Besuch – Meine Eindrücke

Pferde im Sonnenuntergang auf der Weide
Sonnenuntergang auf der Weide

Es hatte etwas länger gedauert aber endlich war es soweit – Ich bekam über einen sehr freundlichen Kontakt bei Pentax eine K-1 für ein paar Wochen zum Ausprobieren. Im Paket lag auch gleich ein mächtiges 24-70mm f⁄2.8 Objektiv. Ich schaffte es in dieser Zeit leider nicht zu einem Kunden-Shooting mit der Kamera, konnte sie aber zu einem Rundflug mit in die Luft nehmen, fotografierte Sterne und die Milchstraße, ließ ein paar Pferde vors Objektiv grasen und konnte, wenn auch nur ganz kurz, die Video-Funktion ansehen.

Die Pentax K-1 – Ich war mit ihr in der Luft, im Wald, auf der Weide, auf der Insel und habe Sterne damit fotografiert
Die Pentax K-1 – Ich war mit ihr in der Luft, im Wald, auf der Weide, auf der Insel und habe Sterne damit fotografiert

Warum war ich überhaupt so gierig darauf diese Kamera auszuprobieren? Was sollte das Besondere an der K-1 sein? Ganz einfach:

35mm-Sensor, also Kleinbild- oder Vollformat zu einem sehr verlockenden Preis – zum Zeitpunkt dieses Beitrags lag der Preis bei rund 2100 Euro, vereinzelt auch bei unter 2000 Euro. Für dieses Geld bot die Pentax K-1 ein Klapp-Schwenk-Display, ein wetterfestes Gehäuse, GPS, Wifi und eine Bildstabilisierung mit beweglichem 36-Megapixel-Sensor, der auch für einige andere Tricks genutzt wird.

Ein fettes Paket zum fairen Preis. Meine Überlegung war, den Canon-Pfad zu verlassen und für dieses 35mm-Format auf Pentax zu wechseln. Ist diese Idee aufgegangen? Schauen wir mal wink

Blick aufs Gehäuse

Pentax K-1 von oben – Viele Einstellräder
Pentax K-1 von oben – Viele Einstellräder

Das Gehäuse der K-1 ist kleiner als das einer Canon EOS 5D, was nicht für jeden einen Vorteil bedeutet. Der Griff an der rechten Seite ist zwar ordentlich dimensioniert, für meine Hände aber schon knapp bemessen. Auch der Platz zwischen Objektiv und Fingern am Griff kann knapp werden – für mich war dies nicht das Problem, eher hätte der Griff etwas dicker sein können.

Am Ende gewöhnt man sich aber nach einigen Tagen daran wenn die Hände nicht zu groß sind. Genau wie an die Position der Einstellräder. Das vordere Rad fand ich nach einiger Gewöhnung intuitiv – anfangs landete mein Zeigefinger immer auf dem Schieber zum Ein-/Ausschalten, das hintere hatte mein Daumen aber auch nach mehreren Tagen nicht immer sofort gefunden, es liegt recht weit nach links versetzt. Am Ende aber auch nur eine Frage der Gewöhnung, bei der Olympus OM-D E-M1 liegt das Rad über dem AF-Knopf, bei der Canon EOS 5D als großes Daumenrad darunter.

Ein drittes, deutlich schwergängigeres Rad, kann ebenfalls mit dem Daumen erreicht werden. Welche Funktion hiermit eingestellt wird, lässt sich mit einem weiteren Rad konfigurieren. Ich hatte hier in der Regel den ISO-Wert drauf liegen.

Pentax K-1 – Griff und doppelter SD-Karten-Slot, der beleuchtet werden kann
Pentax K-1 – Griff und doppelter SD-Karten-Slot, der beleuchtet werden kann

Der Auslöser war leicht erreichbar und hatte gute Druckpunkte. Den Fokus legte ich auf die AF-Taste auf der Rückseite – Fokus mit dem Daumen – der direkt neben der Belichtungsspeicher-Taste lag.

Zwei Funktionstasten und ein Steuerkreuz waren neben weiteren Tasten für Wiedergabe, Menü, Informationen, Autofokus-Modus und anderes verfügbar und einige Tasten ließen sich über das Menü konfigurieren. Auch die Drehrichtung der Einstellräder ließ sich ändern genau wie die Belegung der Räder pro Foto-Modus.

Es gab ein kleines LC-Display mit den wichtigsten Funktionen. Die Kamera hatte zwei SD-Karten-Slots und einige Möglichkeiten der Beleuchtung. Schauen wir uns mal einige Details genauer an.

Die Details

Das kleine Display

Oben rechts befand sich ein kleines LC-Display mit den wichtigsten Informationen, das über eine kleine Taste auch beleuchtet werden konnte. Gerade bei der Arbeit in der Nacht ist es hilfreich, wenn man nicht immer das große Display benötigt, weil es doch blenden kann – auch wenn man die Helligkeit des hinteren Displays sehr schnell über eine Taste am Steuerkreuz einstellen konnte, sehr praktisch!

In der Praxis habe ich am Ende doch viele Informationen in diesem Display vermisst. Belichtungsmethode, Autofokus-Modus, Bracketing und andere Dinge wurden auf dem kleinen Display nicht gezeigt. Auch das große Display zeigte diese Informationen nicht zwingend an, abhängig davon wie die Anzeige des Displays gerade konfiguriert war. Die meisten Informationen sah man zwar bei einem Blick in den Sucher, irritiert war ich dennoch das ein oder andere Mal.

Das große Display und das Steuerkreuz

Das Steuerkreuz ist mit festen Funktionen belegt. Die untere Taste kann als Fx2-Taste umkonfiguriert werden
Das Steuerkreuz ist mit festen Funktionen belegt. Die untere Taste kann als Fx2-Taste umkonfiguriert werden

Es ist kein Touchscreen. Punkt. Ansonsten fand ich die Anzeige im Display zwar technisch aber übersichtlich. Das Menü ließ sich darüber gut ablesen und bedienen und während des fotografierens konnte man mit einem Klick auf die OK-Taste schnell eine Übersicht von Einstellungen bekommen, die man dann über das Steuerkreuz oder mit den Einstellrädern erreichen und ändern konnte. Gut fand ich die Möglichkeit, die Funktionen in diesem Übersichtsmenü umsortieren zu können. So konnte ich für mich wichtige Funktionen nach vorne stellen. Ich konnte unwichtiges auch komplett aus dem Menü entfernen, um es übersichtlicher zu gestalten.

Drückte man nicht den OK-Knopf in der Mitte des Steuerkreuzes sondern eine der Richtungstasten, kam man direkt an wichtige Einstellungen wie den Bildmodus, die Display-Helligkeit, den Weißabgleich und Auslösemodus – Diese Funktionen ließen sich allerdings, bis auf die untere Taste, nicht konfigurieren.

Man konnte außerdem einstellen, was das Display denn zeigen sollte. Man hatte zum Beispiel die Wahl zwischen einer Anzeige mit Histogram, einer klassischen Informations-Überlagerungs-Anzeige, einer Wasserwaage oder man konnte es komplett ausschalten. Mit diesen Optionen wurde ich nicht so recht warm. Eine große Wasserwaage ohne andere Informationen? Die Wasserwaagen kann ich doch auch in der Information-Überlagerung sehen, warum auf das Bild verzichten? Ähnliches gilt für das Histogram. Diese Bildschirm-Ansicht-Einstellungen habe ich nicht so richtig verstanden, es wird aber sicher Anwender geben, die genau das haben wollten, sonst gäbe es das wohl nicht.

Slots und Beleuchtung

Sehr gut fand ich die zwei SD-Karten-Slots. Ich selbst habe zwar noch nie ein Foto wegen einer defekten Speicherkarte verloren, ich weiß aber, dass diese Karten eine begrenzte Lebensdauer haben. Wer mit der Fotografie sein Geld verdient, der möchte unter keinen Umständen Fotos eines Auftrags verlieren – man stelle sich mal vor, bei einer Hochzeitsreportage geht ausgerechnet die Karte mit den Paar-Fotos kaputt…

Zwei Karten im Gehäuse haben sich daher als Standard bei vielen Profis etabliert. Wie bei anderen Herstellern kann man auch bei der K-1 einstellen, wie diese Karten genutzt werden sollen. Man kann einfach jede Aufnahme auf beiden Karten speichern, als Backup, oder man lässt die RAW-Daten auf eine Karte und die JPG-Dateien auf die andere speichern.

Besonders gelungen fand ich es, dass das Kartenfach beleuchtet werden konnte! Über das Menü konnte ich verschiedene Bereiche beleuchten lassen wenn ich die Licht-Taste oben neben dem Display drückte. Neben dem Display und diesen Speicherkartenfächern konnte ich auch den Bajonett-Bereich beleuchten lassen, sehr praktisch um bei Dunkelheit Objektive zu wechseln.

Pentax K-1 Rückseite. Das große Display hat zum Gehäuse hin LED-Licht um die Bedienelemente beleuchten zu können, wenn man es herauszieht
Pentax K-1 Rückseite. Das große Display hat zum Gehäuse hin LED-Licht um die Bedienelemente beleuchten zu können, wenn man es herauszieht

Die Tasten selbst sind leider nicht beleuchtet, zumindest für die Rückseitigen Elemente gibt es aber eine Lösung: Auf der Rückseite des hinteren Displays sind vier LED verbaut die auf Wunsch leuchten können. Zog ich das Display nun heraus, hatte ich einen kleinen Scheinwerfer, der die Rückseite beleuchtete. So konnte ich auch mitten in der Nacht die Bedienelemente finden, solange mir die Kamera noch nicht 100%ig vertraut war.

Buttons konfigurieren

Es gab zwei Funktionstasten die man über das Menü konfigurieren konnte – nicht zu verwechseln mit “frei belegen”. Die Möglichkeiten fand ich recht eingeschränkt. Für beide Fx-Tasten stand jeweils eine der folgenden Funktionen zur Verfügung:

  • Dateiformat vorübergehend ändern
  • Helligkeit des Monitors anpassen
  • Blitzmodus einstellen
  • Pixel-Shift-Auflösung ändern
  • SR-Funktion ein-/ausschalten (Bildstabilisator)
  • Horizontkorrektur ein-/ausschalten
  • Wasserwaage ein-/ausschalten

Das war’s. Die Kamera hat so viele Möglichkeiten, ich kann nur hoffen, dass spätere Firmware-Updates diese Auswahl erweitern. Was ich praktisch gefunden hätte:

  • Direkter Zugriff auf einen manuellen Weißabgleich. Taste drücken, Foto von Graukarte machen, fertig.
  • Direkter Zugriff auf den Intervalometer für automatische Serien-Aufnahmen z. B. für Gruppenfotos oder Zeitraffer
  • Mehrfachbelichtung auf eine Fx-Taste legen
  • …wenn ich länger nachdenke, fallen mir noch mehr Funktionen ein, die sinnvoll für so eine Ein-Knopf-Bedienung sein könnten

Den AF-Knopf auf der Rückseite kann man sich auch unterschiedlich konfigurieren, allerdings nur bezüglich des Autofokus-Modus. Möchte man mit dem Daumen fokussieren? Vielleicht sogar ausschließlich, so wie ich es bevorzuge? Lässt sich einstellen.

Autofokus, Belichtungsmessung und Verwirrungen

Die Firmware hat aber hier und da noch ein paar Ecken und Kanten. Ich hatte die Kamera so eingestellt, dass ich ausschließlich mit dem Daumen auf der AF-Taste fokussierte – Back-Button-Focus, sehr praktisch wie ich finde. Der halb durchgedrückte Auslöser startete nun nur noch die Belichtungsmessung, ließ den Fokus aber in Ruhe.

Interessanterweise ignorierte die Kamera diese Einstellung bei der Funktion für den manuellen Weißabgleich. Wollte ich einen Weißabgleich von einer Graukarte machen, versuchte die Kamera plötzlich wieder zu fokussieren als ich den Auslöser halb durchdrückte. Blöd, denn ausgerechnet bei dieser Funktion ist der Autofokus nicht erwünscht weil er auf einer Graukarte nichts zum Fokussieren finden wird wink

Dieses Problem hatte ich auch mit der aktuellen Firmware V1.2 und habe es natürlich an Pentax gemeldet. Meiner Meinung nach sollte so eine Fokuseinstellung immer und überall gelten.

Im Zusammenhang mit dem Back-Button-Focus fand ich auch die Belichtungsmessung irritierend. Bei meiner Canon und meiner Olympus funktioniert das wie folgt:

  • Drücke ich den Auslöser halb durch, wir die Belichtung einmalig gemessen und dann solange gespeichert, wie ich den Auslöser halb gedrückt halte.
  • Lasse ich den Auslöser wieder los, kann ich eine neue Messung starten.
  • Das ermöglicht folgendes Vorgehen: Kamera mit Spot-Messung auf eine Fläche im Hintergrund zielen, Auslöser halb drücken um die Belichtung zu speichern. Nun auf das Motiv schwenken und mit dem Daumen fokossieren. Jetzt ggf. noch den Bildausschnitt schwenken und Auslöser voll durchdrücken.

Das klappte mit der Pentax K-1 so nicht. Warum? Weil der halb durchgedrückte Auslöser die Belichtungsmessung startete und solange kontinuierlich gemessen hatte! Sobald ich also die Kamera auf einen neuen Ausschnitt schwenkte, hatte ich eine neue Belichtungsmessung. Um die gewohnte Arbeitsweise zu bekommen, musste ich nach der Belichtungsmessung die AE-L-Taste auf der Rückseite drücken, um die Belichtung dauerhaft zu speichern.

Ich mag mich irren, habe aber den Verdacht, dass die Nutzung des Daumen-Fokus bei Pentax noch nicht so intensiv genutzt wurde smile Das Verhalten ließe sich vermutlich einfach per Firmware-Update ändern oder man könnte eine neue Funktion im Menü einführen um das Verhalten der Belichtungsmessung entsprechend konfigurieren zu können. Derzeit geht das aber nicht.

Pentax ist allerdings durchaus am Ball. Ich bekam die Kamera mit Firmware V1.0 und hatte dabei mindestens einen sehr merkwürdigen Fehler – Bei einer bestimmten Fokus-Art, im Av-Modus, wenn die Kamera schräg nach unten gehalten wurde, kam die Belichtungsmessung komplett durcheinander smile Mit V1.2 war dieses Problem nicht reproduzierbar.

Nachtaufnahme gegen das Licht. Das 24-70⁄2.8 hat hier keine Probleme
Nachtaufnahme gegen das Licht. Das 24-70⁄2.8 hat hier keine Probleme

Allerdings hatte ich zweimal den Fall, dass ich die Blende nicht bis f⁄2.8 öffnen konnte, sie hing bei f⁄3.5 – Ob es sich hierbei um ein Problem mit dem Objektiv handelte oder ob das auch ein Firmware-Fehler war, kann ich nicht sagen. Ich konnte dieses Verhalten auch nicht auf Kommando reproduzieren. Beim ersten Mal schaltete ich die Kamera aus und und wieder ein. Beim zweiten Mal wollte ich genauer erforschen was da klemmen könnte als sich das Problem plötzlich von selbst löste.

Astrotracking

Darauf war ich gespannt und ich konnte es glücklicherweise am letzten Wochenende ausprobieren. Worum geht es?

Der Sensor ist in der Kamera um 5 Achsen beweglich gelagert um Zittern auszugleichen. Das hilft um scharfe Fotos bei längeren Brennweiten oder längeren Belichtungszeiten bekommen.

Pentax nutzt diese Beweglichkeit aber noch für andere Dinge – zum Beispiel um den Sensor langsam zu bewegen um die Erdrotation auszugleichen. Das Ergebnis: Sterne können bis zu 5 Minuten belichtet werden ohne Sternenspuren zu bekommen. Zumindest fast.

Milchstraße. 3 Minuten Belichtung (fast) ohne Sternenspuren
Milchstraße. 3 Minuten Belichtung (fast) ohne Sternenspuren

Voraussetzung dafür ist ein GPS-Fix des eingebauten GPS-Moduls. Außerdem muss der Kompass kalibriert werden, was durch rotieren der Kamera um alle Achsen geschieht. Für das Astrotracking gibt es extra nochmal eine Feinjustierung des Kompasses und diese sollte man wirklich jedesmal vornehmen, wenn man den Standort oder die Position vom Klappdisplay ändert etc. Je genauer die Kamera weiß wo sie steht und wohin sie schaut, desto besser funktioniert das Tracking.

Kurzer Exkurs:

Normalerweise benötigt man für Sternenfotos ein lichtstarkes Objektiv und hohe ISO-Werte um bei möglichst kurzen Belichtungszeiten arbeiten zu können um Sternenspuren zu vermeiden. Selbst bei 24mm Brennweite werden bei 30 Sekunden kurze Sternenspuren sichtbar.

Auch wenn man Sternenspuren haben möchte, sind diese Voraussetzungen vorhanden, wenn man nicht nur die hellsten Sterne als Spur sehen möchte. Während die Sterne über den Sensor wandern, haben sie nur eine Begrenzte Zeit ihr Licht auf die Pixel zu werfen. Bei ISO 100 und f⁄4.0 kann man also auch 15 Minuten belichten und hat trotzdem nur wenige Sterne als Spuren im Bild, weil die schwach leuchtenden Sterne nicht wahrgenommen werden.

Mit dem Astrotracking war ich als Laie in der Lage, bei ISO 100 und f⁄2.8 Sterne fast ohne Spuren zu fotografieren, indem ich 2 Minuten lang belichtete. Durch den nachgeführten Sensor hatten also auch die schwach leuchtenden Sterne 2 Minuten lang Zeit die Pixel zu belichten. Dieselbe Belichtung wäre bei ISO 800 mit 15 Sekunden möglich gewesen, die Aufnahme mit ISO 100 hat aber weniger Rauschen.

Ich steigerte das Ganze dann auf 3 Minuten bei ISO 200 um die Milchstraße einzufangen. Um diese Aufnahme in 15 Sekunden zu schaffen, hätte es schon ISO 3200 benötigt (dann ca. 11 Sekunden) Am Ende fehlten mir Erfahrung und Geduld um bis ans Limit von 5 Minuten zu gehen. Die Umgebung war auch nicht wirklich stockdunkel so dass längere Belichtungszeiten auch den Hintergrund sehr hell werden ließ. Das Potential war aber klar zu erkennen.

3 Minuten Belichtung nahezu ohne Sternenspuren.
3 Minuten Belichtung nahezu ohne Sternenspuren.

Nach Analyse der Bilder vermute ich allerdings einen Haken an dieser Funktion:

Der Sensor muss gedreht werden um die Rotation auszugleichen. Ich vermute aber, dass sich der Sensor nur exakt um die eigene Mitte drehen kann – diese Rotation ist ja dazu gedacht, ein rotieren des Bildes beim Verwackeln zu kompensieren. Würde ich die Kamera nun direkt auf den Polarstern ausrichten, sollte die Nachführung perfekt funktionieren. Nun hielt ich die Kamera aber irgendwo in den Nachthimmel und nach meinem Verständnis müsste sich dies auf die Rotationsachse auswirken, was der Sensor aber vermutlich nicht leisten kann.

Das Ergebnis waren daher keine perfekten Sternenpunkte sondern, je nach Position im Bild unterschiedlich kurze Sternenspuren. Das wäre zu erklären, wenn sich der Sensor nur um die Mittelachse drehen kann. Die Winkelgeschwindigkeiten der Sterne sind dann z. B. am Bildrand höher als in der Bildmitte. Bis zu einem Gewissen Grad wird die Pentax das über die horizontale und vertikale Verschiebung kompensieren können, ich vermute aber, dass es hier doch klare Grenzen gibt.

Eine andere Erklärung wäre, dass der Kompass einfach nicht exakt genug funktioniert um wirklich immer über das gesamte Bild eine perfekte Nachführung zu gewährleisten.

Nochmal 3 Minuten Sterne…
Nochmal 3 Minuten Sterne…

Das Astrotracking ersetzt also keine teuren Montierungen, ermöglicht aber Laien und Gelegenheits-Sternen-Knipsern ganz neue Einblicke in den Sternenhimmel. Mit dieser Kamera hat man ein einfaches Tracking immer dabei. Es mag nicht perfekt sein, macht aber einen gewaltigen Unterschied!

30 Sekunden ohne Tracking. Bei 24mm am Limit. Erste Sternenspuren werden deutlich sichtbar
30 Sekunden ohne Tracking. Bei 24mm am Limit. Erste Sternenspuren werden deutlich sichtbar

Bildstabilisator

Eine technische Ausstattung, die ich bei meiner Olympus lieben gelernt habe smile Der Sensor gleicht Zittern und Wackeln aus und sorgt so für eine größere Ausbeute an scharfen Fotos. Der Sensor in der Pentax K-1 ist in 5 Achsen beweglich (rauf/runter + links/rechts + kippen horizontal + kippen vertikal + rotieren)

Das klingt nach derselben Stabilisierung wie bei einer Olympus OM-D, ist aber nicht vergleichbar. Die Stabilisierung der Pentax K-1 funktioniert gut, ist meiner Meinung nach aber schlechter als bei Olympus. Vermutlich liegt das an dem deutlich größeren Sensor! Die Olympus muss mit ihrem mFT-Sensor viel weniger Material bewegen als die K-1 mit ihrem 35mm-Sensor.

Ebenfalls logisch aber trotzdem zu erwähnen: Das Sucherbild der Spiegelreflex-Kamera wird natürlich nicht stabilisiert. Wer also mit einem langen Tele durch die K-1 schaut, der wird kein ruhigeres Bild bekommen. Erst im Live-View auf dem Monitor kann man den Effekt erkennen. Wie gesagt, völlig klar weil ja der Sensor bewegt wird und nicht der Spiegel für das Sucherbild. Wenn man aber über ein Jahr lang nur mit spiegellosen Kameras gearbeitet hat, ist das durchaus bemerkbar.

Im Video-Modus fällt dann auf, dass die Stabilisierung durchaus vorhanden aber nicht auf dem Niveau einer OM-D ist. Für eine möglichst ruhige Totale aus der Hand völlig in Ordnung, sobald man sich aber selbst bewegt ersetzt der Sensor keine Gimbal-Lösungen.

Im Video-Modus irritierte mich außerdem, dass ich trotz M-Modus während der Aufnahme nicht die Blende verstellen konnte. Ich musste die Aufnahme erst stoppen, dann die Blende verstellen, dann die Aufnahme wieder starten. Bei Zeitvorwahl, ich stellte die Kamera auf 1⁄30 Sekunde bei einem Video mit 30fps, wählte die Kamera dagegen die Blende automatisch und passte sich auch den Lichtverhältnissen an, wobei sie aber eher konservativ vorging. Ich fand keine Möglichkeit die Belichtung extremer anzupassen.

Ich hatte wirklich nur sehr wenig Zeit um mir den Video-Modus anzusehen, daher sage ich nur mit Vorsicht, dass dieser Modus sehr rudimentär wirkte.

Schlussgedanken

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Nun ist die Kamera wieder zurück geschickt und ich hatte ein paar Tage Zeit über alles nachzudenken.

Werde ich sie mir kaufen? Nein. Das war mir tatsächlich schon nach den ersten Tagen klar. Ich hatte wirklich gehofft, dass mich die Pentax überzeugen würde, Preis/Leistung schienen herausragend zu sein. Was lief schief? Eigentlich nichts, sie passte einfach nicht zu mir.

Ich sage es immer wieder wenn ich gefragt werde: Nimm die Kamera in die Hand, schau durch den Sucher, bediene sie. Fühlt sie sich in DEINEN Händen gut an? Verstehst Du sie? Dann passt ihr zusammen. Ansonsten eben nicht.

Die K-1 und ich passen offenbar nicht ganz zusammen. Nur mal ein paar Beispiele, Bedienungen und Dinge, mit denen ich auch nach 3 Wochen nicht klar kam:

  • Der Griff. Ja ich war ohne Gurt unterwegs und musste so immer halten. Und ja, das 24-70⁄2.8 ist schwer. Das ist alles ein Grund, warum die Kamera anstrengend zu tragen war. Meine rechte Hand verkrampfte sich aber auch sonst immer wieder. Bei der OM-D E-M1 ist das bei längerer Nutzung auch so, hier habe ich es aber wegen der extrem kompakten Maße in Kauf genommen. Die K-1 ist Vollformat mit dicken Objektiven, hier hätte ich es gerne etwas bequemer.
  • Autofokus vom Auslöser getrennt funktioniert. Allerdings speichert der halb gedrückte Auslöser die Belichtung nicht sondern misst permanent so dass ich immer zusätzlich die AE-L-Taste bemühen musste. Das kenne ich weder von Canon noch von Olympus und es hat mich wirklich gestört.
  • Autofokus Geschwindigkeit. Die K-1 ist nicht wirklich schnell beim Fokussieren. Schnelle Bewegungen fand ich schwierig spontan zu erfassen und habe das dann auch nicht mehr gemacht. Gefühlt war der Autofokus nur bei statischen Motiven besser bzw. schneller als bei der Olympus. Das fand ich schade.
  • Die Bedienung im Bereich Autofokus wirkte für mich undurchsichtig. Am Gehäuse vorne links gibt es einen Umschalten für AF und MF. Darüber eine Taste für den AF-Mode – gemeint ist hier, ob man mit zentralem Fokuspunkt, einem beliebigen Fokus-Punkt oder ein Gruppe von Fokuspunkten arbeiten möchte. Über das Display-Menü kann man im AF noch zwischen AF-S (single) oder AF-C (continous) wählen. Mehr als einmal war ich im Menü und suchte verzweifelt den Eintrag um den AF zu aktivieren oder zu deaktivieren, bis mir einfiel, dass es dafür einen Umschalter am Gehäuse gab.
  • Warum gibt es über AF-Mode die Möglichkeit zwischen “zentralem Fokuspunkt” und “wählbarem Fokuspunkt” zu unterscheiden, wobei man bei letzterem ja auch den zentralen Punkt wählen kann? Das wurde mir schnell klar: Bei wählbarem Fokuspunkt, oder wählbaren Gruppe von Fokuspunkten, kann das Steuerkreuz genutzt werden um den Punkt zu wählen. Allerdings liegen auf dem Steuerkreuz auch wichtige Funktionen, es ist also doppelt belegt! Mit einer zusätzlichen Taste über dem Steuerkreuz schaltet man die Belegung um. Einmal drücken und man kann den Fokuspunkt verschieben. Nochmal drücken und man hat die Schnellzugriff-Funktionen auf den Tasten. Das war für mich extrem verwirrend denn man sieht der Kamera nicht an, in welchem Modus das Steuerkreuz gerade ist. So habe ich ständig versehentlich den Fokuspunkt verschoben weil ich eigentlich eine Funktion aufrufen wollte. Oder ich schaute durch den Sucher während ich den Fokuspunkt verschieben wollte doch es tat sich nichts, weil ich am Display stattdessen eine Funktion aufrief.
  • Das dritte Wahlrad kann mit der Bracketing-Funktion belegt werden. Schnell mal drehen und man hat z. B. eine 3er-Serie eingestellt. Das bleibt natürlich auch dann eingestellt, wenn man das dritte Rad mit einer anderen Funktion belegt. Im Prinzip gut, muss man nur verinnerlichen. Aber warum kann ich das Bracketing mit dem Rad nicht wieder ausschalten? Dafür musste ich ins Display-Menü gehen. Das erschien mir unlogisch.
  • Im Live-View war die Bedienung teils anders. Ich hätte es alles aufschreiben sollen, so sind es nur wage Erinnerungen. Es war einfach so, dass sich Tasten im Live-View anders verhielten und gewohnte Wege plötzlich nicht verfügbar waren. Vielleicht ist das so, vielleicht habe ich etwas nicht verstanden. Ich habe noch im Hinterkopf, dass das Steuerkreuz sich anders verhielt, ich kann es leider nicht mehr genau beschreiben.
Das 24-70⁄2.8 direkt in die Sonne gehalten – Endlich war ein kleiner Lens-Flare zu provozieren :) Das Objektiv ist zu gut
Das 24-70⁄2.8 direkt in die Sonne gehalten – Endlich war ein kleiner Lens-Flare zu provozieren smile Das Objektiv ist zu gut

Das alles konnte ich jetzt aus dem Kopf beschreiben und das bedeutet – leider – dass die K-1 und ich nicht zusammen passen. Das Gehäuse wird Pentax sicher nicht gravierend ändern, die Bedienung könnte aber durch Firmware-Updates durchaus noch gewinnen. Wer weiß, vielleicht kann mich eine spätere Version überzeugen?

Die Bildqualität ist durchaus beeindruckend. Der Fokus mag nicht der schnellste sein aber er ist präzise. Die Kamera kann eine Menge toller Dinge, die ich gar nicht ausprobiert habe weil meine Zeit etwas knapp war.

  • So kann sie Bilder in voller Farbauflösung schießen indem sie mehrere Aufnahmen mit leicht versetztem Sensor schießt.
  • Ich nehme an für die Auto-ISO-Funktion sind die zusätzlichen Aufnahme-Modi wie Sv und TAv gedacht?
  • Die K-1 bietet satte 5 Benutzereinstellungen die man per Wahlrad abrufen kann. Ob man sich so ein Astro-Setting, ein Portrait-Setting, ein Automatik-Setting, ein Video-Setting, … abspeichern kann?
  • WLAN zur Steuerung und Übertragung ist eingebaut

Die 36 Megapixel sind auch etwas, was ich einfach nicht benötige. Kaum eine RAW-Datei war unter 50 Megabyte groß, eher deutlich darüber. Das kostet mehr Zeit beim Übertragen auf den Computer, mehr Platz auf der SSD, die Berechnung der Vorschaubilder dauert länger und so weiter.

Ich werde mich daran gewöhnen müssen, alle Hersteller werden mehr und mehr Auflösung liefern. Trotzdem ist das ein Punkt über den ich wirklich nachdenken musste. Meine Canon hat knapp 13 Megapixel, meine Olympus hat 16 Megapixel. Mit beiden drucke ich A3-Fotos, mit beiden habe ich für Kunden Schilder mit 1 Meter Länge und Banner mit 2,50 Meter erstellt. Die Auflösung der K-1 war und ist also kein Argument für mich.

Pentax K-1 – Tolle Bildqualität und Auflösung, gute Funktionen. Trotzdem konnte sie mich leider nicht überzeugen.
Pentax K-1 – Tolle Bildqualität und Auflösung, gute Funktionen. Trotzdem konnte sie mich leider nicht überzeugen.

Fazit

Ich halte die Pentax K-1 für eine sehr gute Kamera. Ich würde sie als eher technisch bezeichnen. Sie wirkt etwas zerklüftet, voller Einstellräder, Knöpfe und Hebel. Die Display-Mechanik ist einzigartig und unfassbar robust.

Ich hatte kein Makro-Objektiv. Dies hier ist ein extremer 8+ Megapixel Crop aus 36 Megapixeln
Ich hatte kein Makro-Objektiv. Dies hier ist ein extremer 8+ Megapixel Crop aus 36 Megapixeln

Es gibt Leica, die ich eher als emotionale Kamera verstehe, sehr reduziert, wenig Technik nach außen geführt. Es gibt Canon, die ich als pragmatisch einsortieren würde, aufgeräumt, nicht überladen, das wichtigste aber im Zugriff. Nikon hat für mich schon den Hang zur Technik mit vielen Knöpfen und Hebeln und die Pentax geht eher in diese Richtung oder darüber hinaus.

Ob einem die K-1 gefällt, ob man damit klar kommt, das muss jeder selbst heraus finden. Ich habe die Kamera auf zwei Workshops mehreren Teilnehmern gegeben. Einige waren direkt fasziniert und kamen klar, anderen ging es ähnlich wie mir und stolperten über die Form, Anordnung der Elemente oder die Bedienung.

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Ich werde für das 35mm-Format meine alte Canon 5D behalten, die neue Mark IV ist mir zu teuer. Die 5D liegt allerdings schon lange nur noch als Backup in der Fototasche, seit über 12 Monaten habe ich ausschließlich spiegellos gearbeitet und habe die Vorzüge lieben gelernt – und ich hasse die Einschränkungen im Bereich Autofokus wink Leider konnte mich genau hier die K-1 ebenfalls nicht überzeugen.

Eines ist aber klar: Sollte eine Pentax K-1 Mark II kommen, werde ich sie wieder sehr genau ansehen. Die Verarbeitung und Qualität ist einfach richtig gut. Vielleicht wird das mit uns ja noch was, auf den zweiten Blick smile

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6 Kommentare

  1. Danke Boris für deine Eindrücke.
    Sehr interessant und informativ.
    Obwohl sie vom Preis her sehr attraktiv ist hat sie doch ein paar Eigenarten die mich bei meiner 5DmII bleiben lassen :-)

    Gruß Jürgen!

  2. Danke für deine offenen Worte. Bin nun auch schon länger im Canon-Lager, aber halte immer die Augen offen nach den neuen Möglichkeiten.
    Gerade in den letzten Jahren hat sich sehr viel bewegt. Egal ob mit oder ohne Spiegel.
    Und so wie es derzeit aussieht, bleibt der Markt agil, denn die Kunden werden weniger, da immer mehr nur mehr mit dem Smartphone fotografieren und sich weder eine Digicam noch eine große Kamera zulegen. Was auch teilweise verständlich ist. Denn welche Kamera hat man immer dabei? Richtig, die im Smartphone.

    Für uns Fotografen ist das natürlich nur eine weitere Kamera in unserem Workflow. Das ist klar.

    Immer wieder schön zu lesen, auf welche Details du beim Testen so achtest.
    Keep up your good work!

  3. Huhu, danke für diesen Bericht.
    Zur Belichtungsmessung kann ich nur sagen, daß sich meine 5dm3 genauso verhält, soll heißen zum speichern muss ich die Sterntaste drücken.
    Ich weiß nicht ob das Standard ist, oder ob ich das so konfiguriert habe (habe sie gerade nicht zur Hand).
    Deine bevorzuge Einstellung hätte mich jedenfalls in die Irre geführt, eben alles Geschmacks und Gewöhnungssache.
    Sonnige Grüße aus Berlin.

    1. Tilo: Und Du hast den Fokus hinten auf die Daumentaste gelegt? Wenn ich bei der 5D Mark 1 den Fokus auf der Daumentaste habe (hier ist es die * Taste), dann wird die Belichtung gemessen wenn ich den Auslöser halb drücke UND dann solange gespeichert, wie ich den Auslöser halb gedrückt halte. Und das ist sehr gut :)

  4. Hallo Boris,
    danke für deine Kommentare – verstehe ich sehr gut. So ging es mir ca. 2005 (damals bislang analog Minolta) auch, als ich mich durch die verschieden Marken durchgequält hatte, um eine passende digitale DSLR zu finden. Bis heute sind mir Video und Sportaufnahmen egal, aber ich will einen verläßlichen Begleiter, der mir in die Hand passt, das Wetter nicht scheut, praktische Features mitbringt und Spass macht. So wurde es damals Pentax und ich hab’s bis heute nicht bereut. Beim Umstieg auf die K1 war alles wie gewohnt und erwartet. Mich ärgert eher, dass 2 Tasten -obwohl sinnvollerweise- vertauscht wurden und ich diesen Intelligenztest immer wieder vergeige.

    Also… 321 Happy Shooting
    Bernhard

    liebe Grüße aus Wien & ja,
    einen tollen Workshop im Juli

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