Analog Zubehör

Abenteuer Analog – Filme selbst entwickeln

Analog Filmentwicklung Starter-Set

Fotografieren macht Spaß. Analog fotografieren macht auch Spaß – man sieht nur nicht sofort was man eigentlich fotografiert hat, ob die Belichtung passte und ob man den richtigen Augenblick erwischt hat. Das sieht man erst, wenn der Film entwickelt ist – genau hier kommt häufig der Punkt, der zumindest mir keinen Spaß gemacht hat.

Normalerweise fährt man mit dem aufgerollten Film in die Stadt zu einem Fotohändler oder einer Drogerie, dort wird der Film eingetütet und angekreuzt was man haben möchte – nur Filmentwicklung oder auch Abzüge und wenn ja, was für welche – damit diese Tüte dann weg geschickt wird, mit etwas Glück noch in der selben Woche. Dann fährt man, frühestens eine Woche später, wieder in die Stadt um den Film abzuholen. Hat man Pech, ist er noch nicht da und man wiederholt die Prozedur.

Ich musste dieses Spiel bei meinem letzten Analog-Experiment mit Kleinbildfilm erleben und ich sage Euch, das wollte ich auf keinen Fall noch einmal machen.

Die Lösung: Filme selbst entwickeln. Das ist bei S/W-Filmen gar nicht so schwer und mit Rollfilmen ist alles noch viel leichter. Was Ihr dafür braucht und was ich mir gekauft habe, lest Ihr nach dem Klick

Film entwickeln in drei Schritten

Das Prinzip lässt sich ganz einfach herunter brechen auf drei einfache Schritte:

  1. Der Film muss eine gewisse Zeit in einem Entwickler-Bad liegen
  2. Dann wird er gespült um die Entwicklung zu stoppen
  3. Zum Schluss badet der Film in einem Fixierer, um alles zu stabilisieren

Der kleine Haken dabei ist nur, dass der Film während der gesamten Dauer dieser Prozedur kein Licht abbekommen darf. Aber keine Sorge, eine Dunkelkammer braucht man trotzdem nicht.

Es gibt nämlich lichtdichte Dosen, in die man den Film legen kann. Damit er nicht einfach lose da drin liegt und sich selbst berührt – das wäre schlecht, weil dann die Flüssigkeiten nicht überall dran kommen kan – gibt es Spulen auf die der Film gewickelt wird. Die Spule mit dem Film liegt dann in der Dose und dort hinein kann man dann bei Tageslicht die Flüssigkeiten kippen. Tolle Erfindung.

analoge Filmentwicklung - Jobo-Dose
Eine lichtdichte Dose und die Spule für den Film.

Um den Film bei Tageslicht auf die Spule zu bekommen, gibt es eine weitere tolle Erfindung namens Dunkelsack. Da legt man die Dose mit Spule und den aufgerollten Film hinein, verschließt alles, steckt die Arme rein und fummelt dann im dunkeln den Film auf die Spule und dann in die Dose.

Wir brauchen also…

Es kommen dann doch ein paar Dinge zusammen, die man für die Film-Entwicklung benötigt. Da wären:

  • Eine lichtdichte Entwickler-Dose, auch Jobo-Dose genannt.
  • Eine Spule für den Film. Es gibt Kunststoff-Spulen, die sich in der Breite verstellen lassen, so dass man sie für 35mm Filme genauso verwenden kann wie für 120er Rollfilme
  • Einen Dunkelsack, damit man bequem bei Tageslicht am Tisch arbeiten kann. Alternativ geht natürlich auch ein 100%ig abgedunkelter Raum.
  • Optional für das erste Mal: Ein Opfer-Film. Also ein Film, mit dem Ihr das Einspulen bei Sicht üben könnt. Der ist dann natürlich ruiniert und dient nur dazu die Handgriffe zu üben.
  • Entwickler-Flüssigkeit
  • Fixierer-Flüssigkeit
  • Zwei Kunststoff-Flaschen in verschiedenen Farben um Entwickler- und Fixierer-Mix aufzubewahren und nochmal verwenden zu können. Außerdem einen größeren Kunststoff-Behälter um verbrauchten Entwickler zu sammeln und zur Entsorgung geben zu können.
  • Ein Messbecher mit feiner Skala oder besser eine Mensur, um Flüssigkeiten möglichst genau abmessen zu können
  • Ein Thermometer um die Wassertemperatur zu ermitteln
  • Ein Trichter hilft beim Umfüllen der Flüssigkeiten
  • Eine Stoppuhr oder, ganz bequem, eine spezielle App für das Smartphone
  • Eine Abstreifzange oder fusselfreie, saugfähige Tücher um den fertigen Film vom Wasser zu befreien
  • Haken mit Klammern, alternativ Wäscheklammern, um den Film zum trocknen aufzuhängen
  • Eine Schnur oder ähnliches wie eine Wäscheleine, um den Film aufzuhängen
analog Filmentwicklung - Entwickler und Fixierer
Entwickler- & Fixierer gibt es diverse Marken, die alle etwas andere Rezepte erfordern, unterschiedlich lange haltbar sind und zu leicht anderen Ergebnissen führen können. Außerdem zwei Flaschen, um die angesetzten Mischungen wiederverwenden zu können

Im Grunde also nur zwei wichtige Flüssigkeiten und die Dose mit Spule, der Rest ist Zubehör-Kleinkram.

Starter-Sets

Ich hatte auf meinen Social-Media-Kanälen gefragt, ob mir jemand ein Starter-Set empfehlen könnte, damit ich nicht alles einzeln kaufen müsste und ich auch sicher nichts vergesse. Solche Starter-Sets gibt es in verschiedenen Ausstattungen zu unterschiedlichsten Preisen ab ca. 40 Euro bis fast 150 Euro.

Bei Fotoimpex gibt es ein Set um 40 Euro. Die Spule lässt sich verstellen und taugt so für Kleinbild genauso wie für 120er Rollfilm. Ein Wechselsack ist nicht dabei, dafür aber gleich zwei Spulen – Wenn Ihr Kleinbildfilme entwickeln möchtet, bekommt Ihr zwei Spulen auf einmal in die Dose. Klammern und Messbecher sind nicht enthalten, könnt Ihr aber natürlich aus Eurem Hausbestand nehmen – dann aber nicht mehr für Lebensmittel verwenden! Gut: Ein Opferfilm zum Üben ist dabei (Kleinbild).

Ich selbst wählte am Ende ein teureres Starter-Set von Spürsinn, inklusive Mensur, Trichter, Wechselsack, Klammern, etc., quasi das Rundum-Sorglos-Paket für um die 145 Euro (für Mittelformat; Die Spule lässt sich aber auch für Kleinbild einstellen). Das klingt erst mal sehr teuer, wenn ich aber die Menge an Flüssigkeiten mit dem Angebot von Fotoimpex vergleiche und dann noch Wechselsack, Klammern, etc dazu rechne, dann passt das schon. Außerdem sind gleich 5 Filme mit im Paket zum Fotografieren.

analoge Filmentwicklung - 120er Rollenfilm
Beim Starter-Set von Spürsinn waren fünf 120er Rollenfilme – Kodak Tri-X 400 – dabei… und ein Lolli

Etwas günstiger geht das bei Spürsinn auch ohne Wechselsack. Wenn Ihr also einen Raum absolut verdunkeln könnt, dann gibt es das Set schon für um 116 Euro.

Einzeln kaufen

Marco schickte mir eine umfangreiche E-Mail mit Links als Empfehlung zum Einzelkauf der Komponenten. Ich habe es nicht nachgerechnet, vermute aber, dass man dabei durchaus Geld sparen kann, wenn man die Zeit nicht mit einrechnet und wenn man nicht alles online kauft – viele Versandkosten könnten die Rechnung kaputt machen.

analoge Filmentwicklung - Messgefäße
Alles zum Messen – Eine Mensur, ein Trichter zum leichten Umfüllen und ein Thermometer

Ich fand die Mail aber so toll, dass ich Euch die Links unbedingt weitergeben möchte, auch wenn da einige sehr allgemeine eBay-Links dabei sind, kann es sicher dem einen oder anderen bei der Zusammenstellung helfen. Hier also ein Auszug aus Marcos E-Mail:

  • Filmwechselsack aus Textil (In Plastik wird es sehr warm!) ab 15 EUR
  • 2× 0,5 l Weithalsflasche via ebay bei Plasteelaste (5,88 für 2× 0,5l) für Entwickler / 1× 1l Weithalsflasche für den Fixierer

    (Hinweis: Beim Spürsinn-Entwickler reicht eine kleine Flasche für die Mischung und eine weitere für den Abfall – Bei Kodak oder Ilford-Entwickler sind 1l Flaschen praktisch. Diese Entwickler halten sich aber nicht so lange!)

  • 2× 1l Messbecher für 1 EUR aus dem Baumarkt oder Wühltisch

  • Trichter aus dem Wühltisch für 1 EUR

  • Laborthermometer ca. 6 EUR

  • Jobo Dose für 1 Film 35mm oder besser für 2 Filme 35mm/1 Rollfilm – oder bei ebay ca 30 EUR

  • Präzisionsmensur (gebraucht 5 EUR bis 29 EUR bei Spürsinn oder bei eBay)

  • Entwickler SAM von Spürsinn 10 EUR

  • Fixierer von Spürsinn 7,50 EUR

  • Pergamin-Negativhüllen für Kleinbild – mit DIN Heftrand

Rechnet es Euch aus. Wenn Ihr bestimmte Komponenten schon habt, dann kann es sinnvoll sein, sich den Rest einzeln zu holen. Wenn Ihr, wie ich, komplett neu startet, dann spart so ein Komplett-Set sehr viel Zeit.

analoge Filmentwicklung - Klammern und Abstreifer
Spezielle Filmklammern um den fertigen Film zum Trocknen aufzuhängen. Normale Klammern oder ähnliches funktionieren auch. Mit der Abstreifzange zieht man Wasser vom Film – und, wenn sie nicht 100%ig Staubfrei ist, evtl. auch einen Kratzer über den ganzen Film

Ausblick

Ich habe das Set inzwischen schon verwendet. In einem der nächsten Beiträge schildere ich Euch, wie das bei mir funktioniert hat, welche iPhone-App ich verwendet habe und zeige Euch die ersten Ergebnisse smile

Bis dahin interessieren mich natürlich Eure Erfahrung. Entwickelt Ihr selbst Filme? Welches Format? Habt Ihr ein Set oder Einzelkomponenten gewählt?


11 Kommentare

  1. Ich persönlich habe erst vor ein paar Monaten wieder angefangen, hin und wieder die analoge SLR rauszuholen und den ein oder anderen Film zu verknipsen.

    Selbst entwickelt habe ich nur einmal im Rahmen eines (durchaus interessanten) Workshops – das fand ich spannend, aber für meinen “normalen Workflow” zu viel Aufwand. Dazu kommt, dass ich die Chance haben möchte, auch mal einen Farbfilm zu verwenden, das ist zum Heimwerken dann doch ein bisschen zu abgefahren.

    Ich schicke meine Filme zu MeinFilmLab, das ist ein kleines Labor, die halbwegs bezahlbar Filme entwickeln und gleich in den Frontier-Scanner stecken, mit dem sie (meiner Erfahrung nach) für 35mm-Film weit bessere Ergebnisse bringen als jede Flachbett-Daheimlösung.

    Beispiele:
    http://photos.kaiser.me/albums/i-shoot-film/

    Aber interessant finde ich das “selber machen”-Thema dennoch, also weiter so, ich bin seit Jahren begeisterter Leser/HS-Hörer!

  2. Die Abstreifzange hat mir schon einige Filme mit “Oberleitungen” – sprich durchgehenden Kratzern – versehen :-( .
    Im Profilabor wo ich auch ausgebildet wurde und arbeite haben wir immer ein Bad mit Netzmittel (z.B.: Tetenal Mirasol, Ilford Ilfotol oder Agfa Agepon) als letzten Schritt der Entwicklung gemacht. Das Netzmittel muss nur Tropfenweise dem Wasser beigegeben werden und bewirkt dass sich keine Tropfen auf dem Film bilden.
    Danach Film tropfnass aufhängen.

    Spezialtipp: Wenn´s echt schnell gehen soll kann man das Wasser auch durch 70% Isopropanol ersetzen dann trocknet der Film in 2 Minuten.

  3. Glückwunsch! Solltest Du Schwierigkeiten haben, den 120er Film auf die Spule zu bekommen, habe ich einen kleinen Tip: Knick den Film am Anfang auf der ganzen Breite ein paar Millimeter. Ich bin am Anfang fast wahnsinnig geworden…

    1. Wie das Set funktioniert hat, kannst Du in meinen Beiträgen zum ersten und zweiten Film lesen: https://foto.nsonic.de/tag/panschen/ – auch beim dritten Film ist das Set erwähnt :)
      Welche Dose? Die, die ich fotografiert und hier im Beitrag gezeigt habe :D – Oder gibt es etwas spezielles was Du wissen möchtest? Schwarz, lichtdicht, roter Deckel, mit herausnehmbarem Griff um die Spule in der Dose zu drehen wobei sie auch auf und ab bewegt wird – habe ich aber noch nicht genutzt.

      1. Lieber Boris, von welcher Firma ist die Dose? Sagt aber nicht von Spürsinn! Als Fotoopa bin ich in einer Zeit fotosozialisiert, da gab es mehr als eine Entwicklungsdose – Paterson, Kaiser, Jobo etc.

  4. Hallo, ich fotografier im Moment analog und bringe die Filme immer zu DM und lass sie mir entwickeln. Würde aber gerne anfangen sie selbst zu entwickeln. Hier zu meine Frage, kann ich mit deiner Beschreibung auch meine normalen Farbfilme entwickeln? Oder gehen die dann kaputt?
    Ganz liebe Grüße

    1. Moin Janet,

      Nein, das klappt mit Farbe so nicht. Ich meine, das Prinzip ist genau gleich, für Farbe sind es aber mehr Einzelschritte, andere Chemikalien und die Temperatur des Wassers ist sehr entscheidend für die Farbwiedergabe.
      Schau mal auf die Filmdose, ob da was von C-41 steht, dann kann man das mit Übung auch selbst machen wie oben für s/w beschrieben.

      Such dazu mal nach „c41 farbnegative entwickeln“ – da solltest du im Internet Quellen für die Chemie und genaue Anleitungen finden :) viel Spaß

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