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Nicht blenden lassen bei Crowdfunding

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Hier ist mal wieder ein Beispiel um zu zeigen, dass man einen wachen Blick bei Kickstarter behalten sollte: Monitor-Kalibrierung von Globell

Was passiert hier?

Globell nutzt eine bekannte Marke Meyer-Optik-Görlitz um Produkte zu vermarkten. In diesem Fall ein Gerät um ein Farbprofil für Monitore anzulegen.

Exakt solche Geräte gibt es bereits. Spyder von Datacolor und ColorMunki sind zwei Beispiele.

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GlobellColor ist also nur ein weiteres Gerät und natürlich möchte dieses Gerät alles richtig machen. Das englische Video, perfekt inszeniert mit professionellem Sprecher, führt in epischer Breite aus, dass die Farbdarstellung ein großes Problem sei und ein nicht kalibrierter Monitor Schuld an falschen Farben im Druck hat. GlobellColor will das Problem lösen und natürlich hilft dieses Produkt jedem.

Ist das denn so?

Im Prinzip stimmt das. Zeigt der Monitor falsche Farben an – was bei den meisten Geräten ab Werk der Fall ist – tappt man bei seiner Bildbearbeitung im dunklen. Man korrigiert Farbstiche die gar nicht vorhanden sind und baut so andere Farbstiche ein. Und natürlich mag man sich wundern, warum das Bild mit höherem Gelb- oder Rotanteil aus dem Drucker fällt als das schöne kühl blau-grüne Bild am Monitor.

Fakt ist: Ein Farbprofil für den Monitor ist sehr zu empfehlen. So weit gehe ich mit.

Aber ein profilierter oder gar kalibrierter Monitor sorgt noch lange nicht für einen Ausdruck mit identischen Farben! Um das zu erreichen, müssen auch Farbprofile für den eigenen Drucker angelegt werden und zwar für jede Papiersorte die man verwendet.

Jeder Drucker ist ab Werk ein wenig unterschiedlich. Papierhersteller bieten ICC-Profile für ihre Papiere und hoffentlich auch für verschiedene Drucker an. Diese zu verwenden ist auf jeden Fall besser als gar kein Profil zu verwenden. Dennoch kann auch damit ein Ausdruck desselben Bildes auf zwei gleichen Drucken unterschiedlich aussehen. Solltet Ihr Tinte von Drittanbietern verwenden, werden diese Profile schon gleich gar nicht oder weniger gut funktionieren.

Datacolor und ColorMunki bieten ebenfalls Geräte zum Profilieren von Druckern und Papieren an und um das zu erreichen, was in diesem Globell-Video gezeigt wird, ist dies meiner Meinung nach auch erforderlich – Wenn diese Profile für die genutzten Drucker nicht in einem Unternehmen zur Verfügung stehen sollten.

Ich sehe bei diesem Kickstarter-Projekt nicht, worin sich das Gerät von anderen Anbietern am Markt unterscheiden sollte. Es ist in meinen Augen ein “Me too” Produkt und man nutzt vermutlich Kickstarter nicht zur Finanzierung sondern zur Werbung.

So ein Unternehmen dürfte eine Finanzspritze von vielen Anwendern nicht nötig haben. Sie möchten auch nur $20.000 einsammeln und mir kann keiner erzählen, dass man dafür so ein Produkt entwickeln und produzieren kann. Ich gehe also davon aus, dass die Geräte im Grunde schon fertig sind und nur noch produziert werden müssen, falls überhaupt – andernfalls wäre es wohl kaum möglich bei einem Produkt schon im Herbst liefern zu wollen. Es ist Werbung und ein Abschätzen, wie viel Kundeninteresse es wohl gibt. Klar, kann man machen, den Zweck von Kickstarter und Alternativen habe ich aber immer anders verstanden.

Und warum kann man das trotzdem gut finden?

Wer so ein Gerät haben möchte, hat hier die Chance sehr günstig eines vorzubestellen – $99 bzw. $129 sind ein guter Preis. Im regulären Verkauf wird es viel teurer sein, laut Globell um $249.

Ihr solltet Euch nur klar sein, dass das Gerät, sollte es gut funktionieren, für ein verbindlicheres Bild am Monitor sorgen kann aber eben nicht zwangsläufig Eure Druck-Probleme lösen muss.


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