Software

Olympus, Lightroom und die Objektivkorrektur

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In meinem Newsletter biete ich Euch an mir Fragen zu stellen – Wo klemmt es bei Euch, was wolltet Ihr schon immer mal von mir oder über mich wissen? smile Ich kann bestimmt nicht alles beantworten aber oft machen mich die Fragen auch selbst neugierig. So geschehen bei dieser Frage von Stephan:

“Du hast ja jetzt auch eine schöne OMD EM 1. Ich bin im Besitz einer EM 10 und habe ein kleines Problem mit Lightroom.

Die Objektivkorrektur wird, falls das so stimmt, ja schon beim Import automatisch durchgeführt bei MFT-Objektiven. Jedoch kann ich das nicht so recht glauben bzw nachvollziehen.

Denn wenn ich mit meinem 17mm 1.8 Architektur oder Industriekultur Aufnahmen mache sind die Linien nicht richtig gerade trotzdem das die Kamera in Waage auf Stativ stand. Ja ich weiß, dass sowas nur mit einem Tilt-Objektiv 100% korrekt zu machen ist. Jedoch habe ich das mit meinen Nikkor Objektiven früher etwas besser empfunden. Hast du nen Tip oder weist wo es Profile dafür gibt?”

Ich hatte nun auch schon gelesen, dass Olympus die Korrektur-Daten neben den RAW-Daten in derselben Datei speichert, so dass entsprechende Programme diese nutzen können, um das Bild zu optimieren. Aber funktioniert das auch? Ich habe es mir mal angesehen.

Ein Wort vorweg zum Inhalt der E-Mail: Ein Tilt-Objektiv hilft bei schrägen Linien nicht, vermutlich meinte Stephan ein Shift-Objektiv. Mit einem Tilt-Objektiv kippt man die Schärfeebene, ein Shift-Objektiv verschiebt den Bildkreis in der Kamera. Letzteres führt dazu, dass man die Kamera exakt gerade auf ein Gebäude ausrichtet, den Bildkreis aber so verschiebt, dass man den oberen Teil des Gebäudes aufnehmen kann. Damit werden die stürzenden Linien vermieden.

Bei gebogenen Linien, die durch nicht perfekt korrigierte Objektive / Linsen entstehen, hilft weder ein Tilt noch ein Shift.

Adobe Lightroom hat seit einigen Versionen die Möglichkeit, Abbildungsfehler verschiedener Objektive automatisch zu korrigieren. Wie geht das?

Adobe hinterlegt dafür eine Fülle an Objektiv-Profilen. Diese Profile enthalten Informationen über die typischen Abbildungsfehler und entsprechende Korrekturanweisungen. So können Kissen- und Tonnenverzerrungen, Vignettierungen und Chromatische Aberrationen korrigiert werden – mit einem Knopfdruck – wenn das verwendete Objektiv bekannt ist. Steht das verwendete Objektiv nicht in den EXIF-Daten, kann man es manuell aus einer Liste wählen.

Außer man fotografiert mit dem Micro-Four-Third-System. Dann sieht das so aus:

Lightroom verwendet Korrekturdaten aus den RAW-Dateien
Lightroom verwendet Korrekturdaten aus den RAW-Dateien

Olympus – und soweit ich lesen konnte auch Panasonic – schreiben Korrekturdaten direkt in die RAW-Dateien. Ein RAW-Konverter kann diese Daten nun auslesen und entsprechende Korrekturen anwenden – Lightroom tut genau das. Abschalten kann man dies nicht – werden solche Profile in den RAW-Dateien gefunden, wendet Lightroom diese an, ein Vorher-Nachher-Vergleich ist also nicht möglich.

Ich stöberte ein wenig und fand Rawker, einen einfachen RAW-Konverter für OS-X. Hier werden die eingebetteten Korrekturdaten nicht verwendet. Hier mal ein Vergleich.

Beispiel 1

Olympus 12-50mm bei 12mm – Bearbeitet mit Lightroom.
Olympus 12-50mm bei 12mm – Bearbeitet mit Lightroom.
Olympus 12-50mm bei 12mm – Konvertiert mit Rawker
Olympus 12-50mm bei 12mm – Konvertiert mit Rawker

An den Häusern sieht man deutlich die Tonnenverzerrung in der Version die ich mit Rawker erstellt habe. Das rechte Gebäude wurde von Lightroom nahezu perfekt gerade gezogen. Das Linke hat weiterhin einen leichten Bogen.

Beispiel 2

Olympus 12-40mm bei 12mm – Entwickelt mit Lightroom
Olympus 12-40mm bei 12mm – Entwickelt mit Lightroom
Olympus 12-40mm bei 12mm – Entwickelt mit Rawker
Olympus 12-40mm bei 12mm – Entwickelt mit Rawker

Auch hier ist die Tonnenverzerrung deutlich zu sehen, wenn die Korrekturdaten ignoriert werden.

Ergebnis

Korrekturdaten sind ganz offensichtlich in den RAW-Dateien eingebettet und Lightroom nutz diese auch, ob man es möchte oder nicht. Ich musste allerdings schon etwas nach guten Beispielen suchen…

Entwickelt mit Lightroom. Dank Korrekturdaten sind die Linien gerade.
Entwickelt mit Lightroom. Dank Korrekturdaten sind die Linien gerade.

Bei Landschaften und Tieren fällt es nicht wirklich auf, ein getestetes 45mm f∕1.8 zeigte keine Auffälligkeiten genauso wenig wie mein 40-150mm f∕2.8. Auch das 12-40∕2.8 zeigt diese Verzerrungen nur bei 12mm bis vielleicht 14mm so deutlich, bei 40mm konnte ich kein deutliches Beispiel finden.

Mit Rawker entwickelt ohne Objektivkorrektur. Am linken Rand ist deutlich ein Bogen zu erkennen und die Linien verlaufen nicht wirklich gerade.
Mit Rawker entwickelt ohne Objektivkorrektur. Am linken Rand ist deutlich ein Bogen zu erkennen und die Linien verlaufen nicht wirklich gerade.

In einem Forum-Thread konnte ich lesen, dass Olympus wohl die Daten zur Korrektur von Verzeichnungen einbettet, nicht aber die Daten um chromatische Aberrationen zu korrigieren – Panasonic wiederum soll dieses tun. Dies deckt sich zumindest bei meiner E-M1 mit meinen Erfahrungen. Ich war verwundert, dass ich in einigen Fällen die typischen roten oder grünen Farbränder in den Bildern fand, wenn Olympus die Informationen zu deren Korrektur nicht in die RAW-Daten schreibt ist es aber kein Wunder. Schade eigentlich. Immerhin bietet Lightroom eine ganz gute Lösung mit der eigenen Funktion um diese Farbsäume zu beseitigen.

Hier noch ein weiterer Link – Über diesen wurde ich auf Rawker aufmerksam. Der User hat es dort auch mit einer Fliesen-Wand und weiteren Entwicklern probiert.

Welche RAW-Konverter benutzt Ihr und konntet Ihr zum Beispiel bei Panasonic schon beobachten, dass die Farbsäume automatisch korrigiert werden?


5 Kommentare

  1. MFT-Objektive scheinen “by design” überhaupt katastrophal korrigiert zu sein, die Hersteller verlassen sich da lieber auf die Software. In darktable ist ein Vorher-Nachher-Vergleich einfach durch Ein-/Ausschalten des Moduls “Objektivkorrektur” möglich. Ich hab das hier mal gezeigt:
    http://blog.bilddateien.de/artikel/2014-09-Objektivtests-und-Flaschenboeden-werden-die-Verzeichungswerte-korrekt-wiedergegeben.html
    (P.S.: darktable gibt’s für Linux und Mac)

    1. Ich würde eher sagen, dass die günstigen Objektive schlechter korrigiert sind als die teureren… Egal bei welchem Hersteller.
      Bei Dir das Kit-Objektiv zur E-P3. Ich konnte bei mir eine größere Verzerrung beim günstigeren 12-50 gegenüber dem 12-40 feststellen – Ich musste wirklich länger durch meine Bildersammlung wühlen um brauchbare Beispiele zu finden.

      Wenn ich mir dann z. B. ansehe, wie schlecht ein Canon 24-105/4 korrigiert ist… nun ja, dann kann ich keinen Hang zu Fehlern bei mFT erkennen – jedenfalls keinen größeren als bei anderen Herstellern ;)

      Das Sigma 12-24mm mk2 (für Vollformat) ist auch grausig verglichen mit dem 12-24mm mk1 (mein Exemplar ist extrem gut korrigiert)

      1. OK, mag sein, daß die inzwischen alle nachgelassen haben. Ich verwende im Nikon-System noch einige Objektive aus der Analog-Zeit, und da MUSSTEN die Teile einfach korrigiert sein, da gab’s keine “Nachpfuscherei” mittels Software.
        Ist auch gut so, denn Software-Korrekturen bringen Randabfall der Schärfe mit sich. Aber Software ist halt billiger als gute Hardware …
        Die ganz wenigen neuen Nikons, die ich mir geleistet habe, spielen eher im oberen Segment und da ist mir das eben noch nicht aufgefallen.

  2. Das ist interessant – in Lightroom habe ich bisher auch nur beobachtet, dass die Verzeichnung mit Hilfen von Korrekturdaten aus der Adobe-Datenbank entfernt werden kann (allerdings kenne ich nur Canon und Sony). Dass solche Daten auch schon im RAW-Bild gespeichert werden, habe ich mit dem Einsatz von Capture One bemerkt, hier hat man die Auswahl zwischen “Herstellerprofil” (=Korrektur aus dem RAW) oder der C1-Datenbank (natürlich jeweils nur falls das Objektiv der Kamera bzw. C1 bekannt ist). Ersteres scheint dann die selben Korrekturen vorzunehmen, wie beim OOC-JPEG.

    Was mir zusätzlich noch aufgefallen ist: die Ergebisse von Korrekturen zum Lichtabfall (Vignettierungskorrektur) sind sowohl bei C1 als auch bei Adobe sehr unterschiedlich und tendieren bei der Sony A7 eher dazu, die Ränder zu stark aufzuhellen. Ich vermute dass das daran liegt dass Objektive mit andern Kameras (z.B. der A7R, die zu mehr Vignettierung tendiert) eingemessen worden sind. Inwiefern Vollformat-Profile für APS-C Kameras verwendet werden, und wie der andere Bildbereich berücksichtigt wird, weiß ich auch nicht, ich habe bei der Canon 60D beobachtet dass Lightroom da Profile wie “Canon EF 50mm / Canon EOS 5Dmk3” verwendet.

  3. Bei mir liefert die Kombination E-M5, M.Zuiko 7-14/2.8 Pro und Lightroom CC hervorragende Ergebnisse, wobei ich fast nur Architektur fotografiere und noch nie Probleme mit Objektivverzerrungen, Vignettierung oder CA hatte. Die interne Korrektur scheint also sehr gut zu funktionieren.

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